Die Inseldurchquerung

Die Route
Die Route

Etappe 1: São Lourenço

Montag, 17. September 2012

 

Der erste Wandertag lag vor uns. Ziel war die touristische Halbinsel São Lourenço. Nach dem Frühstück galt es erst mal all die Wanderutensilien zusammenzustellen und aufzuteilen. Tanja würde einen 50 Liter Rucksack mit dem Proviant und den Kleidern tragen, ich würde Emilia, ein paar Getränkeflaschen und ein paar weitere Kleinigkeiten buckeln. Da wir am heutigen Tag jedoch wieder nach Machico zurückkehren würden, mussten wir nur sehr wenig mitnehmen.

Wir sind bereit; es kann losgehen!
Wir sind bereit; es kann losgehen!

Mit dem Auto ging es schliesslich über die alte Landstrasse durch den Caniçal-Tunnel nach Caniçal-Zentrum, welches wir durchfuhren und wenig später auf dem Wanderparkplatz der Halbinsel Ponta de São Lourenço parkierten. Noch waren wenige Autos dort, doch der touristische Wanderpfad würde sich bald füllen.

 

Das Wetter war bewölkt und es ging ein starker Wind. Wir hüllten unsere Ohren in die Stirnbänder ein und schützten die Augen mit den Sonnenbrillen ehe wir losliefen. In der Zwischenzeit fuhren einige Busse von Wanderagenturen ein, und der schon fast penibel ausgebaute Wanderweg füllte sich mit Raupenschlangen aus Menschen.

Da wir uns in einem Naturschutzgebiet befanden, war der ausgebaute Weg natürlich in Ordnung. Denn so konnten auch die Sonntagswanderer die tollen Aussichten auf die farbenfrohen, schroffen Felsen und Felsvorsprünge bewundern. Gegen Ende der Wanderung war es dann auch Schluss mit dem "Spaziergang", denn hier ging es nochmals steil hinauf zum 150 Meter hohen Gipfel Morro do Furado, welcher gegen Ende gut gesichert über eine Krete erreichbar war.

 

Nach einer kurzen Pause bei der Casa do Sardinha erreichten wir nach komplett 3,5 Stunden wieder den Ausgangspunkt. Auf den letzten Metern verregnete es  uns noch heftig, doch bei Temperaturwerten um die 25 Grad sowie dem Wind waren die Klamotten bald wieder trocken. Nun hatten wir Hunger. Auf dem Weg zurück nach Machico kehrten wir in Caniçal in einem Restaurant ein und genossen mit zahlreichen Arbeitern und anderen Einheimischen, welche ebenfalls Mittagspause machten, das leckere und gigantisch grosse Menü für nur 5,50 €.

Mit vollen Bäuchen und gut gelaunt ging es schliesslich zurück nach Machico, wo noch Arbeit auf uns wartete. Nämlich die finale Aufteilung unseres Hab und Gutes in "nehmen wir mit auf die Wanderung" und "bleibt im Auto, das kommt ins Depot auf halben Weg". Obwohl wir bereits schon zu Hause mit der Planung der Aufteilung begonnen hatten, blieb noch einiges zu tun. Nach einer Stunde waren wir dann soweit, alles was für unsere zwei Rucksäcke reinkam lag auf dem Bett, der ganze Rest wurde im Auto verstaut.

 

Als Zwischendepot hatten wir uns Encumeada ausgesucht, welches ungefähr in der Mitte nach vier Etappen lag. Jetzt war nur noch die Frage, wie wir von Encumeada wieder zurück nach Machico gelangen würden. Eigentlich dachten wir daran, ein Taxi zurück zu nehmen, was vermutlich nicht einfach zu finden war, war es doch ca. eine Stunde Autofahrt. Doch eine Strasse weiter neben unserem Hotel war eine kleine Autovermietung,  wo wir spontan einen Wagen mit Kindersitz für 50.- Euro Mieten konnten.

Weiter geht's. Im Hintergrund das Casa do Sardinha
Weiter geht's. Im Hintergrund das Casa do Sardinha

Ab jetzt waren wir mit zwei Autos unterwegs. Über die Autobahn erreichten wir bald die Ribeira Brava, dann ging es auf einer Passstrasse steil hoch in Richtung Encumeada. Die Erlaubnis, dass wir ein Auto dort hinstellen durften, hatten wir bereits von zu Hause eingeholt. Wir parkten also das eine Auto mit all unserem Hab und Gut vor dem Gebäude und kehrten im anderen Mietwagen zurück nach Machico. 

 

Das Wetter hatte sich in der Zwischenzeit gebessert, es ging kein Windchen mehr und der Himmel war wolkenfrei. Wir genossen im Restaurant Maré alta direkt an der Strandpromenade bei bestem Fischessen den Abend. Wohlgemerkt, es war das einzige Restaurant an der ganzen Promenade, eine feine, überblickende Angelegenheit.

Abendessen im Maré alta
Abendessen im Maré alta

Weitere Fotos der ersten Etappe

Etappe 2: Von Machico nach Porto da Cruz

Dienstag, 18. September 2012

Nach dem Checkout um 09:30 Uhr im White Waters Hotel ging es mit dem Taxi hoch zum alten Caniçal Tunnel. Zugegeben, die Strecke hätte man auch laufen können, doch wäre dies bestimmt nicht ein Highlight gewesen. Unser heutiges Ziel war Porto da Cruz auf der Nordseite Madeiras. Um 10:00 Uhr starteten wir schliesslich beim Wasserhaus der Levada do Caniçal in westliche Richtung.

