Montag, 14. Juni 2021 - Etappe 4: Bülach - Winterthur (20 km)
Es dauerte zwei Monate, ehe meine Wanderung von Basel nach Bregenz weitergehen sollte. Dazumal brach ich die Tour aufgrund des prognostizierten schlechten Wetters ab. Das diese Schlechtwetterperiode jedoch vier Wochen andauern würde, ahnte ich damals noch nicht.
Nachdem der Frühling in diesem Jahr ersatzlos ausgelassen wurde und von einer Woche zur anderen der Sommer da war, zog ich wieder los. Der Wetterbericht versprach für die nächsten zwei Wochen hitzige Temperaturen, somit konnte ich getrost mit wenig Kleidern und mit kleinem Rucksack losziehen.
Gekleidet in kurzer Hose und Trägershirt fuhr mich Tanja dankenderweise hinunter nach Liestal. Dies ersparte mir Zeit bei der Hinreise nach Bülach - die Ortschaft wo ich die Etappe 3 beendete. Doch in Olten sollte es mit der raschen Anfahrt fertig sein… die Gleise seien defekt, daher würden die nächsten Züge nicht nach Fahrplan fahren und es käme zu nichtvorhersagbaren Verspätungen.
Ist es schon so heiss, dass sich die Schienen verbiegen? Vermutlich hat sich eher jemand vor den Zug geworfen. Etwas was leider häufig vorkommt, wenn man mit seinem Leben nicht zufrieden ist und man (endgültig) etwas daran ändern möchte.
Schliesslich kam ich noch in Bülach an. Dort, wo ich meine Tour am 11. April beendete. Genau am Bahnsteig nahm ich die Fährte auf und folgte dem Wanderweg in Richtung Embrach.
In diesem lieblichen Mittelland folgte ich dem sehr gut ausgeschilderten Wanderweg zum Fluss Töss. Von hier aus war es ein einfaches Unterfangen, den weiteren Weg nach Winterthur zu finden. Ich musste einfach dem Gewässer flussaufwärts folgen.
Doch erst legte ich unterhalb von Dättikon eine Mittagspause ein. Die halbe Stunde im Schatten tat mir gut. Ich war die Hitze noch nicht gewohnt.
Die Töss wurde von den Menschen in den vergangenen Jahrzehnten regelrecht kanalisiert. Weite Strecken führen schnurgerade durch das Gelände und das Flussbecken wurde mit Steinen, Betonmauern, Staubereichen und Schwellen kastriert. Beim Vorbeigehen war ich der Meinung, dass die Aufbesserung möglicher natürlicher Lebensräume der Tiere nicht richtig angegangen wird bzw. keine Wirkung zeigt.
Doch wenig später entdecke ich eine Informationstafel, wo folgendes geschrieben stand: „Wir wissen heute, dass sich die Natur nicht organisieren lässt. Jeder Eingriff in bestehende Verhältnisse zieht Folgen mit sich, die wir nicht in ihrer ganzen Tragweite voraussehen können. Deshalb wurde hier ganz bewusst auf tief einschneidende Veränderungen verzichtet. Die Töss und ihre Umgebung erhalten jedoch wieder die Möglichkeit, sich frei zu entwickeln, die Fesseln sind abgenommen.“.
Die Wegwahl erwies sich als Erfolg. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, dass rund dreiviertel des heutigen Weges auf Naturstrassen verlief. Eine tolle Quote für diesen Streckenabschnitt. Nach vier Stunden erreichte ich schliesslich Winterthur und quartierte mich mitten im Stadtzentrum in das Hotel Krone ein.
Noch vor sechs Uhr plagte mich der Hunger und es trieb mich nach einer kühlenden Dusche raus in die grossartige Altstadt. Die Auswahl an Restaurants und Bars in den grosszügigen, verkehrsfreien Zonen war riesig. Alle hatten sie draussen bestuhlt und es herrschte ein südländisches Flair.
Ich liess mich im Punto et Pasta nieder. Einmal mehr schätzte ich die Plexiglaswände und der vergrösserte Abstand zu den Nachbartischen aufgrund von Corona. So hatte ich meine Privatsphäre und konnte den lauschigen, warmen Abend störungsfrei geniessen.