Von Salzburg nach Wien
Freitag, 16. April 2023 – Etappe 1: Salzburg -> St. Wolfgang im Salzkammergut (42 km)
Zwei linke Wandersocken? Was, das kann doch nicht sein! Hatte ich mein Gepäck doch so minuziös ausgesucht und vorbereitet. Ist dies ein gutes oder schlechtes Omen? Auf jeden Fall passte der linke auch auf den rechten Fuss.
Um 07:30 Uhr startete ich nach einem kurzen Studium der heutigen Route. Bereits wenige hundert Meter später traf ich auf den grossen Mirabellgarten, welcher um diese Uhrzeit nur vom Gartenpersonal besucht wurde, die den Rasen mähten und die Pflanzen gossen. Ein Privileg hier alleine unterwegs zu sein.
Über die Salzach gelangte ich ins Stadtzentrum des historischen Salzburgs. Andere Städte umgehe ich normalerweise im weiten Bogen. Doch der ehrwürdigen Stadt an der Salzach muss man einfach immer wieder einen Besuch abstatten. Sie ist schlichtweg schön und sehenswert. Auch wenn man nur kurz, so wie ich, auf der Durchreise ist.
In der Bäckerei Holztrattner gab es einen Cappuccino und einen Topfenstrudel. Nachdem ich meinen Zuckerspiegel mit einer obligaten Mozartkugel zum Frühstücksdessert erhöhte, verliess ich die Innenstadt. Meine Route führte entlang dem Kapuzinerberg in Richtung Koppl. Hierzu passierte ich den Gaisberg und den mir gut bekannten Nockstein in der Talebene auf der Nordseite. Vor 14 Jahren hatte ich mal eine Wanderung zusammen mit Tanja auf den markanten Felsriegel unternommen. Von Koppl ging es dann weiter nach Hof mit dem nächsten Ziel: Fuschelsee.
Manchmal passieren Dinge, die beweisen, dass es neben dem Zufall auch höhere Gegebenheiten gibt. Vor einem halben Jahr las ich in einer Zeitschrift folgendes Zitat von Dalai-Lama: "Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nie warst." Diesen Satz notierte ich mir mit dem Kredo, dieser Empfehlung auf der nächsten Weitwanderung Folge zu leisten. Nur nicht einmal im Jahr, sondern jeden Tag!
So lief ich heute vor mich her und sagte mir im Selbstgespräch: "an der nächsten Bank machst Du halt und trinkst was". Als die nächste Bank kam und ich meinen Rucksack darauf abstellte bemerkte ich ein Schild wo darauf stand: "Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nie warst.“ Dies war für mich ein Zeichen, dass es richtig war, die Wanderung zu unternehmen und ich erfolgreich sein werde. Auch mit zwei linken Socken.
Es war ein Glücksfall, dass just in dem Moment als ich das Seeufer des Schloss Fuschl erreichte auch das kleine Elektro-Passagierboot eintraf. Da überlegte ich nicht lange und schon bald sass ich auf dem Bötchen, welches mich in 30 Minuten auf dem türkisblauen Wasser nach Fuschl am See übersetzte. Dort gab es dann im Café & Restaurant zum Jakob einen Salat mit Fisch aus dem See.
Apropos… “Hofküchensee” wurde der Fuschlsee zu den Zeiten genannt, als noch Salzburgs Erzbischöfe das Schloss Fuschl zu Jagdausflügen nutzten. Das bedeutete, dass der gesamte Fischfang aus dem See ausschliesslich für die Tafel des Erzbischofs bestimmt war – ein Beweis für die besonders gute Qualität der Fische aus dem glasklaren Wasser des Fuschlsees. Heute leben 14 verschiedenen Fischarten im Fuschlsee, wie z.B. der Saibling oder der Ranken.
Gestärkt schritt ich nach dem leckeren Mittagessen auf dem Fernwanderweg E4 weiter nach St. Gilgen und erreichte gegen 16:00 Uhr den Wolfgangsee. Hier ging ich abermals an Bord eines Passagierschiffes und genoss die Fahrt im lauen Sommerwind in der herrlichen Landschaft zu den Orten Fürberg, Falkenstein und weiter nach St. Wolfgang im Salzkammergut, wo ich ausstieg.
In diesem extrem touristischen Ort hatte ich im legendären Hotel "Schwarzes Rössl" ein Zimmer gebucht. Dort drehte 1961 Franz Antel den Film „Im schwarzen Rössl am Wolfgangsee“, wodurch das Hotel seine bis heute andauernde Berühmtheit erlangte. Das Deluxehotel "Im Weissen Rössl" konnte ich mir leider nicht leisten.
In St. Wolfgang gibt es eine grosse Auswahl an Restaurants. Ich entschied mich für den Hubertus Keller. Im urchigen Ambiente mit Hirschgeweihen an der Wand, verspeiste ich ein Wildragout. Dazu sang - nicht gerade passend - Eros Ramazzotti. Doch dem Essen tat dies nichts an. Mit vollem Bauch war ich nach einem kurzen Spaziergang schon bald zurück im Hotelzimmer des Schwarzen Rössls.