An der Levada do Caniçal
An der Levada do Caniçal

Immer in Gegenfliessrichtung gelangten wir durch ein Akazienwäldchen ins Tal der Ribeira Seca hinein. Das erste Ziel war der Boca do Risco. Als wir die sattelförmige Einsenkung am Horizont erreichten, änderte sich die Szenerie schliesslich schlagartig. Vor uns lag die felsige Nordküste, und der raue Atlantik schlug kräftig seine Wellen gegen das Gestein. Wir hatten prima Wetter, keinen Wind und einen blauen wolkenlosen Himmel. 

Am Boca do Risco
Am Boca do Risco

Nun folgten wir dem Küstenpfad in Richtung Westen. Rechts von uns ging es steil hinunter und einige Passagen waren mit Stahlseilen gesichert; doch der Weg war sehr gut ausgebaut und es kam zu keinem Zeitpunkt eine Unsicherheit auf.

Die Blicke hinunter ins tiefdunkle Blau korrelierten mit dem satten Grün der Büsche und Sträucher, welche am schmalen Wegrand wuchsen. Eine Augenweide sondergleichen. Doch bereits nach einer weiteren Stunde war der Küstenpfad zu Ende und wir trafen oberhalb von Larano auf eine Kiesstrasse.

Aussicht auf Porto da Cruz
Aussicht auf Porto da Cruz

Der Weg hinunter nach Porto da Cruz war begleitet von einem tollen Ausblick auf den markanten Adlerfelsen und die kleine Strandpromenade mit Meerwasser-Schwimmbad. Unser Hotel, das Costa Linda, war gut zu finden. Es lag im kleinen Örtchen direkt am Meer. Nur wenige Gebäude säumten die Promenade und es herrschte eine ruhige, verschlafene Stimmung.

Baden im Meerwasserbecken
Baden im Meerwasserbecken

Vom Balkon unseres Zimmers hatten wir einen tollen Ausblick auf die See. Es war wirklich ein kleines Kleinod welches für Abenteuerer und Individualtouristen geschaffen war.

Ausblick vom Hotelzimmer Costa Linda
Ausblick vom Hotelzimmer Costa Linda

Den Rest des Tages verbrachten wir im Meerwasserbecken und im Restaurant am Strand. Emilia rannte herum und beobachtete das Meer mit den Wellen. Ab und zu gingen wir zum nahe gelegenen Spielplatz, doch spätestens als die Sonne unterging und wir eine ganze Flasche Rotwein getrunken hatten, war der tolle Tag auch für uns vorbei. Beim Rauschen der Wellen schliefen wir ein. 

Eindrückliche Abendstimmung
Eindrückliche Abendstimmung

Weitere Fotos der zweiten Etappe

Etappe 3: Von Porto da Cruz über den Adlerfelsen nach Santana

Mittwoch, 19. September 2012

 

Schon vom Balkon aus konnten wir den Gipfel unseres heutigen Tageszieles erspähen. Der sogenannte Adlerfelsen ist auch das Wahrzeichen der Nordküste Madeiras und vom Landesinneren gut erkennbar. Den Namen verdankte der Felsen den früher hier zahlreich nistenden Fischadlern. Schroff fällt der mächtige Klotz zu allen Seiten ab, und als wir so davor standen glaubten wir gar nicht, dass ein Pfad dort hochführen würde.

Doch es führten Wege hinauf: ein offizieller Wanderweg und ein Pfad, welcher steil von Süden her führte. Wir konnten also eine Überschreitung des "Penha de Agúia", so wird der Berg hier genannt, machen.

 

Wiederum um 10:00 Uhr liefen wir los, mit der Konsequenz, in der Hitze aufzusteigen. Zum Glück hatten wir keine Eile und konnten den Tag gemütlich angehen. Zunächst folgten wir auf der sehr wenig befahrenen alten Hauptstrasse nach São Roque do Faial, was uns schon einiges an Höhenmetern abverlangte. Zum Flüssigkeitsausgleich tranken wir im Ort noch eine kühle Cola. Mit schweissgetränkten T-Shirts suchten wir anschliessend den nicht einfach auffindbaren, aber doch in gutem Zustand befindlichen Pfad.

Von nun an ging es nur noch aufwärts. Zwar bot uns der Weg schöne Ausblicke, doch war es schon eine Mühe den steilen Pfad mit 20 und 18kg hochzugehen. Mit motivierenden Worten von der Emilia auf dem Rücken wie "Papa schwitz nit so, du bisch ganz nass, wäh", "ufe, ufe, loos!" oder "Papa du stinksch!" ging es weiter. Ich war mit Emilia schliesslich als erster auf dem 590m hohen Gipfel. Währenddessen war ich aber immer über das Walkie-Talkie (gleichzeitig unser Babyphone) in Verbindung mit Tanja.

Die grüne Nordseite Madeiras
Die grüne Nordseite Madeiras

Der Abstieg auf die andere Seite nach Penha de Agúia war ebenfalls steil, doch sehr angenehm zu gehen. Bereits eine Stunde später sassen wir auf der Veranda des Restaurante Galé in der Ortschaft Faial und schlürften an einer verdienten eisgekühlten Coca-Cola. Emilia schob sich in dieser Zeit einen frischen Kokosnusskuchen rein.

