Mittwoch, 20. Juli 2022 – Culloden & Clava Cairns

Heute verliessen wir die Insel Skye. Ziel war die gut 100 Meilen entfernte Stadt Inverness nördlich des Loch Ness. Nachdem wir uns mit Croissants und Bretzeln im Coop eingedeckt hatten, ging die Fahrt los. Wir folgten der A87 bis nach Kyleakin, wo wir die beeindruckende Skye-Bridge abermals passierten und das schottische Festland erreichten.

Culloden Battlefield
Culloden Battlefield

Kurz darauf wechselten wir nordwärts auf die A890 und fuhren durch wunderschöne, einsame und sehr abwechslungsreiche Landstriche. Hier hat der Mensch noch nichts hingebaut, ausser der Eisenbahn, deren Strecke ab und zu der Strasse entlang folgt.

Gerne wäre ich in der Eisenbahn gesessen und hätte meinen Blick auf die Landstriche gerichtet, aber die Fahrt auf der teilweise sehr engen Strasse erforderte die volle Aufmerksamkeit. Doch ab und zu waren die Strassen auch schnurrgerade. Eine Linie in der so endlosen Landschaft. Hier hatte das Wort Weite noch seine ursprüngliche Bedeutung.


Wer nach Schottland reist, sollte die Farbe Grün mögen. Denn e Variationen von Grün gibt es hier in unzähligen Facetten. Vom samten Biedermeiergrün bis hin zum grellen Froschgrün, erblickt man hier im sich stetig wechselnden Sonnenlicht alle deren Abwandlungen. Dazu gehört ebenfalls der immer wieder auftretende Regen, der Niesel oder der Nebel.

Bevor wir zu unserer Unterkunft fuhren, besuchten wir das grosse Schlachtfeld und das Museum von Culloden. Hier fand am 16. April 1746 die grosse Schlacht zwischen britischen Regierungstruppen und aufständischen Jakobiten statt, welche das schreckliche Ende der letzteren bedeutete.

Clava Cairns
Clava Cairns

Damals war Culloden noch ein Moor. Heute ist es eine grosse Wiese, wo Wege und Fahnen in verschiedenen Farben den Verlauf der Fronten der beiden Streitmächte zeigen. Tafeln erklären, wo welcher Jakobiten-Clan stand. Gedenksteine markieren die Gräber der Clans und ihrer Helden.

Die ganze Schlacht dauerte gerade einmal eine Stunde. Dabei fielen etwa 1'500 Jakobiten und die Schlacht ging als Niedergang des Jakobitenaufstandes in die Geschichtsbücher ein. Im sehenswerten Museum wird die Geschichte vor, während und nach der Schlacht noch genauer erklärt und war auf jeden Fall einen Besuch wert.

Greig Street Bridge
Greig Street Bridge

Gleich im Anschluss besuchten wir noch den seltsamen Ort der Clava Cairns. Diese Hügelgräber und Steinkreise zeugen von den Totenkulten der Bronzezeit in Schottland. In jüngster Zeit wieder bekannt geworden wurde der Ort durch die Highlander-Saga Outlander. Hier hatte sich die Autorin Diana Gabaldon von den stehenden Steinen inspirieren lassen.

Unsere Unterkunft für die nächsten zwei Tage war das Castle B&B, welches direkt im Zentrum an einer Strassenallee mit typischen Reihenhäusern zu Hause war. Von hier aus trennten uns nur ein paar Schritte vom Fluss Ness und damit das Geschehen im Zentrum von Inverness. Im Restaurant McBains by the River gab es dann ein vorzügliches Abendessen.

Donnerstag, 21. Juli 2022 – Sightseeing Inverness

Der Name Inverness kommt vom gälischen „Inbhir Nis“ und heisst zu Deutsch: Die Mündung des Ness. Der Fluss fliesst aus dem berühmten Loch Ness, das sich ein Stück weiter südwestlich im Great Glen befindet. Inverness war auch immer ein wichtiger strategischer Punkt im Kampf um Schottland. Wer die Stadt und die Brücke kontrollierte, hatte die Macht über die Highlands.

Am Friedhof der Old High Church.
Am Friedhof der Old High Church.

Unser Citysightseeing begann gleich vor der Haustüre. In nur ein paar Minuten waren wir bei der Greig Street Bridge, einer Hängebrücke, welche die Fussgänger auf die Ostseite des Ness bringt. Dort nahmen wir einen Augenschein der Old High Church, besser gesagt von dem Friedhof davor. Die Grabsteine und das Ambiente dieses leicht erhöhten Platzes mit Sicht auf den Westseite Inverness war irgendwie faszinierend.

Wir schritten durch die Strassen der sehr schönen, gepflegten und sauberen Innenstadt. Ein Besuch in der Markthalle durfte selbstverständlich nicht fehlen. Dort liessen wir Luca beim Barber gleich die Haare schneiden.

In der Markthalle von Inverness.
In der Markthalle von Inverness.

Weiter ging es in Richtung Inverness Castle, welches wegen Sanierungsarbeiten leider geschlossen war. Als "Ersatz" dafür, gab es im Velocity Café – ein trendiges und veganes Café, welches im Nebenraum auch eine Fahrradwerksatt betreibt – Tee und Pancakes zur Stärkung.

Wir hatten noch einen langen Fussmarsch vor uns. Wir bogen ab und schritten hinunter zum Fluss und starteten auf den Ness Island Walk. Dieser führte uns zur Bank Road, vorbei am War Memorial und vielen kleinen Blumenbeeten, die hier liebevoll gepflegt werden.

Auf dem Tomnahurich Cemetery Hill.
Auf dem Tomnahurich Cemetery Hill.

