Inselhopping & El Hierro

Donnerstag, 09. September 2010

Ein erster Ruhetag nach der Inseldurchquerung stand an. Nach einem gemütlichen Frühstück, starteten wir eine grosse Aufräumaktion. Von nun an hatten wir wieder die Reisetasche als Transportmittel, jeder seine eigene Toilettentasche und seinen eigenen Kleidersack. Auch hatten wir pro Person wieder vier paar Schuhe und viele Kleider! Für was eigentlich? Die letzten Tage waren so einfach!

Die schöne Hotelanlage des Jardin Tropical Tecina
Die schöne Hotelanlage des Jardin Tropical Tecina

Das Hotel Jardin Tropical Tecina hatte auch einen grossen, schönen Aussenbereich direkt am Meer mit Meerwasserbecken und Restaurant. Um dahin zu gelangen fuhr ein langer Lift im Felsen von der Klippe hinunter zum Strand. Der Lift und die Treppe konnten aus einem James Bond Film stammen, so originell wurde die Anlage in den Fels eingebaut.

Hier liessen wir es uns also gutgehen. Auch eine Runde Minigolf gehörte dazu. Am Nachmittag besuchten wir nochmals den Strand und den Dorfplatz von Santiago und gönnten uns in der Bar, wo wir gestern auf unseren Zieleinlauf anstiessen, das eine oder andere kalte Corona!

Abendessen auf der Terrasse
Abendessen auf der Terrasse

Obwohl es erst 19:00 Uhr war, hatten wir wieder so einen Kohldampf, dass wir auf dem Rückweg ins Hotel von der Lobby gleich ins Restaurant einbogen. Hier bekamen wir einen tollen Platz auf der Terrasse, wo wir den anschliessenden Sonnenuntergang in vollen Zügen und mit vollen Bäuchen geniessen konnten.

Weitere Fotos vom Donnerstag, 09. September 2010

Freitag, 10. September 2010

Schon wieder packen! Heute verliessen wir die Insel La Gomera leider schon. Die 11 Tage vergingen wie im Fluge, hatten wir bis anhin doch schon so viel erlebt.

Noch einmal genossen wir das reichhaltige Frühstücksbuffet des Jardin Tropical Tecina. Dann packten wir unsere sieben Sachen – nun ja zugegeben, es waren ein wenig mehr – und checkten aus. Das Gepäck deponierten wir an der Rezeption während wir am Swimmingpool noch ein wenig entspannten.

Der Hafen von Playa de Santiago
Der Hafen von Playa de Santiago

Emilia wollte in der Zwischenzeit schon viel mehr. So begnügte sie sich nicht mehr nur mit Krabbeln, sondern wollte ständig aufstehen und startete die ersten Gehversuche. Die ersten Schritte konnte sie mit unserer Hilfe bereits hinter sich bringen. Auch im Wasser plantschte sie mit den Füssen wild herum und die Froschbewegungen mit den Beinen gaben ihr bereits ein wenig Antrieb, um vorwärts zu kommen

Auf halb vier bestellten wir ein Taxi, welches uns zum Hafen fuhr und wo eine Stunde später die Fähre nach San Sebastian startete. In San Sebastian warteten wir auf die Anschlussfähre nach El Hierro. Dies war eine grosse Fahrzeugtransportfähre, wo auch Lastwagen verschifft wurden. Mit ein paar wenigen anderen Leuten stiegen wir über die grossen Autodecks ein. Über eiserne Treppen ging es bis zum Personendeck hoch. Dies war natürlich nicht für Kinderwagen gedacht. Emilia machte grosse Augen als wir sie im Buggy umher hoben.

Warten im Hafen auf Fred Olson (die Fähre)
Warten im Hafen auf Fred Olson (die Fähre)

Die Überfahrt nach El Hierro dauerte 90 Minuten und war problemlos. Beim Aussteigen waren wir gespannt, ob der Agent von CICAR, wo wir unser nächstes Auto reserviert hatten bereit stand. Prompt klappte auch dieses Mal wieder alles perfekt. Tanja hatte ein gutes Händchen beim Organisieren gehabt.

Unser Hotel für El Hierro würde das Parador sein, wiederum ein Viersterne Luxushotel, einsam gelegen, direkt an der Küste in der Nähe des Naturdenkmals Roque de la Bonanza. Dieser Parador war ganz speziell klein, familiär und sehr gemütlich eingerichtet. Massenabfertigung, Buffets und Gedränge war hier ein Fremdwort. Das Gepäck brachte der Rezeptionist selbst aufs Zimmer. Diesmal hatten wir kein Zimmer mit Meerblick gebucht, weil es fast 400 Euro mehr gekostet hätte. Aber wir waren dem Rezeptionisten Emilio :-) wohl auf Anhieb so sympatisch, dass er uns trotzdem ein Zimmer mit Terrasse und traumhaftem direktem Meerblick gab.