 

Da Santana von Faial nur über eine geteerte Autostrasse mit viel Verkehr erreichbar war, entschieden wir uns hier mit dem Taxi die Strecke zu überbrücken. Das war zwar für die Inseldurchquerung zu Fuss nicht ganz lupenrein, doch die fünf Kilometer würde uns niemand übel nehmen.

Blick auf Faial
Blick auf Faial

Entsprechend schnell waren wir dann auch schon dort. Santana war eine der grössten Ortschaften auf der Nordseite Madeiras. Supermärkte, Autovermietungen, Restaurants etc.  waren hier einige zu finden. Wir quartierten uns für die nächsten zwei Nächte im Hotel „O Colmo“ ein. Es war ein grosser Hotelkomplex, welcher leider schon ein wenig in die Jahre gekommen war, aber soweit in Ordnung und auch sauber. 

Abstieg nach Faial
Abstieg nach Faial

Weitere Fotos von der dritten Etappe

Etappe 4: Von Santana nach Achada do Teixeira

Donnerstag, 20. September 2012

 

Meiner Meinung nach sollte heute die anstrengendste Etappe auf dem Programm stehen: der Aufstieg nach Achada do Teixeira mit einer Höhendifferenz von rund 1'100 Metern! Der Weg dahin war in keinem Führer beschrieben. Fast alle Wanderer nahmen ein Taxi da hoch, um anschliessend bequem den Pico Ruivo, den mit seinen 1851 Metern höchsten Berg Madeiras zu begehen. Doch dies ganz zu Unrecht: der Weg da hoch ist zwar anstrengend, doch begleitet von wunderschöner Natur! Spätestens von den Casas de Queimadas an, ein weiterer Ausgangspunkt für viele Wandertouren, ist man komplett alleine unterwegs.

Ein letztes (Spiegel)-Foto vor dem Start
Ein letztes (Spiegel)-Foto vor dem Start

Wir liefen um 09:30 Uhr beim Hotel los. Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten fanden wir die richtige Strasse, welche uns zu den Casas de Queimadas führte. Ab hier ging es nun nur noch bergauf. Um 11:00 Uhr erreichten wir diese typischen madeirensischen Häuser und machten eine kurze Pause. Dann schritten wir auf dem verlassenen, aber doch noch gut gepflegten Steig, in Richtung Achada do Teixeira. Dabei schritten wir durch die unterschiedlichsten Vegetationszonen. Oftmals glaubten wir uns in einem verwunschenen Märchenwald zu befinden. So bizarr war die Landschaft hier.

Und stätig ging es rauf.
Und stätig ging es rauf.

Allmählich gelangten wir auf einen Bergkamm und wir konnten nach dem dichten Wald wieder den Himmel über uns sehen. Wenig später schritten wir durch Büsche und schon bald konnten wir das Meer und die umliegende Landschaft erkennen. Es war Zeit für eine Pause. Dank unserer grossen mitgenommenen Decke konnten wir es uns bequem machen. Doch mit Emilia und den umherschwirrenden Mücken war es nicht einfach, einen Mittagsschlaf zu machen. Wir gingen also nach kurzer Rast weiter.

Mittagspause
Mittagspause

Mal durch Gebüsche, mal durch regenwaldähnliche Vegetationen schritten wir weiter. Manchmal hatten wir das Gefühl wir würden irgendwo in Asien durch den Urwald gehen, oder der Regisseur von „The Lord of the Rings / Der Herr der Ringe“ würde uns augenblicklich aus der Filmkulisse vertreiben.

Doch unsere Gedanken wurden augenblicklich beendet als wir die Zubringerstrasse nach Achada do Teixeira erreichten. Noch ein kurzes Wanderstück bis zur Anhöhe lag vor uns, aber bald hatten wir es geschafft. Die letzten Höhenmeter gingen wir im  dichten Nebel und es begann zu regnen. Gerade rechtzeitig, denn bald konnten wir den grossen Parkplatz erkennen. Wir waren am heutigen Tagesziel angekommen!

Verschnaufspause und Blick zurück
Verschnaufspause und Blick zurück

Wie es der Zufall wollte stand oben ein freies Taxi. Ansonsten hätten wir mindestens eine halbe Stunde warten müssen. Der Fahrer schlief ruhig und friedlich am Steuer. Wir trauten uns gar nicht, ihn zu wecken. Vermutlich brachte er Wanderer hoch und spekulierte wieder welche runterzufahren. Richtig getippt und Glück gehabt! Auch wir. Denn so waren wir bereits 40 Minuten später wieder im Restaurant unseres Hotels am Salat und Kuchen essen und Emilia am Milch trinken.

1'000 Höhenmeter hatten wir schon hinter uns gebracht
1'000 Höhenmeter hatten wir schon hinter uns gebracht

Es reichte am frühen Abend sogar noch für mich und Tanja für eine Massage im Hotel Beauty-Salon, was natürlich zur Harmonisierung unserer Beziehung beitrug. Den Abend verbrachten wir im Restaurant bei Speis und Trank. Wir assen feine „Espetadas“, typisch madeirensische Rindfleisch- Spiesse. Der Hauswein war schon unverschämt gut und günstig..... 

