Menorca - Inselumrundung auf dem Camí de Cavalls

Samstag, 20. April 2024 - Etappe 4: Cala en Bosc - Cala Morell, 36.5 km

Das Frühstück richteten wir uns im Appartement her, ehe wir kurz nach 08:00 Uhr losliefen, um die Westküste Menorcas zu erkunden. Vorbei an dem imposanten Far d'Artrutx, nahmen wir die nächste Tagesetappe nach Cala Morell unter die Gummisolen unserer Trailrunning-Schuhe.

Dominik läuft in Sa Caleta ein.
Dominik läuft in Sa Caleta ein.

Als wir die Küste erreichten, trafen wir auf den frontal auf uns zukommenden Nordwind (Tramontane), welcher uns fortan ein lästiger Begleiter sein würde. Als Zwischenziel hatten wir Ciutadella de Menorca im Sinn. Es war die letzte Einkaufsmöglichkeit und auch ein Ort, wo es nochmals Restaurants geben würde.

Auf dem Weg dahin wanderten wir an den Siedlungen Cala Blanca, Cala Santandria und Son Blanc vorbei. Besonders die letzteren beiden sind wunderschöne Destinationen, um das glasklare Wasser in herrlicher Sand- und Felsenumgebung zu geniessen. Zumindest in der Nebensaison; wie es Sommer hier zu- und hergehen würde konnten wir nur erahnen.

Torre des Castellar
Torre des Castellar
Kaffee und Süsses in Ciutadella de Menorca.
Kaffee und Süsses in Ciutadella de Menorca.

Aber auch Ciutadella de Menorca hat uns aussergewöhnlich gut gefallen. Keine Hotelbunker, dafür kleine Gassen, grosse Plätze, ein malerisch gelegener Naturhafen, prachtvolle Paläste, arabische Arkaden und mittelalterliche Gebäude bestimmen das Stadtbild. 

Wir setzten uns an einen sonnigen Platz auf der Plaça dels Pins und liessen uns von Kaffee und Süssgebäck der Bäckerei Tot Bo verwöhnen. Dann verliessen wir die lebendige Altstadt und schritten auf Teerstrassen zum Vorort Cala en Blanes, wo wir für die kommenden Tage unseren Vorrat einkaufen wollten.

Das Landschaftsbild verändert sich im Westen.
Das Landschaftsbild verändert sich im Westen.
Pont d'en Gil
Pont d'en Gil

Doch je mehr wir uns vom Zentrum entfernten, desto ausgestorbener wurden die Quartiere. Schliesslich mussten wir feststellen, dass die von uns herausgesuchten Lebensmittelgeschäfte allesamt geschlossen hatten und wir einen 45-minütigen Umweg in Kauf nehmen mussten. Doch auf diesen Schlenker mussten wir uns einlassen, da wir unbedingt Verpflegung für zwei Mittag- und ein Abendessen sowie vier Liter Wasser pro Person benötigten. Vorabklärungen hatten ergeben, dass bei unserem heutigen Übernachtungsort Cala Morell kein Restaurant geöffnet hat und keine Einkaufsmöglichkeit besteht.

Mit beladenen Rucksäcken starteten wir gegen 14:00 Uhr auf das letzte Drittel des heutigen Weges. Dabei tauchten wir in einen völlig neuen Landstrich ein. Der Westen ist eine karge, schroffe Landschaft, die jedoch gerade deswegen wunderbar einsam daherkommt.

Bewohnt wird die steinige und trotzdem farbenfrohe Region von Schafen, welche sich von dem wenigen Grünzeug ernähren, welches den widrigen Bedingungen trotzt und der Steinwüste die reizvollen Farbtupfer verleiht.

Sicherlich trug das sonnige Wetter dieser Aussage bei, denn bei Wind und Regen wäre mein Urteil vermutlich anders ausgefallen.

Interessante Punkte auf der Wegstrecke nach Norden waren die Pont d'en Gil, ein Felsentor im Meer, der Far de Punta Nati und das Kreuz der Général Chanzy, welches an die Schiffstragödie erinnert.

 Am Hafen von Ciutadella de Menorca.
Am Hafen von Ciutadella de Menorca.
Das Kreuz der Général Chanzy
Das Kreuz der Général Chanzy

Aus Wikipedia: Die Général Chanzy war ein 1892 in Dienst gestelltes Passagierschiff der französischen Reederei Compagnie Générale Transatlantique(CGT), das Passagiere, Fracht und Post von Marseille nach Algier beförderte. Am 10. Februar 1910 sank die Général Chanzy vor der Baleareninsel Menorca, als sie durch einen heftigen Sturm gegen ein Riff geworfen wurde und die Kessel explodierten. Von den 156 Passagieren und Besatzungsmitgliedern überlebte nur ein einziger.

Dieser hielt sich an einem Wrackteil fest, bis er am folgenden Tag an Land gespült wurde. Kurz darauf wurden Schiffe an den Unglücksort geschickt, um nach weiteren Überlebenden zu suchen. Sie fanden jedoch nur Wrackteile und zum Teil entsetzlich zugerichtete Leichen. Nur zehn konnten noch identifiziert werden.

Bald ist die heutige Etappe geschafft. Im Hintergrund die Häuser von Cala Morell.
Bald ist die heutige Etappe geschafft. Im Hintergrund die Häuser von Cala Morell.

In Folge des Unglücks wurde in der Nähe von „Cala es Morts“ drei Jahre nach dem Schiffbruch, der Leuchtturm Punta Nati errichtet. Also jener Leuchtturm, an dem wir gerade vorbeigegangen waren.

Der Weg zu unserem Zielort Cala Morell zog sich dahin. Kurz vor dem Ortseingang besichtigten wir noch ganz kurz die „Coves prehistorics“. Diese prähistorischen Höhlen sollen bereits 1500 v. Chr. als Wohnhöhlen und Grabstätten gedient haben.

Spektakulärer Sonnenuntergang mit Sicht auf den Elefantenfelsen.
Spektakulärer Sonnenuntergang mit Sicht auf den Elefantenfelsen.

Um 18:00 Uhr kamen wir dann in unserem Appartement der Sestorretes Überbauung an. Auf dem sonnigen Balkon gab es schliesslich unser mitgenommenes Abendessen, bestehend aus Salami, Käse und Brot.

Wenig später durften wir einen spektakulären Sonnenuntergang mit Sicht auf den Elefantenfelsen, die schroffen vorgelagerten Klippen und den lieblichen Ort mit seinen weissen, im felsernen Steilhang eingebetteten Ferienhäusern miterleben.

Route

Etappe 4
Etappe 4

Weitere Fotos vom Samstag, 20. April 2024