Von Wien nach Budapest
Donnerstag, 20.06.2024 Etappe 2: Fischamend – Wolfsthal, 35.5 km
Der gestrige Vorfall mit den Mücken veranlasste mich, Änderungen an der geplanten Route vorzunehmen. Ursprünglich wollte ich heute bei Halsau mit der Fähre auf die slowakische Seite übersetzen, um dort dem nordseitigen Uferweg in Richtung Bratislava zu folgen. Doch auf ein ähnliches Erlebnis wie gestern hatte ich ganz und gar kein Bedürfnis.
Um 08:00 Uhr startete ich zum Nachbarort Maria Elend. Bereits da führte der Wanderweg teilweise dem Fluss Fisch entlang und ich wurde von freudigen Mückenschwärmen erwartet. Anfangs versuchte ich die putzigen Erdenmitbewohner zu ignorieren, doch bereits nach kurzer Zeit waren meine Beine und Arme schwarz punktiert durch die Insekten. Es war nicht mehr auszuhalten.
Ich überwand mich - auch auf die Gefahr hin, einige Mückenstiche zusätzlich einzufangen - kurz stehen zu bleiben und meinen Faserpelz anzuziehen, damit wenigstens meine Schultern und Arme bedeckt waren. Natürlich befand sich der Hoodie zuunterst im Gepäck und es verging eine gefühlte Ewigkeit, in der mich die Tiere quälten, bis ich das Kleidungsstück ausgepackt und angezogen hatte. Mit aufgezogener Kapuze und Brille wanderte ich schliesslich spasslos weiter. Kurz vor Maria Elend erreichte ich endlich wieder die Strasse und ich versprach mir fortan, nicht mehr im Wald oder am Waldrand entlang weiterzugehen.
Ich fand ruhige und schöne alternative Wege, welche parallel zur Hauptstrasse entlang durch Agrarlandschaft und biodiverse Wiesen führten. In der Ortschaft Regelsbrunn kehrte ich in der kleinen Imbissbude “Treffpunkt” ein, wo ich mir einen Kaffee gönnte. Aus dem Radio klang “Vielen Dank, für die Blumen” von Udo Jürgens. Ein Zufall nach dem gestrigen Grabbesuch? Ich dankte nicht für die Blumen, sondern für den Kaffee und schritt weiter.
Es folgte ein toller Streckenabschnitt über ausgedehnte Weizenfelder, aus denen riesige Windräder zur Stromgewinnung, wie Blumen aus den Feldern, ragten. Am Eingang der Ortschaft Petronell-Carnuntum traf ich auf das Heidentor, ein spätantikes Siegesdenkmal der Römer aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Die Ursprünge der Siedlung selbst gehen auf ein römisches Militärlager zurück, das der spätere Kaiser Tiberius im Jahre 6 n. Chr. als Winterlager errichtete. Carnuntum entwickelte sich im Anschluss zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert n. Chr. zu einer Grossstadt an der nördlichen Grenze des Römischen Reichs und zählte in der Blütezeit etwa 50’000 Einwohner.
Im Garten des Gasthofs zum Heidentor ass ich dann mein erstes Gulasch der Wanderung und ruhte mich etwas aus. Die letzten Kilometer über Bad Deutsch-Altenburg und Hainburg an der Donau nach Wolfsthal zogen sich in die Länge. Mit müden Beinen kam ich beim Hotel FIDI an. Der freundliche Empfang, die tolle Lage neben dem Sportplatz und der Tatsache, dass ich im hauseigenen Restaurant etwas zum Nachtessen erhalten würde, hob meine Stimmung wieder an.
Am Vormittag liebäugelte ich noch mit dem Gedanken, am Abend mit dem Taxi nach Bratislava zu Fahren. Doch ich war zu müde und nutzte die Zeit für die Routenplanung und suchte mir gezielt Sehenswürdigkeiten heraus, welche ich morgen beim Vorbeiwandern besichtigen würde.