Endlich gab es was zu Essen! - Espetadas
Endlich gab es was zu Essen! - Espetadas

Weitere Fotos der vierten Etappe

Etappe 5: Von Achada do Teixeira über den Pico Ruivo nach Encumeada

Freitag, 21. September 2012

 

Für unsere Königsetappe über den höchsten Berg Madeiras, den Pico Ruivo mit seinen 1862 Metern Höhe, schien alles bestens vorbereitet zu sein. Die Rucksäcke waren gepackt, die Sonne schien und das bestellte Taxi fuhr kurz nach dem Anruf die Hoteleinfahrt runter.

Im ersten Gang ging es die steile Strasse hoch zum Bergmassiv. Nach unzähligen Kurven erreichten wir schliesslich den vom Vortag bereits bekannten Parkplatz Achada do Teixeira. Hier herrschte bereits ein härteres Klima. Die Nebelfetzen flogen uns um die Ohren und Windböen bliesen von allen Seiten.

 

Doch es gab kein zurück, nun ging es los. Auf dem perfekt ausgebauten Wanderweg, welcher die meiste Zeit gepflastert war, schritten wir im feuchten Nebel aufwärts. Über den Bergrücken erreichten wir nach einer knappen Stunde bereits die Berghütte Pico Ruivo, welche jedoch geschlossen war. Schade, denn ein Kaffee hätte eine willkommene Pause gebracht. So entschlossen wir uns noch eine viertel Stunde weiter bis zum höchsten Punkt zu gehen (1862m).

Hier oben „chutete“ es nur so und der Wind blies uns Nieselregen um die Ohren. Von der toll beschriebenen Aussicht in alle Himmelsrichtungen war nichts zu sehen. Die Sichtweite betrug gerade mal 10 Meter. Wir machten ein obligates Gipfelfoto und schützten Emilias Trage und Tanjas Rucksack mit der Regenhülle. Dann ging es über die Nordwestflanke des Pico Ruivos wieder runter.

Ob wir nun gegen Osten, Westen, Süden oder Norden gingen, wir wussten es nicht mehr. Der Nebel war so stark, dass eine Orientierung nicht mehr möglich war. Wir hielten uns nur noch an den Pfad, welcher „altiplano“ immer wieder rauf und runter ging. In der Zwischenzeit begann es zu regnen und unsere T-Shirts unter dem Windstopper wurden langsam nass. Auch die Hosenbeine zogen das Wasser von den hohen Sträuchern, welche wir streiften, grosszügig auf.

Auf dem höchsten Punkt von Madeira - Pico Ruvio 1862m
Auf dem höchsten Punkt von Madeira - Pico Ruvio 1862m

In der Hoffnung, das Wetter würde sich bessern, gingen wir weiter. Auf Madeira, so sagt man, müsste man, falls das Wetter schlecht sei, einfach auf die andere Inselhälfte gehen. Doch wir fanden weder im Norden noch im Süden Trockenheit. Inzwischen waren wir bis auf die Unterhosen nass und hatten noch nicht mal die Hälfte des Weges hinter uns gebracht.

Snackpause
Snackpause

Die folgenden Gipfel Pico das Eirinhas (1649m) und Boca das Torrinhas (1440m) konnten wir nur erahnen. Wir schritten einfach voran, in der Hoffnung bald anzukommen, aber bis zum Ziel war es noch weit. Irgendwo fanden wir schliesslich unter einem Felsvorsprung Schutz vor Wind und Regen und konnten wenigstens eine kleine Pause einlegen. Wir zogen uns trockene T-Shirts an und die Regenjacke darüber. Tanja ärgerte sich immer noch darüber, dass wir die Regenhosen nicht eingepackt hatten, denn durch unsere nassen Trekkinghosen lief das Wasser nach und nach auch in die Schuhe. Auch Emilia triefte. Emilias Hosen waren nass und auch die Schuhe, welche bei der Regenhülle vorstanden, waren komplett mit Wasser gefüllt. Eigentlich reklamiert sie bei allem, was ihr nicht passt, aber diesmal schlief sie sogar mit nassen Hosen und Schuhen. Wir zogen ihr die nassen Klamotten aus und neue, trockene an. Damit sie keine nassen Schuhe mehr bekam, streiften wir bei den Ersatzschuhen Plastiktüten darüber, welche wir mit Haargummis an ihren Beinen befestigten. Sie störte sich an unserer nassen Wanderung keineswegs. Fröhlich sang und ratsche sie; wir schritten weiter durch „Pflotsch“ und Nebel.

Steiler Aufstieg bei Regenschauer
Steiler Aufstieg bei Regenschauer

Doch gab es auch schöne Momente, mystische Ausblicke und tolle Farbkontraste! Beispielsweise passierten wir Abschnitte mit toten Bäumen, welche einem Feuer zum Opfer fielen. Da reflektierte das satte Grün auf dem dunkeln Schwarz im weissen Nebel. Oder was waren das für Bilder, als plötzlich vor uns die Wolkenfelder Gesteinsformationen freigaben und Tiefblicke ermöglichten. Zudem war es auch schön alleine unterwegs zu sein. Keine andere Menschenseele war uns seit dem Gipfel des Pico Ruivos begegnet.

