Von Bregenz nach Innsbruck
Montag, 21. September 2020 – Etappe 7: Seefeld – Innsbruck (26 km)
Das Gewitter mit dem heftigen Regen von gestern Nacht hatte sich verzogen und der Himmel war wolkenfrei. Ein weiterer prächtiger Tag brach an und es wurde langsam hell. Wieso ich das so genau weiss? Die halbe Nacht kämpfte ich mit einer „unsichtbaren“ Mücke die Freude daran hatte, in meine Ohren zu fliegen. Vermutlich roch es da besonders gut oder sie war satanisch veranlagt. Auf jeden Fall war die Nacht nicht sonderlich schlafreich.
Um 09:30 Uhr startete ich in Seefeld. Neu mit im Gepäck ein Lunchpaket mit zwei Sandwiches, welche unliebsam vom Küchenpersonal zusammengestellt wurden. Vermutlich hatten die auch eine schlechte Nacht hinter sich.
Ich erfreute mich am bezaubernden, jungfräulichen Morgen. Um diese Jahreszeit benötigt die Sonne viel länger, bis sie ihre Höhe erreicht und entsprechend wirkt die Umgebung des anbrechenden Tages viel länger rein, unberührt und frisch.
Bei Auland folgte ich einem schönen Wanderpfand, welcher steil hinunter in Richtung Eigehofen dem Niederbach entlangführte. Bald konnte ich das breite Tal, den Inn und die Autobahn A12, welche nach Innsbruck führte, erspähen.
Kurz vor dem Tal wechselte ich auf einen Höhenweg, welcher mich immer westwärts folgend zu der Ortschaft Zirl führte. Nun hatte ich die Talsohle erreicht und den schönsten Wanderteil der Etappe hinter mir.
Bevor ich mich auf das langweiligere Flachstreckenwandern einliess, machte ich auf einer Bank in der Nähe der Kirche bei Zirl eine Pause. Es dauerte nicht lange bis sich eine ältere Frau dazusetzte. Sie fragte mich aus was ich hier machen würde, woher ich kam und wohin ich wollte. Und sie erzählte interessante Fakten über Zirl, wie sich die 8'000 Einwohner-Marktgemeinde in den letzten Jahren veränderte, ehe sie weiter zum Senioren-Mittagstisch zog.
Der nun gefolgte Streckenabschnitt entlang der Autobahn zwischen Zirl und Völs war erwartungsgemäss eintönig, langweilig und lärmig. Ich nahm mein IPhone zur Hand, montierte die Kopfhörer und lud Musik von Tinariwen. Zu den traditionellen, rhythmischen Klängen der Tuareg verfiel ich fast in Trance und spurte die geschätzten fünf Kilometer bis zum Flughafen von Kranebitten souverän ab.
Am Inn gönnte ich mir schliesslich die allerletzte Pause vor meinem Wanderzielort Innsbruck. Die Sonne schien an diesem Nachmittag nochmals so richtig runter und verbreitete hochsommerliche Temperaturen und Gefühle. Ich kühlte derweil meine Füsse im Inn und schmierte die letzten Reste meiner Sonnencreme auf die Haut.
Schliesslich näherte ich mich dem Zentrum der Innsbrucker Stadt. Immer mehr Menschen und Hunde schritten, wie ich, an der Strandpromenade des Inns entlang und das aufkommende Grossstadttreiben holte mich langsam zurück aus der Welt des einsamen Wanderers.
Ich überschritt die Universitätsbrücke und gelang wenig später zur Triumphpforte, wo meine Wanderung das geplante Ende nahm. Hier startete ich am 25. Juli 2017 zur Weitwanderung nach Salzburg, welche ich in fünf Tagen und weiteren 187 Kilometern hinter mich brachte.