Bärentrek Trail – Hintere Gasse
Tag 5: Sunnbüel – Schwarenbach – Engstligenalp – Ammertepass – Biwakübernachtung
Mittwoch, 10. Juli 2013
Um 07:30 Uhr verliess ich heute das Hotel Ermitage, um rechtzeitig die erste Seilbahn nach Sunnbüel zu erreichen. Das Wetter präsentierte sich wieder von der sommerlichen Seite und die umliegenden Berge glänzten in der Morgensonne.
Vielleicht bin ich ein wenig faul geworden, aber irgendwie sah ich es nicht ein, entlang der Seilbahn auf die Alp zu wandern und dabei zuzuschauen, wie die anderen Touristen die einfachere Variante wählten. So war ich also bereits um 08:15 Uhr wieder auf stolzen 2000 Metern.
Ich folgte nun dem bekannten und oft begangenen Sommer- wie Winterwanderweg in Richtung Gemmipass. Beim Berghotel Schwarenbach gönnte ich mir noch eine Cola, bis der wirklich alpine, steil ansteigende und mit Schneefeldern versetzte Weg in Richtung Engstligenalpgrat begann.
Mit dem Übergang vom Kandertal ins Engstligental wechselten auch die geologischen Strukturen. Während sich das Kandertal in Trogform mit steilen Seitenwänden präsentierte, haben weichere, leichter abzutragende Gesteine im Engstligental ein V-förmiges Profil entstehen lassen. Die Siedlungen befinden sich nicht mehr im Talboden, wie Kandersteg und Kandergrund, sondern kleben an den Hängen. Vor allem die westliche Seite ist von Wildbächen stark zerfurcht, die sich leicht in das weiche Schiefergestein der Niesenkette hätten eingraben können. Die schmalen Rippen zwischen den Erosionsfurchen werden Spissen genannt. Früher wurde das Schiefergestein intensiv abgebaut. Der Bedarf an Schiefer ist stark zurückgegangen, doch der Tourismus hat sich als zusätzliche Einnahmequelle etabliert. Im Kessel von Adelboden, lange Zeit nur als Sommerweide genutzt, breitet sich heute ein stattlicher Fremdenverkehrsort aus, bekannt vor allem als Wintersportdestination.
Immer mit Blick auf das mächtige Wildstrubelmassiv, begann ich nach dem Passieren des Tschingellochtighore den Abstieg zur lieblichen Engstligenalp. Das Wetter war trotz einigen Wolken noch immer sonnig und ich entschloss, eine längere Pause einzulegen. Nach einem guten Mittagessen, ein paar Panachés und Kaffee, machte ich mich zwei Stunden später auf in Richtung des Ammertepass (2443m). Kaum war ich losgelaufen, fing es auch schon an zu gewittern und regnen. Ich konnte mich gerade noch in einen nahen Stall retten, war aber trotzdem schon überall nass.
Der Regen schien länger zu dauern und so setzte ich mich hin, las in meinem mitgenommenen Buch weiter und fing schliesslich auch noch an, mein Tagebuch auf dem Notebook zu aktualisieren. Ich war komplett in Gedanken versunken, als plötzlich ein Bauer hineintrat, um Werkzeug für einen defekten Zaun zu holen. Er sagte nur „Aha, Internet“ und musste lachen. In der Zwischenzeit hatte es draussen mit dem regnen aufgehört, so beschäftigt wie ich war, hatte ich es gar nicht bemerkt. Auf ging es also zum – für heute letzten Pass – Ammerte.
Kaum war ich eine Viertelstunde unterwegs, begann es erneut zu schütten. Schutzplatz gab es hier bis zum nächsten Tal keinen. Ich spannte meinen Trekkingregenschirm auf und zog weiter. Den Pass konnte ich nicht wirklich geniessen. Schneefelder beim Aufstieg wurden durch Schutthalden im Abstieg abgelöst. Wie anders es hier im Sommer aussieht, war ich doch erst diesen Frühling zusammen mit Sandro auf den Skiern vom Wildstrubel hier ins Ammertental herunter gefahren.
Ich machte mich langsam auf die Suche nach einem Biwakplatz für die Nacht. Ich wollte die Nacht unbedingt und trotz Nieselregen draussen verbringen, denn für was hatte ich die ganzen Sachen sonst mitgetragen. Immer wieder kamen vom Tal her Föhnwinde und trockneten meine nassen Kleider und die Umgebung. Nach einigem umherschauen, fand ich schliesslich einen grossen Felsbrocken, welcher seitlich einen Überhang hatte, so dass man sich darunter legen konnte. Ein Flüsschen mit Frischwasser war auch in der Nähe. Ideal also.
Nachdem der Biwaksack ausgerollt, die Downmat aufgeblasen und der Schlafsack ausgerollt war, wurde es mir langsam kühl. Zum Kochen war es noch ein wenig zu früh und ich hoffte nun, dass kein Niederschlag mehr eintreffen würde. Die moderne Welt (Niederschlagsradar via Handy) liess Gutes hoffen.