Eine nasse Angelegenheit
Eine nasse Angelegenheit

Doch langsam wünschten wir uns das Ende der Wanderung herbei. Unsere Schuhe waren mit Wasser getränkt und unsere Beine müde. Endlich erreichten wir den Encumeada Pass auf 1007 Meter Höhe. Hier mussten wir noch ein wenig runtersteigen, um die Residenz Encumeada zu erreichen. Doch schliesslich kamen wir nach 7 Stunden auch da an. Unser deponiertes Auto mit der Ersatzwäsche stand noch da - wir waren endlich im Trockenen. Leider war jedoch das Hotel keine Residenz, wie es im Namen steht. Schon sehr heruntergekommen und schmuddelig, aber leider das einzige Hotel, welches uns hier oben zur Auswahl stand.

Unterwegs im nebligen Märchenwald
Unterwegs im nebligen Märchenwald

Ein heisses Bad und Dusche, dass gönnten wir uns alle anschliessend. War es doch gestern noch so heiss, zeigte das Thermometer hier gerade mal noch 13 Grad Celsius an. Während Tanja die nasse, dreckige Wäsche wusch, ging ich mit dem Auto bereits auf eine Erkundungstour für die morgige nächste Etappe. Es war so neblig, dass ich gerade mal 30 Stundenkilometer fahren konnte. Der Regen und Sturm hatte auch hier gewütet. Überall musste ich Erdrutschen, Wildbächen und teils grossen Steinen auf der Fahrbahn ausweichen. Orientieren konnte ich mich in dieser Suppe auch nicht. Schliesslich fuhr ich wieder zurück.

Endlich ein heisses Bad!
Endlich ein heisses Bad!

Es wurde uns langsam klar, dass wir bei diesen Bedingungen morgen nicht weiter gehen konnten und auch nicht wollten und entschlossen somit einen Ruhetag einzulegen. Auch waren wir von der heutigen doch sehr anstrengenden Tour ausgelaugt. So freuten wir uns alle morgen mal wieder auszuschlafen.

Weitere Fotos von der fünften Etappe

Ruhetag

Samstag, 22. September 2012

 

Noch immer regnete es in Strömen. Draussen war es neblig, nass und kalt. Unsere Körper fühlten sich ausgelaugt und müde an. Nicht gerade die Bedingungen, welche sich Tanja für Ihren Geburtstag gewünscht hatte.

 

Im Verlauf des Vormittages machten wir uns auf, die Westseite der Insel ein wenig genauer zu erkunden. Mit dem Auto fuhren wir hinunter nach Ribeira Brava und dort der Küstenstrasse folgend, alles hinauf bis zum Zipfel Ponta do Pargo.

Kleider trocknen...
Kleider trocknen...

Hier genossen wir im kleinen, sehr schön gelegenen (leider auch touristischen) Restaurant "O Forno" ein leckeres Fischessen. Die Aussicht vom Mirador do Fio oberhalb der steil abfallenden Küste war genial. Ab und zu drückte sogar die Sonne durch!

 

Weiter ging unsere Fahrt auf teilweise sehr schmalen Strassen weiter nach Porto Moniz, dem Endziel unserer Inseldurchquerung. Wir verschafften uns hier ein Bild der Lage und suchten schon mal unser Hotel, welches wir in zwei Tagen ansteuern würden.

Massive Hindernisse auf der Fahrbahn bei schlechter Sicht
Massive Hindernisse auf der Fahrbahn bei schlechter Sicht

Schliesslich fuhren wir wieder rauf auf die Hochebene Paul da Serra, wo wir im Hotel Pico da Urze einquartierten. Hier bekamen wir ein schönes Zimmer und im Jungle Rain Restaurant, welches nicht nur optisch ein Erlebnis war, assen wir auch super zu Abend.

 

Das ganze Restaurant sowie die Bar waren im „Jungle-Look“. Überall standen Tiere, dicke Bäume und grosse Büsche. Ab und zu bewegten sich zur Freude (und Angst) von Emilia die Viecher: Der Elefant brüllte, die Schlange reckte sich und die Gorillas im Dunkeln stampften auf dem Boden.

Auf der gedeckten Terrasse des Restaurants O Forno
Auf der gedeckten Terrasse des Restaurants O Forno

Draussen war das Wetter noch immer schlecht. An der Rezeption erfuhren wir, dass die Strasse zum Encumeadapass ebenfalls noch immer geschlossen sei und erst am Montag geräumt würde. Samstag und Sonntag würde nicht gearbeitet, bzw. der Staat zahlt an diesen Tagen keinen Lohn mehr – eine Massnahme der Konsequenzen der Wirtschaftskrise, welche hier sehr spürbar war. Passiert was auf den Strassen, so schliesst man sie halt bis zum nächsten Werktag.

 

Wir konnten also, vorausgesetzt das Wetter wäre am Morgen wieder besser, diese Etappe gar nicht gehen. Schliesslich mussten wir irgendwie mit dem Auto zum Pass gelangen… Unser Plan war nun gezwungenermassen so, die Schlussetappe vorzuziehen und die ursprünglich geplante morgige einen Tag später nachzuholen.

