Bärentrek Trail – Hintere Gasse
Tag 6: Ammertetäli – Iffigenalp – Stiereniffige – Lauenensee – Lauenen – Übernachtung im Hotel Wildhorn
Donnerstag, 11. Juli 2013
Letzte Nacht schlief ich unruhig. Da ich schon um 20:00 Uhr in den Schlafsack kroch, war ich schon wieder um 23:00 Uhr wach. Eine Maus oder irgendein anderes Krabbeltier versuchte an meinen Proviant im Rucksack heranzukommen. Mit dem grellen LED-Licht aus der Stirnlampe teilte ich dann mit, dass ich dies nicht mag. Danach war Ruhe.
Doch über den störenden Wecker war ich gar nicht so unglücklich. Denn über mir offenbarte sich ein reichhaltiger, klarer Sternenhimmel und im Minutentakt entluden sich Wetterblitze am Himmel! Ein einmaliges Schauspiel. Leider war ich zu faul, um mit einem evtl. Schnappschuss so einen Lichterblitz einzufangen.
Um 06:00 Uhr kroch ich schliesslich aus der „Furztüte“ und kochte einen Tee. Dank dem andauernden Föhn war alles trocken, sogar mein durchgeschwitztes T-Shirt von gestern. So konnte ich alles fein säuberlich (na ja) einpacken und den Abstieg in Richtung Zelg beginnen.
Noch bevor ich jedoch den Ort erreichte, ging es auch schon wieder nach oben. Das nächste Ziel war die Iffigenalp, welche den Eingang in das wunderschöne Naturreservat Iffigental markiert. Schroffe Fluhbänder, von denen Wasserfälle stürzen, schäumende Wildbäche und romantische Almen säumten meinen Weg.
Durch ein einzigartiges Naturschutzgebiet näherte ich mich also auf meinem letzten Höhenzug den Berner Alpen und der Grenze zur Romandie. Idyllische Bergseen wie der Iffigensee und der Lauenensee sind nur zwei Highlights, welche ich heute in der vielfältigen und botanisch-artenreichen Landschaft passierte.
Mit der Überquerung der Stiereniffige (2344m) passierte ich auch den letzten „richtigen“ Pass der Wanderung und lies das wildromantische Iffigtal, welches zu den schönsten Tälern der Schweiz zählt und einstmals eine historische Handelsroutenverbindung über den Rawilpass mit dem Wallis darstellte. In modernen Zeiten kam man auf die Idee, diese Verbindung mit einer Nationalstrasse zu optimieren. Aus wäre es gewesen mit der herrlichen Landschaft des Iffigtals. Jede Menge Feinstaub und Lärm hätte diese neue Transitachse mit sich gebracht, die erst am Naturdenkmal des Iffigfalls in eine Tunnelröhre verschwunden wäre. Dank des zähen Widerstandes der Bevölkerung und den sich anbahnenden Schwierigkeiten zum Bau eines Sondierstollens kam es glücklicherweise nicht zu diesem Übel. Der Übergang ins Lauenen- und Geltental bleibt weiterhin in aller Stille dem Wanderer zu geniessen!
Kaum schlug ich in das Lauenental ein, wandelten sich wieder die Landschaften. Über aussichtsreiche Hochalmen, Flachmoore, karge Felswüsten und Steilstufen näherte ich mich langsam dem idyllischen Lauenensee, ein Feuchtbiotop mit seltenem botanischem Bestand. Der Abstieg dahin war jedoch beschwerlich. Ich merkte, dass meine Beine langsam kraftlos waren und auch, dass meine Wanderlust gestillt war. Ich wollte nur noch eines. So schnell wie möglich den Lauenensee erreichen und meine schmerzenden Füsse darin baden.
Als ich schliesslich mein Etappenziel erreichte, ja sogar darin badete, ging es mir wieder besser. Nach einem Bierchen im nahen Restaurant, nahm ich die letzte Stunde Wanderung auf der harten, geteerten Strasse nach Lauenen unter die Füsse. Wie kommt man nur dazu, eine geteerte Strasse Wanderweg zu nennen?
Ein Zimmer im Hotel Wildhorn hatte ich heute Morgen von unterwegs aus reserviert. An wildes Biwakieren in der Naturschutzzone war nicht zu denken, und auch die öffentlichen Hütten oder Gasthöfe waren entweder alle bereits besetzt oder nicht ideal auf meiner Route gelegen.
Ich war total erledigt als ich da ankam. Noch etwas essen, trinken, waschen und dann ins Bett!