Gegessen wurde vornehm an kleinen Tischen, wo jeder Gast einzeln bedient wurde. Mehrere Menüs konnten von der Karte ausgesucht werden, welches natürlich auf eigenem Porzellangeschirr des Hauses serviert wurde. Wir fühlten uns hier wie Könige zu Hause bei Freunden.

Gediegenes Abenessen im Parador
Gediegenes Abenessen im Parador

Zum Glück gab es bis 22:30 Uhr etwas zu Essen. Denn als wir dort eintrafen war es bereits 21:00 Uhr. Nach einer kleinen Besichtigungsrunde nach dem Essen, gingen wir alle drei todmüde ins Bett. Es war ein anstrengender Tag mit vielen neuen Eindrücken und einem neuen Zuhause für die nächsten Tage.

Weitere Fotos vom Freitag, 10. September 2010

Samstag, 11. September 2010

Heute gingen wir los die Insel zu erkunden. Nach dem sehr guten Frühstück (eine kleine Auswahl, dafür nur das Beste und dies stets frisch) fuhren wir mit unserem Opel Corsa los.

Der Norden der Insel war das Ziel, weiter kamen wir auf der etwa 20 km langen aber 1500m hohen Insel nicht. Zu viele Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkte luden zum Verweilen ein.

Unsere neue Unterkunft für die nächsten Tage
Unsere neue Unterkunft für die nächsten Tage

El Hierro bot auf wenig Raum eine grosse Vielfalt an Landschaften. Die Palette reichte vom wolkenverhangenen Lorbeerwald über Kiefernwälder und windgepeitschte Ebenen mit Wachholderbewuchs bis zu Vulkankegeln und Kratern. Auf sattgrünen Hochalmen weideten Kühe und Schafe, während auf den Lavafeldern des Südens nur wenige Kilometer entfernt keine Pflanze gedeihten. Wir besuchen den Hauptort Valverde, wo wir die Rundfahrt über Mocanal, Guarazoca und San Adres starteten. Unterwegs besuchten wir auch den Árbol Garoé, der Legende nach ein wasserspeichernder Baum, welcher die Inselbewohner schon mehrere Male vor dem verdursten rettete.

Der legendäre Roque de Bonanza
Der legendäre Roque de Bonanza

Am späteren Nachmittag kehrten wir dann wieder ins Paradies… äh Parador zurück und badeten im Meerwasserbecken. Heute gönnte uns Emilia nichts: abwechselnd schreiend und lachend verbrachte sie den Tag und lies uns keine stille Minute. Ob sie wohl den Rucksack und das Wandern vermisste?

Valverde
Valverde

Später am Abend war sie dann doch so müde, dass wir sie nach dem Abendessen auf dem Zimmer lassen konnten und das mitgenommene Babyphone zum ersten Mal zum Einsatz kam.

Weitere Fotos vom Samstag, 11. September 2010

Sonntag, 12. September 2010

Heute ging die Erkundungstour auf El Hierro weiter. Gleich nach dem Frühstück fuhren wir nach Villa Vallverde und starteten dort die Rundtour um die Insel. Soweit das ging versteht sich. Denn durchgängige Strassen rundherum gab es nicht. Immer wieder muss man auf das hohe Inselinnere – zwar auf geteerten, dennoch schmalen Strassen mit unendlich vielen schmalen Kurven – fahren. Für 10 km benötigt man da schnell mal eine Stunde Zeit. Meist kann nur mit 40km/h gefahren werden.

Affen auf den Bäumen! Endemisch?
Affen auf den Bäumen! Endemisch?

Wir gelangten über San Andrés nach La Frontera, die offiziell zweitgrösste Stadt der Insel. Da Sonntag war, hatten die Geschäfte geschlossen und sowieso gab es auf El Hierro nur das Nötigste.

Wir gelangten über San Andrés nach La Frontera, die offiziell zweitgrösste Stadt der Insel. Da Sonntag war, hatten die Geschäfte geschlossen und sowieso gab es auf El Hierro nur das Nötigste.

Spätestens ab Los Llanillos trafen wir auf keine Landwirtschaftsnutzung, Fabriken oder gar Häuser mehr. Zwar kam westlich der Insel noch Sabinosa, ein Dörfchen, welches an einem Steilhang erbaut wurde, jedoch menschenleer war.

Ab hier war die Landschaft vulkanisch, rau und ungastlich. Ab und zu entdeckten wir ein Sabinar, ein Wacholderbaum, die meistens vom Winde gekrümmt am Boden entlang heranwuchsen.