Etwas weiter erreichten wir eine kleine Metall-Hängebrücke, die uns auf die Ness Islands Insel führte. Ein wunderschönes Erholungsgebiet in Stadtnähe. Dahinter, auf der anderen Seite des Ness, befinden sich die vielen Sportanlagen der Stadt.

Wir steuerten den Tomnahurich Cemetery Hill an, welcher in der Geschichte als Hügel der Feen oder Hügel der Eiben bezeichnet wird. Es ranken sich unzählige Geschichten um diesen riesigen Friedhof und alle sind sie schauerlich. Doch uns interessierten die schottischen Folklorelegenden im Vorfeld gar nicht. Erst beim Schreiben dieses Berichtes bin ich darauf aufmerksam geworden.


Wir erwanderten also den Bergrücken, welcher vor noch so langer Zeit durch einen Gletscher geformt wurde. Es dauerte tatsächlich seine Zeit, um den Gipfel des Hügels zu erreichen. Oben angekommen, bescherte uns der Ort neben faszinierenden, wundschönen, originellen, schauerlichen und historischen Grabsteinen eine wundervolle Aussicht auf die Stadt Inverness.

Wieder unten am Hügel, war es nur noch ein Katzensprung zu unserem B&B. Nach dem Duschen machten wir uns abermals auf zur anderen Seite des Ness. Dort hatten wir im Cafe One einen Tisch für das Abendessen reserviert. Weshalb sich das Restaurant Kaffee nennt war uns nicht verständlich. Doch die Fischplatte und die Steaks schmeckten vorzüglich.

Freitag, 22. Juli 2022 – Loch Ness & Whisky Destillerie in Cragganmore

Nach dem Frühstück fuhren wir nach Dores, um dem Loch Ness einen Besuch abzustatten. Hatten wir bis anhin zahlreiche Seen besucht, so hatten wir am berühmten Loch Ness noch nicht viel Zeit verbracht. Von den vielen bekannten und touristischen Orte nahmen wir bewusst Abstand und setzten Kurs auf den Strand von Dores auf der weniger besuchten Ostseite des Sees.

Am Loch Ness.
Am Loch Ness.

Auf einer einstündigen Wanderung erkundeten wir die Ufer des Loch Ness und machten Ausschau nach dem noch immer so berühmten Nessi. Doch Spuren zu dem unbekannten Wesen entdecken wir nicht. Dafür liefen wir nahe dem Ufer entlang durch einen wunderschönen Märchenwald und sammelten verwaschene Holzstücke als Mitbringsel für zu Hause.

Schliesslich verliessen wir die Region rund um Inverness und fuhren nordöstlich in Richtung Nairn. Unser Ziel war die rund 50 Meilen östlich liegende Ortschaft Cragganmore, wo wir am späteren Nachmittag eine Tour durch die gleichnamige Whisky Destillerie gebucht hatten.

Cragganmore Whisky Destillerie
Cragganmore Whisky Destillerie

Es war nicht einfach eine Destillerie zu finden, welche nicht bereits Tage im Voraus ausgebucht und auch Kinder akzeptiert waren. Bei Cragganmore sind wir jedoch fündig geworden. Auf der stündigen Tour durch die Anlage lernten wir den ganzen Prozess der Whisky Herstellung kennen. Anschliessend wurde in der gediegenen Stube von Cragganmore degustiert.

Very Scottish :)
Very Scottish :)

Mälzen: Gerste wird zum Keimen in Wasser eingelegt. Nach der Keimung wird das Malz in einem Ofen getrocknet. Während der Trocknung kann Torf hinzugefügt werden. Die gemälzte Geste wird gekühlt und in einem Lagerbehälter gefüllt, der dann in die Brennerei transportiert wird.

Mahlen: Während des Mahlens werden die Körner der gemälzten Gerste zu dem Mehl Malzschrot gemahlen.

Maischen: Während des Maischens wird das Malzschrot (die gemahlene gemälzte Gerste) in einem Maischkessel mit heissem Wasser vermischt. Es bildet sich eine zuckerhaltige Flüssigkeit namens Stammwürze, die in Gärungsgefässe gefüllt wird.

 


Gären: Die Stammwürze wird gekühlt und mit Hefe angereichert. Daraufhin findet im Gärungsgefäss die Gärung statt. Die Gärung dauert mehrere Tage und in dieser Zeit wird der Zucker in Alkohol umgewandelt. Am Ende der Gärung erhalten wir eine Flüssigkeit namens Bier mit einem Alkoholgehalt von 8-9%. Das Bier wird jetzt zum Brennen in das Brennhaus gebracht.

Destillieren: Im Brennhaus wird der Whisky destilliert. Die erste Destillation findet in der ersten (Rohbrand-)Brennblase statt und erzeugt eine Flüssigkeit, die Grundwein genannt wird. Während der zweiten Destillation wird nun der Grundwein in der zweiten (Freibrand-)Brennblase destilliert. Die daraus entstehende Flüssigkeit wird durch den Spirit Safe geleitet. Nur das Herzstück des Brands wird für den neuen Brand zurückbehalten.

Von Cragganmore nach Carrbridge im Cairngorms National Park, unserem Aufenthaltsort für die nächsten drei Tage, waren es nur noch eine halbe Stunde Fahrt. Wir waren gespannt auf unsere Unterkunft. Wir hatten da im Orchid Place ein Apartment gebucht. Als wir da ankamen, fanden wir in einem Wohnquartier ein ganzes Einfamilienhaus mit kleinem Garten vor, welches wir für die nächsten drei Tage unser zu Hause nennen durften. Es gab sogar für Emilia und Luca ein eigenes Schlafzimmer. So waren alle happy, nach den zahlreichen Übernachtungen der letzten Tage, wo die gesamte Familie in nur einem Zimmer schlief, ein wenig Privatsphäre zu haben.

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