Ibiza 2017
Felsklettern über dem Meerwasser der Balearischen Inselperle Ibiza.
Donnerstag, 27. April 2017
Einmal mehr zog es mich auf die Balearische Insel Ibiza zum Klettern. Obwohl ich schon zweimal hier war, waren und sind noch viele lohnende Begehungen von Kletterrouten vorhanden. Dank der Neuauflage des Ibiza-Kletterführers von Rainer Klingner, sind wieder neue Routen bekannt und alte, welche bis anhin zum Klettern nicht empfohlen wurden, saniert. Die Insel hatte also auch noch für künftige Besuche genügend Potential.
Tanja und ich wollten vor dem grossen Touristenansturm auf die Insel kommen. Entsprechend schwierig waren die Flugverbindungen in dieser Jahreszeit dahin, da wir nicht eine ganze Woche dort verbringen konnten. Schliesslich wollten wir unsere Kinder nicht zu lange meinen Eltern aussetzen – und umgekehrt natürlich auch ;-)
Am Donnerstagmittag brachte uns Hanspeter zum Flughafen Basel-Mulhouse, von wo wir mit dem Flieger der Fluggesellschaft Vueling nach Barcelona jetteten. Nach einem Aufenthalt ging es schliesslich weiter nach Ibiza, wo wir kurz vor 18:00 Uhr auf dem Flughafen Eivissa eintrafen.
Die nächsten Tage nächtigten wir im Viersterne-Ressort Grand Palladium wo wir ein Zimmer mit Pool- und Meerblick hatten. Die ganze Anlage war auf den all-inclusive Pauschaltourismus ausgerichtet und entsprach weder qualitativ noch anderweitig unseren Erwartungen. Irgendwie hatten wir uns mal spät nachts zur Wahl und Buchung dieses Hotels durchgerungen. Nun hatten wir ein goldenes Plastikarmband und gehörten zur sehr grossen Hotelcommunity. Das hatte jedoch auch etwas Gutes an sich. Denn es war wirklich alles Inklusive. Getränke, sämtliche Mahlzeiten in allen 4 (!) hoteleigenen Restaurants, die Lunchpakete, Strandtücher, etc. etc.
Nach dem Einchecken stürzten wir uns dann auch gleich auf das grosse Buffet ehe wir uns ins Zimmer zurückzogen. Neben der Musik der Sportbar (7x24h Betrieb!), dem feiern der Partygäste und dem stetigen Fluglärm (das Hotel befindet sich in unmittelbarer Nähe der Landepiste) fanden wir schliesslich auch Schlaf. Die nächsten Nächte würden angenehmer werden, da wir jeden Abend von unseren Ausflügen so müde sein werden, dass der Lärm uns gar nicht mehr stören würde.
Freitag, 28. April 2017
Das Wetter und auch die Prognosen der nächsten Tage waren nicht so frühlingshaft. Zwar Regnete es nicht, aber die heutigen maximalen 15 Grad Celsius fühlten sich mit der stetigen Biese frisch an. Doch gemäss dem Wetterbericht sollte es jeden Tag ein wenig freundlicher werden und das Thermometer in drei Tagen sogar 23 Grad anzeigen.
Als erstes statteten wir der Inselhauptstatt Eivissa einen Besuch ab. In zahlreichen Läden wurde geshoppt und auch der Festung einen Besuch abgestattet. Dann fuhren wir weiter zur Küstenstadt Santa Eulalia. Hier sollte es direkt am Meer der Klettersektor Siesta befinden. Gemäss dem Kletterführer wurden die Routen saniert und die alten rostigen Bohrhaken durch neue ersetzt.
Der Zustieg nach Siesta war sehr originell eingerichtet. Über selbst gefertigte Leitern, welche mit diversen Eisenstangen und Stahldrähte gesichert sind, steigt man hinunter bis auf Meereshöhe. Glücklicherweise blies hier der Wind nicht. Denn bei stürmischen Verhältnissen kann die Brandung des Meeres schon mal bis zum Felsfuss hinspritzen.
Erwartungsgemäss war niemand anders hier und so konnten den extrem scharfkantigen und gripigen Felsen ganz für uns alleine beanspruchen. Es war fabelhaft sich an den kleinen und grossen spitzigen Ecken hochzuangeln. Nur mussten wir stets aufpassen, dass wir uns keine Kratzer holten, schliesslich mussten die Hände und Finger noch ein paar Tage herhalten.