Unser Ziel war das Santuario de Nuestra Señora de los Reyes. Hier, bei der Ermitage, begann der Camino de la Virgen, ein Pilgerweg quer über die Insel bis nach Valverde. Diesen hatte ich vor morgen zu gehen.

Nun ging unsere Fahrt auf einer schmalen Bergstrasse durch wunderschöne Kiefernwälder nach El Pinar weiter. Wenig später assen wir dort Paella und Tintenfische zu Mittag. Zufälligerweise war an diesem Sonntag ein festlicher Feiertag, der „La Paz, El Pinar“ und die Ortschaft war voller Leute. Ein ungewohnter Anblick.

Das Meerwasserbecken von Caleta
Das Meerwasserbecken von Caleta

Touristen waren übrigens ganz wenige dabei. El Hierro ist ganz klar in einheimischer Hand – und möchte es auch bleiben.

Von El Pinar über San Andrés und Valverde, fuhren wir an das schöne Meerbecken von La Caleta zum Baden. Den Abend verbrachten wir im Hotel. Ich bereitete mich für die morgige Tour vor.

So lässt's sich's Leben! Unser Zimmer endet nur wenige Meter vor dem Meer.
So lässt's sich's Leben! Unser Zimmer endet nur wenige Meter vor dem Meer.

Weitere Fotos vom Sonntag, 12. September 2010

Montag, 13. September 2010

Heute war mein grosser Wandertag auf El Hierro. Der Camino de la Virgen, von der Ermita Virgen de los Reyes nach Valverde stand an! Diese Inseldurchquerung von Südwesten nach Nordosten führt durch die unterschiedlichsten Landschaften: Einsames Weideland und karge Lavagipfel, wolkenverhangenen Lorbeerwald und kleine Hochalmen.

Die Ermitage Virgen de los Reyes. Die Inseldurchquerung geht los!
Die Ermitage Virgen de los Reyes. Die Inseldurchquerung geht los!

Aufgrund der Länge des zu bewältigenden Höhenunterschieds ist die Tour sehr anstrengend. Es sind 870 Meter im Aufstieg und 1000 Meter im Abstieg auf einer Stecke von etwa 28 km zu meistern. Auf der Stecke, für die man so in etwa 9 Stunden ohne Pausen einplanen muss, gibt es auch keine Verpflegungsmöglichkeit, nur ein paar Quellen, an denen man den Wasservorrat auffüllen kann.

In der Nebelzone. Bald erreiche ich genügend Höhe um in der Sonne weiter zu marschieren
In der Nebelzone. Bald erreiche ich genügend Höhe um in der Sonne weiter zu marschieren

Der Camino de la Virgen ist jedoch viel mehr als ein Wanderweg! Er ist der Pilgerweg von El Hierro. Alle vier Jahre pilgern auf dem „Weg der Jungfrau“ tausende von Herreños zur Hauptstadt Valverde. Doch heute war mein Tag.

Es war bereits abgemacht, dass Tanja mit Emilia nicht mitkommt. So eine Monstertour war nichts für die beiden. Ich war ihr dankbar, dass ich gehen dufte und sie alleine auf Emilia aufpasste. Eine Aufgabe, die zurzeit nicht einfach war. Dazu kam, dass ich jemanden benötigte, der mich zum Ausgangsort hinfuhr, eine Fahrt von 1,5 Stunden! ÖV gab es hier nicht.

Auf dem Camino de la Virgen
Auf dem Camino de la Virgen

Die Ermitage Virgen de los Reyes ist die westlichste Kapelle von Europa und extrem abgelegen. Nur der Faro de Orchilla – ein Leuchtturm – befand sich noch am Endzipfel von El Hierro. Der Faro de Orchilla ist ein rötlicher Leuchtturm an der Westküste El Hierros. Bis zum Jahr 1883 galt dieser Ort als der westlichste der bekannten Welt. Der Leuchtturm Faro de Orchilla war damit für viele Seefahrer vergangener Jahrhunderte das letzte Zeichen der ihnen bekannten Welt. Das Leuchtfeuer wird heute elektronisch gesteuert, bis ins Jahr 1997 war dafür noch der Leuchtturmwärter zuständig, der täglich am Faro de Orchilla anzutreffen war.

Auf dem Pico de Malpaso. Mit seinen 1500 Metern der höchste Punkt auf El Hierro
Auf dem Pico de Malpaso. Mit seinen 1500 Metern der höchste Punkt auf El Hierro

Nach dem Frühstück fuhren wir also zu dritt dahin. Die Fahrt durch die grünen Kiefernwälder war einmal mehr ein Erlebnis. Um 10:15 Uhr startete ich schliesslich auf „meinen“ Pilgerweg. Es ging gleich auf einer Piste steil bergauf. Bald befand ich mich in den Wolken und riesige Nebelfetzen windeten mir um die Ohren. Es ist nicht einfach zu beschreiben, wie sich das anfühlt, wenn man „in den Wolken“ ist. Überall hafteten kleine Wassertöpfchen an meinem T-Shirt, den Haaren und auf den Armen. Die Sichtweite war noch etwa 5 m, es windete und ich war gut schweizerisch gesagt „pflatsch nass“.

