Von Salzburg nach Wien
Samstag, 17. April 2023 – Etappe 2: St. Wolfgang im Salzkammergut -> Ebensee (37 km)
Der Himmel war vom gestrigen Regenschauer noch immer bedeckt. Es war eine gute Entscheidung nicht früh loszumarschieren und das Frühstücksbuffet abzuwarten. Kurz nach 08:00 Uhr brach ich schliesslich auf. Ganz einsam wanderte ich den Wolfgangsee entlang nach Osten bis zur Erhebung Bürgl. Dort traf ich auf die sehr liebevoll und gut ausgebaute Bürglsteinpromenade, auf welcher ich bis Strobel folgte.
Von hier an ging mein heutiger Weg mehr oder weniger immer entlang eines Flusses. Erst die Ischl, welche in Bad Ischl mit der Traun zusammenfliesst, dann entlang der breiteren Traun bis zur Mündung in den Traunsee. Doch bis ich den Traunsee erreichen würde, musste ich erst noch weitere 30 Kilometer abspulen.
Ich folgte also der Wanderwegbeschilderung entlang der Ischl bis Bad Ischl. Mal links, mal rechts des Ufers, weitgehend zum Leidwesen meiner Füsse auf asphaltierten Strassen. Kurz vor Ischl traf ich auf das Restaurant Pfandl, wo ich für einen Kaffee und Topfenstrudel einkehrte. Hier wurde im 12. Jahrhundert Salz gesotten und auch Sissi war zu Lebzeiten des Öfteren hier eingekehrt. Zu ihrer Ehre wurde hier der Elisabethenwaldweg errichtet, welcher über den Kavalierberg nach Bad Ischl führt.
Um Punkt 12:00 Uhr lief ich in Bad Ischl ein, wo mich der Klang der schaukelnden Kirchenglocken begrüsste: Ich war hier also willkommen. Lange verweilte ich an dem sehr touristischen Ort nicht. Einzig einen Abstecher in die Apotheke unternahm ich zwangsweise. Denn ich konnte es nicht glauben: die erste Blase kündigte sich an. Dies obwohl ich mit den gleichen Schuhen schon viel längere Distanzen unternahm. Komisch! Aber nun war ich mit einer grossen Packung Blasenpflaster ausgerüstet.
Der Wegweiser am Strassenrand verriet mir, dass es bis nach Ebensee noch fünf Stunden dauern würde. Das beruhigte mich und ich legte erst mal einen Halt ein. Die Strecke würde ich problemlos schaffen. Frisch gestärkt, die Blase bepflastert, die andere Blase geleert, startete ich auf den Soleleitungsweg; der Wanderweg mit der Nummer 406.
Doch wirklich schön und für Wanderer gut begehbar wurde dieser erst ab Langwies. Bis dahin quält der Wandersmann auf geteertem Untergrund seine Füsse und muss aufpassen, dass er nicht von einem motorisierten Fahrrad überfahren wird, da sich Fussgänger und Zweiradfahrer die Strasse teilen. Umso mehr war ich überrascht, wie ursprünglich und wunderschön der weitere Verlauf des Soleleitungswegs sich bis Ebensee gestaltete. Ein grosses Lob an den Kultur- und Verschönerungsverein, welcher diese Strecke unterhält.
Mein heutiges Ziel war die Südspitze des Traunsees mit der Ortschaft Ebensee. Dort hatte ich im geschichtsträchtigen Landhotel Post ein Zimmer reserviert. Der erste urkundliche Eintrag im URBAR der Herrschaft ORTH, erfolgte anno 1526 als "TAVERN IN DER LAMBAT". Der erste Wirt wurde "Vogel zu Obmsee" genannt. Von Kaiser Franz Josef, der in Ebensee gerne zur Jagd ging, bis zu den Salzschiffern und Reisenden, logierte und speiste jeder in diesem Haus. Und in dieser Nacht sogar ein Schweizer, der zu Fuss unterwegs nach Wien war.