Gekletterte Routen:
- Tres monos sabios (5b)
- Camino del mono (5b)
- Pinocho (5c)
- Columpio de monos (6b, Nachstieg)
- Culo rojo de mono (5c)
Im Anschluss ans Klettern fuhren wir ins Zentrum von Santa Eulalia und tranken in einem Restaurant einen guten Kaffee. Der weckte bei uns gleich wieder die Kauflust und so erreichten wir schliesslich gegen Abend mit zwei weiteren Einkaufstüten das Hotel. Vor dem Abendessen kehrten wir noch in der Sportbar ein und probierten den dortigen Mochito und das Hausbier. Dann war Duschen und Abendessen angesagt.
Weitere Fotos vom Freitag, 28. April 2017
Samstag, 29. April 2017
Der Rampa de Torre im Inselnorden war unser heutiges Kletterziel. Ursprünglich wollten wir am Vormittag dort einige Routen Klettern und dann am Nachmittag im Sektor Es Vedra des Kletterspots Buda die Nachmittags- bzw. die Abendsonne geniessen.
Doch wie so oft kam es anders. Die Anreise nach Puerto de San Miguel verlief problemlos. Wir Parkten das Auto nach einigem Überlegen auf dem Verbindungsdamm zur Halbinsel Isla de Bosc und marschierten westwärts über grosse Felsbrocken dem Wasser entlang. Erst unterwegs wurde mir klar, dass dieser Zugang nicht wir ursprünglich gedacht zur Abseilstelle führte, sondern von unten an den Sektor führte.
Da der "Weg" jedoch bereits vor uns lag und die Umgebung sagenhaft schön war, überlegten wir nicht lange und folgten den Anweisungen des Kletterführers. Bald kam die beschriebene "schwierigere" Stelle, welche mit drei Bohrhaken abgesichert war. Die Nutzten wir natürlich, denn unter uns toste bereits das Meer und die aufspritzenden "Zungen" des Wassers versuchten uns zu erreichen.
Nix, da. Langsam aber gekonnt kletterten wir über die verschiedenartigsten Felsbänder nach Westen. Die Vielzahl des Felsgesteins war einmalig. Leider kannte ich die meisten davon nicht, aber über Sand-, Kalk-, Lava-, Kristallgesteine etc. war alles dabei. Immer wieder sahen wir auch Fossilien in den Gesteinsmassen welche an das Leben lange, lange vor unserer Zeit erinnerte.
Bald hatten wir die schwierigsten Stellen hinter uns gebracht und konnten staunend in den Felshöhlen unterhalb der über hundert Meter hohen Felswand voranschreiten. Dank den bekannten Koordinaten fanden wir den Sektor schliesslich nach etwa 40 Minuten.
Wir überlegten was wir uns machen sollten. Erst die Einseillängen direkt über dem Wasser klettern oder erst die Route hoch auf das Felsplateau? Wir entschieden uns für letzteres und stiegen in die Route Walking Home mit der Variante 2 ein. Alle vier Seillängen waren etwa im vierten Schwierigkeitsgrad und machten auch Tanja Spass.
Nach dem erklettern der unteren Platte wurde die Route immer alpiner. Zur Freude von mir, denn der Schwierigkeitsgrad erlaubte auch einige Interpretationen. Einzig den Steinschlag mussten wir im Visier haben. Denn hier hielt nicht viel. Ringsherum ging immer wieder mal etwas hinunter und auch in unserer Route war einiges an losem Gesteine anzutreffen.
Als die Route erfolgreich gemeistert worden war, suchten wir sehr lange nach der Abseilstelle der Route Little Nose. Doch wir fanden nur den Stand der Route Futorama bzw. ein paar rostige Hacken welche nebenan irgendwo hinführten? Der Stand der Futorama war zum Abseilstand jedoch nicht eingerichtet, weshalb wir einen Karabiner und Schlinge montierten, welche wir später wieder abholen würden.
Erst als mir beim Abseilen die Felswand fünf Meter entfernt war, und ich in der Luft rund 100 Meter über dem Meer hing, sah ich die richtige Abseilroute. Sie befand sich etwa fünf Meter links von mir. Tja, nun war es schon zu spät; ich wollte nicht mehr hoch prusiken und hoffte, mit dem Seil einen weiteren Stand in der Route Little Nose zu erreichen.