Blick auf Porto Moniz
Blick auf Porto Moniz

Weitere Fotos vom Ruhetag

Etappe 6: Von Pico da Urze nach Porto Moniz

Sonntag, 23. September 2012

 

Was für ein Erwachen, als ich um 07:00 Uhr über den Balkon hinaus plötzlich Himmel, Bäume und eines der grossen Windräder der Hochebene Paúl da Serra erkennen konnte. Nach zwei vollen Tagen Nieselregen, dichtem Nebel und heftigen Schauern war der heutige Morgenhimmel komplett wolkenfrei!

 

Gleich musste ich meine Frauen zum Aufstehen ermutigen, sie glaubten es noch nicht so richtig. Der Rucksack und die Trage wurden gepackt, die Wanderschuhe ein letztes Mal zum Trocknen geföhnt und dann war auch schon Frühstückszeit.

Auf in den ersten Tunnel
Auf in den ersten Tunnel

Die bestellten Sandwiches für den Mittagslunch waren eigentlich nur zwei Brotscheiben mit einer Scheibe Schinken und einer Scheibe Käse. Zu wenig für die bevorstehende Tour - diese mussten wir noch ein wenig mit Butter und Tomaten „pimpen“. Nach dem Zähneputzen, Wasservorrat auffüllen und Emilia wasserdicht einpacken fuhren wir mit dem Mietauto los. Zum Pico da Fonta do Bispo, wo sich der Ausgangspunkt für das Losgehen befand, waren es nur wenige Kilometer. Zwischendurch hüpften immer wieder einige Feldhasen auf ihrem Nachhauseweg über die Strasse, und auch die Kühe, welche nun sichtlich erfreut über den Sonnenschein ihr Fell trockneten, machten sich nichts aus unserem Auto, welches schon so früh durch ihre Weiden fuhr.

 

Um 09:30 Uhr starteten wir beim Parkplatz Pico da Fonte do Bispo und liefen auf dem Feldweg hinunter in Richtung Galhano. Nochmals hüpften ein paar Hasen vorbei, ehe die Steppe dem Dickicht wich, in welchem wir steil abstiegen.

Ohne Regenjacke war ein trockenes Durchkommen unmöglich
Ohne Regenjacke war ein trockenes Durchkommen unmöglich

Immer tiefer stiegen wir ab. Irgendwann passierten wir die Fonte Galhano, welche uns aber nicht sonderlich auffiel. Unsicherheit kam auf, ob wir wirklich auf dem richtigen Pfad sind, denn der Weg war so gut ausgebaut, es hätte ein 4x4 Auto hinunterfahren können. Erst nach einer Stunde kam ein Hinweisschild: Ribeira da Janela - wir waren also richtig. Ab hier ging es nochmals 3km steil hinunter, zum Teil hatte das Unwetter den Weg weggerissen, doch dank unseren Trekkingstöcken kamen wir doch sicher voran. Nach 800 Höhenmetern Abstieg erreichten wir die Levada da Janela. Hier machten wir erst mal eine kurze Rast und stärkten uns.

 

Um 09:30 Uhr starteten wir beim Parkplatz Pico da Fonte do Bispo und liefen auf dem Feldweg hinunter in Richtung Galhano. Nochmals hüpften ein paar Hasen vorbei, ehe die Steppe dem Dickicht wich, in welchem wir steil abstiegen.

Mittagspause
Mittagspause

Emilia fürchtete sich keineswegs, obwohl ich ab und zu mit dem Rucksack an der Gesteinsdecke des Tunnels streifte. Auch sie hatte natürlich ihre eigene Taschenlampe, die wir zuhause vor der Abreise schon einige Male ausprobierten. Sie wusste somit bestens damit umzugehen. In der Hälfte des Tunnels mussten wir unter einigen "Wasserfällen" durchgehen, bzw. spritzte das Wasser auch seitlich durch die Ritzen des Tunnels. Wie entschieden uns, die Regenjacken anzuziehen und Emilias Schuhe mit Plastiktüten zu schützen. Dann stürzten wir uns ins „Gespritze und Getropfe“.

 

Natürlich war es ein gutes Gefühl wieder in der "Freiheit" zu sein. Wir Schritten weiter der Levada entlang und passierten nochmals drei kürzere Tunnels. Langsam knurrten unsere Mägen. An einer etwas breiteren Stelle fanden wir schliesslich einen Platz zum Rasten.

Das typische Levada-Wanderer-Foto
Das typische Levada-Wanderer-Foto

Decke raus, Schuhe ausziehen, „Pipi“ machen und entspannen. Der Vorteil einer Levadawanderung ist, dass man sich die Füsse abkühlen kann! Doch Vorsicht: Man rutscht darin schneller aus als einem lieb ist.

 

Alles dem Wasser entlang, so sah der weitere Verlauf unserer Wanderung aus. Ab und zu folgten noch einige kurze Tunnels, doch die spektakulärsten Stellen hatten wir hinter uns. Dafür waren die Tiefblicke hinunter in Tal umso gewaltiger.

Gegen Ende der Strecke wurde der Weg ein wenig langweilig bzw. die Szenerien wiederholten sich nach jeder Kurve. Eventuell lag es auch daran, dass wir langsam aber sicher auch ein wenig müde wurden. Als wir Lamaceiras oberhalb von Porto Moniz nach 6 Stunden erreichten waren wir froh, als wir uns in der Bar beim Parkplatz endlich hinsetzen und ausruhen konnten. Kaltes Cola, Eis und ein Muffin stillten erst mal unsere Bedürfnisse.

