Von Wien nach Budapest
Mittwoch, 26.06.2024 Etappe 8: Esztergom (Gran) – Dobogókö, 21 km
Heute dauerte es länger, bis ich am Morgen auf die Beine kam. Es waren drei Kaffees und ein ausgiebiges Frühstück vom exklusiven Buffet notwendig. Ich hatte selten so ein vielseitiges und leckeres Buffet in einem Hotel wie im "Mediterraneo Luxury Room Esztergom" gesehen. Um 09:00 Uhr lief ich schliesslich los. Beim Coop kaufte ich noch Getränke für den Tag, dann tauchte ich in eine neue Landschaft in einem neuen Land ein.
Die Szenerie, die mich heute erwartete, hatte nichts mehr mit dem zu tun, was ich die letzten Tage erleben durfte. Aus den flachen Weiten mit Getreide-, Mais- und Sonnenblumenfeldern wurden Hügel und Berge. Abwechslungsreiche 600 Höhenmeter erwarteten mich und auch meine Beine freuten sich auf diese Abwechslung.
Kurz ausserhalb der Stadt bog ich in dichten Wald ein und sofort ging der Forstweg steil hoch. Als die erste Anhöhe geschafft war, erwarteten mich üppige, blühende Wiesen, auf denen Pferde weideten. Eine Szenerie wie sie bei uns im Jura anzutreffen ist.
Die Gegend hier ist bekannt zum Wandern und gut ausgeschildert. Vorausgesetzt, man versteht die Hieroglyphen der Markierungen. Eine simple Nummer wäre m. E. die einfachere Variante gewesen, statt die Markierung der Wanderwege mit diesen sonderbaren, asiatisch wirkenden Symbolen vorzunehmen (siehe Foto). Wie dem auch sei. Ich kam sehr gut voran und weite Teile der heutigen Wanderung verliefen im Wald, was die immer noch anhaltende Hitzewelle ertragbarer machte.
Auf dem ganzen Weg von ausserhalb Esztergom bis zur Ortschaft Pilisszentlélek traf ich auf keine Menschenseele. Es war faszinierend so allein unterwegs zu sein. Dichtestress war anscheinend auch auf den Wanderwegen in Budapest ein Fremdwort.
Da ich gut vorankam, wollte ich eine längere Mittagspause einlegen. Doch dies war immer ein schwieriges Unterfangen. Eine Problematik, welcher Unsereins so gar nicht kannte. Bereits die Tage zuvor war dies eine Herausforderung, denn es gibt nirgends eingerichtete Picknickstellen, Bänkchen oder Ähnliches. Erschwerend kam hinzu, dass es im Wald oder am Waldrand jeweils zu viele Mücken hatte, um zu pausieren. An diesen Schattenplätzen hatte ich schon Schwierigkeiten bei einem Pipi-Stopp. Kaum blieb man stehen und lässt die Hose runter, schon kommen diese Viecher! Und in der Hose wollte man sie schon gar nicht haben.
In der Sonne gab es keine Mücken, aber dort war es zu heiss! Am besten hielt man auf einem schattigen und windigen Hügel, wo die Insekten weggeblasen wurden. Oftmals setzte ich mich auch einfach mitten auf den Weg. Es kam eh niemand!
Bereits gegen 13:00 Uhr erreichte ich die Ortschaft Pilisszentlélek. Dort wurde anscheinend ein Film gedreht, denn zahlreiche Kameraleute, Busse, Equipment, ja sogar ein Foodtruck stand am Strassenrad. Dies hatte mich neugierig gemacht und ich recherchierte im Nachhinein im Internet. Anscheinend wurden in dem 300-Seelen grossen Dorf bereits mehrere Filme und Serien verfilmt. Was jedoch spannender ist und aus meinen Recherchen hervorging war das Geschichtliche. So wurde das Gebiet bereits in prähistorischer Zeit besiedelt und die sogenannten Pálos-Ruinen aus vergangener Zeit können heute noch besucht werden.
Ich schritt weiter meinem heutigen Zielort Dobogókő entgegen. Es ging nochmals steil hoch und ich schwitzte, obwohl die Sonne langsam von einer dicken Wolkendecke zugezogen wurde. Es herrschte eine hohe Luftfeuchtigkeit und man spürte regelrecht die geladene Energie zwischen Himmel und Erde. Lange würde es nicht mehr dauern und das angekündigte Gewitter losbrechen.
Ich schaffte es nicht mehr im Trockenen mein Gasthaus Platán Panzió in Dobogókö zu erreichen. In strömendem Regen erreichte ich die Terrasse des Restaurants, wo der Wirt damit beschäftigt war, die Sonnenschirme und die vielen Sitzkissen ins Trockene zu bringen. Ich war der einzige Hotelgast in dieser Nacht und konnte bereits das Zimmer beziehen. Den restlichen Tag ruhte ich mich aus. Draussen regnete es heftig und ich war sehr froh, dass ich nicht mehr rausmusste und im Hotel etwas Warmes zu Essen bekam.