Zum Glück schaffte ich dies schliesslich. Der Stand war natürlich auch nicht zum Abseilen eingerichtet. Also opferten wir einen älteren Karabiner und eine Schlinge. Die Sicherheit ging vor. Als ich schliesslich weiter abseilte, befanden sich die Seilenden bereits unten im tosenden Meer. Kurz oberhalb des Wassers erreichte ich einen Absatz. Ich war unten. Wenig später folgte auch Tanja. Gemeinsam nahmen wir die die nass gewordenen Seile auf und kraxelten zurück zum Depot, wo sich unser Rucksack und die Schuhe befanden, bzw. noch wichtiger: Die Wasserflache und ein paar Riegel.
Dann ging es wiederum auf den Felsrippen zurück zum Auto. Die schwierigen Passagen sicherten wir erneut und auch der Helm war die ganze Zeit oben. Beim Auto gab es erst mal eine verdiente Cola, ehe wir auf hoch auf den Felsvorsprung fuhren und in 15 Minuten nach einem Abstecher beim Rampa de Torre erneut die Abseilstelle aufsuchten um unser Material abzuholen.
Das ganze Unternehmen kostete mehr Zeit als angedacht aber bescherte uns auch ein unerwartetes, tolles Abenteuer. Nach dem wir beim Auto noch einen Teil unseres Lunchpaketes verspeisten, fuhren wir zurück zum Hotel. Dort wartete schon ein Caipirinha und ein kühles Bier in der Sportbar des Hotels. Leider war es fast zu kalt um draussen noch zu sitzen; gerade am 16 Grad zeigte das Thermometer an. Dafür gab es am Abend was feurig Heisses im mexikanischen Restaurant.
Weitere Fotos vom Samstag, 29. April 2017
Sonntag, 30. April 2017
Das heutige Klettergebiet am Cap Creu befand sich nur etwa einen Kilometer vom Rampa de Torre entfernt. Der Anfahrtsweg nach San Miguel war also derselbe wie gestern. Doch der Zustieg befand sich hinter dem Wohngebiet von Na Xamena weit oberhalb des Meeres.
Mit unserem Toyta Yaris fuhren wir die teilweise steile Strasse bis zum Grossen Parkplatz auf dem sogenannten Cap Creu. Hier folgten wir einem schmalen Pfad auf dem Bergrücken und gelangten anschliessend über spitzige und ebenso scharfe Felsbrocken durch Dickicht zum Felsabbruch. Dabei wiesen uns willkommene Steinmännchen den Weg.
Die Abseilstelle der Route Schmiedelino fanden wir problemlos und die Stände sowie auch die Absicherungen waren in top Zustand (Erschliessung zwischen 2005 und 2012)! Leider blieb unser Seil aufgrund der scharfkantigen Felsen gleich beim ersten Mal Abseilen hängen, sodass ich wieder hinaufklettern musste um es zu lösen.
In den folgenden zwei Abseilaktionen waren wir erfolgreicher. Die Stände waren gut erkennbar und nach einiger Zeit befanden wir uns oberhalb der Brandung. Heute war es sonniger als die Tage zuvor und das Meer leuchtete in einer türkisblauen Farbe unter uns.
Nach einem Riegel und Schluck Wasser starteten wir mit der ersten Seillänge der Route Schmiedelino nach oben. Der Fels war genial: Rauh, Kantig, mit Briefkästen und Sanduhren versehen. Einfach traumhaft. Auch das Niveau war in den folgenden sechs Seillängen sehr homogen (5b, 5b, 5b, 5a, 5c, 5a). Am Ende der fünften Seillänge war sogar ein Routenbuch vorhanden. Laut diesem waren wir die ersten Begeher in diesem Jahr (im ganzen letzten Jahr waren es total acht Seilschaften welche sich eintrugen).
Für das Klettern benötigten wir mit zwei Stunden fast solange wie für den Zustieg und das Abseilen. Als wir oben ankamen waren wir froh, dass wir endlich die Kletterschuhe ausziehen konnten. Nach den letzten drei Klettertagen waren unsere Zehen schon ein wenig beansprucht.
Der Rest des Tages wollten wir am Meer verbringen. Doch im Inselsüden war es bereits wieder bewölkt, sodass es nur ein Spaziergang im Sand kam. An der Sportbar wurden wir jedoch für unsere heutige Klettertour mit Burger, Chicken Wings und Bier belohnt.
