Von Salzburg nach Wien
Mittwoch, 21. April 2023 – Etappe 6: Grossraming -> Hollenstein an der Ybbs (28 km)
Halbzeit der Weitwanderung! Im Groben könnte man sagen, dass die Hälfte des Weges von Salzburg bis Wien geschafft war. Doch ich hegte Zweifel daran, dass sich auch die Anstrengungen in der Mitte der Unternehmung befanden. Die Wettervorhersage für die kommenden Tage prognostizierten täglich Temperaturen über 30 Grad Celsius, meine Beine waren schon müder geworden und die kommenden Etappen würden wieder länger werden. Auch optisch, wenn ich mir die Österreichkarte vor mir betrachtete, meinte ich, noch nicht die Hälfte des Landes durchschritten zu haben.
Für heute stand mit 28 Kilometern nochmals eine kürzere Etappe an. Ich verliess den Gasthof Kirchenwirt und gelangte über den steilen Dorfsteig hinunter zur Enns. Im Lebensmittelgeschäft deckte ich mich mit Getränken und Brotzeit ein, bevor ich auf die Südseite des Flusses wechselte. Hier folgte ich der Nebenstrasse bis Anger/Weghaus, wo ich über eine Brücke abermals die Uferseite querte.
Es folgte ein schöner Wegabschnitt bis zur Ortschaft Weyer, wo ich erneut im Spar meinen Getränkevorrat auffrischte. Im historischen Örtchen stattete ich auch der Sparkasse einen Besuch ab. Ich musste sichergehen, dass meine Debitkarte noch bzw. richtig funktionierte. Denn sie wurde heute beim Bezahlvorgang schon zweimal abgelehnt. Ein Reisen ohne Zahlungsmittel ist nicht so sexy und kann sehr schnell unangenehm werden. Um 300 Euro Bargeld reicher und einer wieder funktionierenden EC-Karte, startete ich sorglos auf den nächsten Streckenabschnitt zum heutigen Zielort Hollenstein an der Ypps.
Es hatte bereits 30 Grad Celsius und das Thermometer sollte noch weiter steigen. “Was tue ich mir hier nur an, ein Vergnügen ist das nicht mehr”. Auf meinem weiteren Weg nach Hollenstein legte ich zweimal einen Bade- und Schattenstopp ein. Ich hatte heute genügend Zeit, um die Route zu bewältigen, und musste nicht einen Sonnenstich riskieren. Ich konnte es gemütlich nehmen.
Wiederum kam der Begriff Eisenstrasse auf. Überall wurde touristisch dafür geworben und gab es architektonische Kunstwerke aus Eisen am Wegesrand. Auch die Wanderwege auf den Karten und die Strassennamen trugen die Inschrift “Eisenstrasse”. Wikipedia vermag dazu folgendes zu berichten:
Die österreichische Eisenstrasse ist eine Erlebnisstrasse – grossräumig gefasst – im Dreiländereck Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark. Sie wird als Marke auch als die Tourismusregion verstanden, die das Traun- und Mostviertel sowie die östliche Obersteiermark umfasst, was der Region Eisenwurzen und ihrem Umraum entspricht. Historisches Zentrum ist der steirische Erzberg, dessen wirtschaftliche Bedeutung in der Vergangenheit die umliegende Region prägte, und sich vom Alpenvorland von Steyr bis westlich St. Pölten bis in das Obere Murtal erstreckt. Heute sieht man die Region im allgemeinen Sinne im Dreieck Wels, Mariazell und Leoben, womit die Eisenstrasse weitgehend östlich an das Salzkammergut anschliesst.
Ich befand mich also genau in diesem Gebiet und wanderte auf vielen dieser Wege nach Osten. Nun wusste ich Bescheid.
Früher, als die Tage zuvor, erreichte ich mein Etappenziel bereits um 16:00 Uhr. Auch hier ging ich schnurstracks in den Spar, um Getränke einzukaufen. Der Durst war gross! Dann suchte ich meine reservierte Unterkunft, den Rettensteinerhof auf. Die Dame begrüsste mich, zeigte mir das Zimmer und erwähnte nebenbei, dass sie mich bereits auf meiner Wanderung gesehen hätte! Sie war Busfahrerin und muss mich wohl einige Male “überholt” haben.
Als sie fragte, um welche Zeit ich gerne das Frühstück hätte, sagte ich vorsichtig zwischen sechs und sieben Uhr. Schliesslich sollte es morgen noch wärmer werden, da wollte ich möglichst früh los! Erneut überraschte sie mich in dem sie sagte, dass 06:00 Uhr ganz gut passen würde. Sie fährt wenig später die Buslinie nach Linz am See. Als ich Ihr sagte, dass dies auch mein Ziel sei, fragte die gute Dame, ob ich nicht gleich mitfahren mochte? Dankend wies ich ab, mein Ziel war es, mit eigenen Füssen nach Wien zu kommen! Evtl. hätte ich mich anders entschieden, wäre sie Mitte 20 gewesen :-) Sympathisch war sie ohnehin.
Dem Tipp, das Strandbad an der Ypps heute Nachmittag aufzusuchen, folgte ich jedoch. Dies obwohl ich, um da hinzugelangen, wieder einen Kilometer laufen musste. Es sei unbedingt einen Besuch wert, erst recht bei diesem Sommerwetter. Sie hatte recht! Das Strandbad war wunderschön angelegt mit einer rauschenden Stromschnelle und einem tieferen Badebecken dahinter. Im Beizli gab es Snacks und einen Bierhahn, welcher fleissig bedient wurde!
Zu Abend ass ich im Gasthaus Traube. Es gab Cordon-bleu mit Pommes und Salat. Was deftiges, damit ich Kraft für den nächsten Tag hatte. Vor dem Schlafengehen, wusch ich all meine Kleider. Ich hatte mir im Spar eine Tube Rei gekauft. Mal schauen, ob morgen die Wäsche trocken und sauber sein wird.