Immer schön der Höhenlinie folgen...
Immer schön der Höhenlinie folgen...

Langsam erreichte ich den Nebelwald und mir wurde klar, dass die Theorie mit dem Wasserauffangen an den Bäumen und Pflanzen doch stimmt. Denn unter den Bäumen und Sträuchern tropfte es regelrecht. Man brauchte nur die Hand oder einen Kessel darunter zu stellen und schon hatte man Wasser. Ist die Natur nicht genial?

Nach etwa einer Stunde hatte ich den Nebel und die Wolken hinter mir. Ich wanderte nun über der Wolkendecke. Mein unmittelbares Ziel war der Montaña de los Humilladeros auf 1293 m. Die Umgebung wechselte schneller als ich darauf achten konnte. Mal lief ich auf Vulkanasche, mal auf festem Gestein, und dann wieder über Wiesen, wo Hirten ihre Ziegenherden weiden liessen. Ich passierte die Fuente del Binto, welche jedoch ausgetrocknet war. Von da konnte ich das nächste Ziel, den Pico de Malpaso, schon gut sehen.

Einblick in andere Welten
Einblick in andere Welten

Nach gut drei Stunden erreichte ich den höchsten Punkt El Hierros, welcher sich mit stolzen 1502 m präsentierte. Hier war ich schon hoch über den Wolken, welche den Norden der Insel und den Ort El Golfo bedeckten. Dafür hatte ich ein tolles Panorama auf die Süd- und Westseite.

Ich schritt voran und löschte den Durst an der Fuente de los Reyes, wo sogar ein Wasserhahn mit Schild montiert war. Hier befand sich auch das Cruz de los Reyes, wo während der Inselprozession ein zweistündiges Picknick zelebriert wird. Da ich noch keine Pause benötigte, schritt ich auf dem Lavaschotter weiter. Unter mir machte sich der Kiefernwald breit und es bot sich dank den über mir vorbeiziehenden Wolken ein prächtiges Farbenschauspiel.

Das Landschaftsbild wechselte bei der Überquerung mehrmals. Ebenso die Farben.
Das Landschaftsbild wechselte bei der Überquerung mehrmals. Ebenso die Farben.

Je näher ich San Andrés kam, desto flacher wurde die Umgebung und Weideland hielt Einzug. Die Herreños unterteilten die Grundstücke mit aus Lavasteinen errichteten Steinmauern. Jedoch sah ich in keinem dieser Gehege irgendwelches Vieh? Spuren waren zwar viele zu sehen doch heute versteckten sich wohl alle vor mir. Viele Weiler waren leer, Felder nicht mehr gepflegt und die Häuser verlassen. Es war mir ein Rätsel, aber ein schönes, denn hier fand ein Wanderer noch Ruhe und ein Hauch von ursprünglicher, sagenhafter Natur.

Steiler Abstieg auf der anderen Inselseite. Das Ziel (Villa Valverde) ist nahe!
Steiler Abstieg auf der anderen Inselseite. Das Ziel (Villa Valverde) ist nahe!

Ab dem fast verlassenen Dörfchen Tiñor ging es dann steiler runter zu meinem Ziel der Santa Maria de la Conception in Villa Valverde. Die Inselhauptstadt erkannte ich erst kurz vor dem Eingang, denn inzwischen war ich schon wieder in dichten, feuchten Wolken. Nicht umsonst heisst es hier Valverde – grünes Tal. Oft ist es wolkenverhangen, dafür jedoch sehr grün dank der Feuchtigkeit.

9 Stunden später und 28686 Meter weiter nordöstlich. Ich war am Ziel!
9 Stunden später und 28686 Meter weiter nordöstlich. Ich war am Ziel!

Vorbei an riesigen Feigenbäumen lief ich die Treppen hinunter zu Kirche. Es waren genau 9 Stunden seit meinem losmarschieren vergangen. Stolz stand ich vor der Pilgerwegmarkierung die nach Nordosten 0 Meter und nach Südwesten 28686 Meter anzeigte. Ich war am Ziel!

Bei ein, zwei eiskalten Cervezas wartete ich auf Tanja und Emilia. Am Abend assen wir ein letztes Mal im mit dem Michelin-Stern ausgezeichneten Hotelrestaurant.

Abschied von El Hierro. Wir trinken auf dieses kleine Inselparadies, welches uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Abschied von El Hierro. Wir trinken auf dieses kleine Inselparadies, welches uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Weitere Fotos vom Montag, 13. September 2010