 

Mit dem bestellten Taxi ging es schliesslich auf der Landstrasse zurück zum Ausgangspunkt Pico da Fonte do Bispo und dann mit unserem Auto zum Hotel Pico da Urze. Was waren wir heute nicht alles gewandert! Jetzt fehlte uns nur noch eine Etappe: von Encumeada nach Urze - die werden wir bald nachholen!

Am Ziel in Lamaceiras
Am Ziel in Lamaceiras

Weitere Fotos von der sechsten Etappe

Ruhetag

Montag, 24. September 2012

 

Der Plan für heute war unser Domizil von Pico da Urze nach Porto Moniz zu verlegen. Somit gönnten wir uns einen weiteren Ruhetag auf unserer Inseldurchquerung. Zwar waren wir damit physisch schon am Ziel unserer Durchquerung, die eine fehlende Etappe von Encumeada nach Pico da Urze würden wir am nächsten Tag nachholen. Ausserdem war die Strasse dazwischen immer noch gesperrt, auch wenn wir wollten, wären wir nur über einen Umweg dahin gekommen.

Die Hochebene von Paul da Serra
Die Hochebene von Paul da Serra

Nach dem Frühstück setzten wir also gemütlich zur Fahrt nach Porto Moniz an. Nach einem kurzen Abstecher nach Cristo Rei, fuhren wir der Landstrasse entlang nach Ribeira da Janela und von da auf der Küstenstrasse nach Porto Moniz. Unterwegs hatten wir phantastische Einblicke in das tiefe Tal, welches wir gestern entlang der Levada da Janela entlang gingen. Der Muskelkater in unseren Gliedern kam nicht von ungefähr. Erst jetzt sahen wir die Strecke, welche wir zurücklegten.

Blick hinunter zur Küste nahe Ribeira da Janela
Blick hinunter zur Küste nahe Ribeira da Janela

In Porto Moniz angekommen gönnten wir uns einen Kaffee im Strandrestaurant Cachalote, bevor wir im sehr originell angelegten Meerwasserbecken eintauchten. Die Anlage war wirklich sehr schön und originell angelegt, das einzige was daran störte waren die grossen Touristenbusse mit deren Feriengästen, die scharenweise von Funchal zu einem Tagesausflug herkamen, um Fotos von den Felsformationen der Lavasteine, in welchem unter anderem sich das Meerwasserbecken befand, zu schiessen. Es war also ein auf und ab von Leuten.

Porto Moniz - Blick auf die Promenade und Schwimmbecken
Porto Moniz - Blick auf die Promenade und Schwimmbecken

Wir entschlossen uns daher ins offizielle Meerwasserschwimmbad zu wechseln, welches ebenfalls wunderschön angelegt war und gerade mal 1,50 € Eintritt kostete. Porto Moniz war dies betreffend wirklich einen Ausflug wert. Einquartiert hatten wir uns für die nächsten zwei Tage im schönen Hotel Moniz Sol, wo wir im dritten Stock ein Zimmer mit toller Aussicht auf das Meer und den Hafen hatten.

Weitere Fotos vom Ruhetag

Etappe 7: Vom Encumeda Pass nach Pico da Urze

Dienstag, 25. September 2012


Für die komplette Inseldurchschreitung fehlte noch eine Etappe: vom Encumedapass nach Pico da Urze. Diese würde ich heute alleine nachholen.  Für Tanja und Emilia hatten die Badeferien bereits begonnen. Sie wären zwar mir zuliebe mitgekommen, doch stand heute nochmals ein langer anstrengender Tag an. Die beiden hatten bereits hervorragendes geleistet, sie mussten nicht Teufel komm raus diese Etappe noch durchstieren. Zudem hatten Tanja und ich heute Jahreshochzeitstag, da wollte ich eventuelle Auseinandersetzungen vermeiden :-)

Blumen, Büsche, Bäume, Berge
Blumen, Büsche, Bäume, Berge

Es war jetzt aber nicht so, dass die beiden eine ruhige Nummer schieben konnten, denn jemand musste mich schliesslich nach Encumeada fahren. Tagwache war also bereits um 06:45 Uhr. Noch im Finsteren fuhren wir die Strasse auf die Hochebene Paul da Serra rauf. Langsam wurde es hell und die Landschaft präsentierte sich verschlafen im Morgentau.

Blick von der Levada do Norte auf die Residenz Encumeada
Blick von der Levada do Norte auf die Residenz Encumeada

Es war jetzt aber nicht so, dass die beiden eine ruhige Nummer schieben konnten, denn jemand musste mich schliesslich nach Encumeada fahren. Tagwache war also bereits um 06:45 Uhr. Noch im Finsteren fuhren wir die Strasse auf die Hochebene Paul da Serra rauf. Langsam wurde es hell und die Landschaft präsentierte sich verschlafen im Morgentau.

Levada-Wanderfeeling
Levada-Wanderfeeling

Die Snackbar dort hatte bereits geöffnet und so konnten wir noch gemeinsam einen Kaffee nehmen. Tanja entschied mit Emilia über die öffentliche Strasse via São Vincente nach Porto Moniz zurück zu kehren, ich machte mich auf zur Levada do Norte. 