Den Abend genossen wir im Hotelrestaurant Portofino gleich oberhalb des Strandes.
Weitere Fotos vom Sonntag, 30. April 2017
Montag, 01. Mai 2017
Einmal mehr zog es uns in die Region rund um Na Xamena. Waren wir von den vergangenen drei intensiven Klettertagen schon ein wenig müde geworden, suchten wir heute was Einfacheres in der Sonne. Denn heute versprach die Wetterprognose das erste Mal 13 Stunden Sonne. Das mussten wir nutzen, auch wenn wir schon ein wenig groggy waren.
Der Kletterspot Cala Na Xamena, weit unterhalb der sehr schönen Hotelanlage La Hacienda bot sich daher optimal für uns an. Hier befanden sich acht Sportkelterrouten zwischen dem fünften und sechsten Grad, welche nach Westen ausgereichtet und somit die Felsen am Nachmittag in der Sonne waren.
Am Morgen schliefen wir erst einmal aus, ehe wir in dem grossen Decathlon in Eivissa einkaufen gingen. Benötigen wir doch so einiges für unsere Sommerferien für die Kinder und uns selber. Dann fuhren wir auf dem bekannten Weg nach Norden bis San Miguel. Hier versuchten wir die noch vorhandene Müdigkeit durch einen Kaffee wegzutrinken, doch der Café con Leche regte eher den Darm als den Geist an.
Ganz anders als wir vom Parkplatz in der Nähe des Hotels Hacienda losliefen. Die Sonne stand schon hoch, der Ausblick auf das tiefblaue Meer im Visier und das Plätschern des Meers in der Ferne. Langsam stiegen wir den steilen Pfad hinunter. Lange, denn der Kletterfels befand sich etwa 10 Meter über Meereshöhe, doch war aufgrund der Klippen war hier an Baden nicht zu denken. Gut so, denn wir hatten die Badetücher im Auto vergessen.
Nach gut 20 Minuten erreichten wir den Felsfuss. Die ersten zwei Seillängen kletterten wir noch im Schatten, doch dann standen uns alleinig die Routen im prächtigsten Sonnenschein zur Verfügung. Unter uns preschten die Wellen in die Brandung und gaben unserem Klettern einen ganz besonderen Touch, der schon fast bedrohlich war.
Doch wir liessen uns nicht beirren, schliesslich waren wir das Meer von den letzten drei Tagen als stetiger Begleiter beim Klettern gewohnt. Das Highlight des Spots war die Route Naranjada (5c) welche über 30 Meter hochging und über sensationelle Felsqualität verfügte. Aber auch En recuerdo de Herbert (6a) mit 28 Metern, welche ich mittels einiges Stopps schaffte war mehr als genial! Ich wünschte es gäbe mehr so lange Route in dieser Felsqualität!
Gekletterte Routen:
- Natacha nunca te veo (4c)
- Espero a Teah (5a)
- Naranjada (5c)
- En recuerdo de Herbert (6a)
Verschwitzt erreichten wir das Auto nach dem steilen Aufstieg. Zeit für einen Besuch am Meer genauer gesagt an in der Bucht des Port de Benirras. Hier konnten wir uns sonnen und baden, ehe uns der Hunger in den Beach Club Elements Ibiza trieb. In diesem sehr chilligen und schönen Etablissement gab es auch einen Teller Miesmuscheln und frittierten Tintenfisch. Dazu einen Aperol Spritz und ein grosses kaltes Estrella Bier! Man soll es sich schliesslich am zweitletzten Ferientag gutgehen lassen.
Zum Abendessen schlugen wir nochmals am Buffet des Palladiums zu. Vollgefressen ging es schliesslich ins Bett.
Weitere Fotos vom Montag, 01. Mai 2017
Dienstag, 02. Mai 2017
Zeit für den Abschied. Unser Direktflug ging um 14:00 Uhr los und landete zwei Stunden später wieder in Basel. Wir schliefen nochmals aus, packten die Reisetaschen und verköstigten uns nochmals am grossen Frühstücksbuffet.
Die Reisetage sind immer mühsam und zeitintensiv. Doch einige Tage Auszeit zu zweit sind sie allemal wert! Erst recht, wenn man sich auf die wunderschöne Natur der Insel einlässt und dabei das Leben geniesst.