 

Es erreichten gerade die ersten Sonnenstrahlen meinen Weg und die Natur ringsum erschien wunderschön. Doch schon bald bog ich rechts in einen ca. 500 Meter langen Tunnel ab und widmete mich voll dem schmalen Seitenweg der Levada. Es war schon ein anderes Gefühl, komplett alleine in der Tiefe des Berges unterwegs zu sein. Doch halb so schlimm, schon konnte ich einen kleinen Lichtfleck am Ende des Tunnels erkennen. 

Blick zurück zum Encumeadapass
Blick zurück zum Encumeadapass

Ich erreichte ein komplett abgeschiedenes Tal, was vor Einsamkeit nur so strotzte. Das lag wohl auch daran, dass die Route der heutigen Etappe nirgends in einem Wanderführer festgehalten war. Es folgten weitere Tunnels - teils sehr lange aber auch solche mit kurzen Passagen. Die Stirnlampe konnte man also getrost auf dem Kopf lassen. Nicht vergessen zu erwähnen sind die zahlreichen zum Teil bis zu 30 Meter hohen Wasserfälle, welche immer wieder zum Anhalten verleiteten.

 

Ungeschick:

Gerade als ich mit dem Selbstauslöser ein Foto machen wollte und dazu einen kleinen Vorsprung heruntersprang passierte es. Plötzlich fühlte ich Wasser, welches langsam über den Rücken in die Unterhose und dann in den Hosenbeinen herunterlief. Schnell zog ich den Rucksack aus und sah zugleich, dass der Verschluss des Wassersacks sich komplett geöffnet hatte und nun drei Liter Wasser im Rucksack umherschaukelten. Darin meine Ersatzwäsche, die Regenjacke, Essen, erste Hilfe Tasche etc.

Wie im Märchenwald
Wie im Märchenwald

Schöne Bescherung. Vor allem war das Trinkwasser weg. Doch zum Glück wanderte ich ja einer Levada entlang, so konnte ich den Beutel wieder auffüllen. Ein wenig Micropur zur Entkeimung hinein und es ging mit eingeweichter Hose auf in den nächsten Tunnel.

 

Ich erreichte die Kiesstrasse, welche bergauf nach Casa do Caramujo führte. Hier verlor ich trotz intensiver Suche den Wanderpfad und stieg daher der Strasse entlang ca. 400 Höhenmeter hoch. Schliesslich fand ich doch noch einen der sehr seltenen Wegweiser, welcher nach Lombo do Mouro zeigte. Hier war der Pfad wieder top ausgebaut, obwohl er eigentlich offiziell geschlossen ist. Doch wer weiss schon wie alt dieses Schild war.

Auf in den nächsten Tunnel
Auf in den nächsten Tunnel

Der nächste Fixpunkt war Bica da Cana, ein nicht mehr bewohntes heruntergekommenes Landhaus. Hier machte ich eine Mittagspause ehe es auf der Hochebene Paúl da Serra weiterging.

 

Auf dieser grossen Fläche wurden einige Windräder zur Stromgewinnung installiert. Ein mächtiger Anblick, wenn man als kleiner Mensch vor so einem riesigen Windrad steht. Doch schon bald waren mir derartige Blicke verwehrt. Es zog Nebel und damit auch die Kälte auf. Eine Orientierung war nicht mehr möglich und Wegmarkierungen fehlten komplett.

Die Himmelsrichtung beibehaltend trampelte ich auf einem Kiesweg in Richtung Norden. Immer im Ungewissen, ob es auch richtig war. Es setzte der Regen ein, jetzt machte die Sache erst richtig Spass!


Erleichtert war ich erst, als ich die Strasse bei Cristo Rei erreicht hatte. Ich war die ganze Zeit trotz Orientierungslosigkeit richtig gegangen. Nun war es nicht mehr weit zum Restaurant Urze, das Ziel von heute. Doch nochmals, auch von hier war es schwierig, den richtigen Weg zu finden. Zahlreiche Trampelspuren von den Kühen liessen einige Alternativen zu.

Weit und breit nichts als Nebel...
Weit und breit nichts als Nebel...

Punkt 14:00 Uhr bestellte ich schliesslich in der Jungle Rain Bar (Restaurant Urze) ein grosses Bier und danach ein verdientes Cordon Bleu. Denn die eigentlich für zum Mittag eingekauften Würste stellten sich als "ungekocht" heraus und waren somit nicht geniessbar. Doch nun war alles Bestens, die letzte Etappe hatte ich hinter mir, Tanja war auf dem Weg mich abzuholen und das Meerwasserbecken wartete in Porto Moniz auf mich.

 

Während meiner Wanderung genossen Tanja und Emilia ihren „freien“ Tag in Porto Moniz mit einem Besuch im Aquarium, auf dem Spielplatz und beim Baden im warmen hauseigenen Hotelschwimmbad.

Der verdiente Schmaus zum Durchquerungsabschluss
Der verdiente Schmaus zum Durchquerungsabschluss

Am Abend gönnten wir uns eine Ganzkörpermassage im Hotel. Ein wenig Luxus durfte schon sein. Dann war es schon wieder Zeit, um die Koffer und Rucksäcke zu packen. Morgen würden wir Porto Moniz früh verlassen. Die Insel Porto Santo wartete auf uns.

Weitere Fotos der siebten Etappe