Azoren - Auf der Insel Pico: Tag 9 - 12

Samstag, 02. Oktober 2021

Früh aufstehen war heute wieder einmal angesagt. Denn unsere Azoren-Reise wird mit dem Flieger auf die Insel Pico weitergehen. Die Abflugzeit war um 08:30 Uhr und wir mussten vom Nordosten erst zum Flughafen von Ponta Delgada tuckern.

Im Anflug auf Pico.
Im Anflug auf Pico.

Nachdem wir die Autorückgabe und den Check-In hinter uns gebracht hatten, gab es endlich ein Frühstück am Flughafen. Bald war dann auch schon Boardingtime und pünktlich startete die Propellermaschine der SATA Airlines von der Startpiste.

Der Flug nach Pico dauerte etwa 45 Minuten. Als erstes erkannten wir beim rausschauen die langgezogene Insel São Jorge und bald darauf Pico, mit dem mächtigen Vulkankegel.

Was für ein Anblick war doch dieser Berg! Er erinnerte Tanja und mich stark an den Cotopaxi (einfach in braun) oder den Teide auf Teneriffa.

Das Vulkanmassiv Pico mit Sahnehäubchen.
Das Vulkanmassiv Pico mit Sahnehäubchen.

Nachdem wir das neue Mietauto entgegennahmen, fuhren wir den kurvigen, ja fast abenteuerlichen Weg hinauf zur Casa Montanha, der Bergstation und -wacht des Pico. Hier informierten wir uns über die Bedingungen der Besteigung und erfuhren sogleich, dass morgen vermutlich der beste Tag für eine Besteigung sei.

Wir überquerten die Insel zur südöstlich gelegenen Ortschaft Lajes do Pico, wo wir in der Snackbar Iguarias Bagaço zu Mittag assen. Nach einem Einkauf von Getränken, fuhren wir zu unserer Bleibe für den Pico-Inselaufenthalt.

Blick auf die Nachbarinsel Faial.
Blick auf die Nachbarinsel Faial.
Luca im Wahlbeobachtungsturm (Aldeia da Fonte)
Luca im Wahlbeobachtungsturm (Aldeia da Fonte)

Wir hatten eine grosse Suite im Hotel Aldeia da Fonte gebucht. Dieser wunderschöne Ort direkt über den steil abfallenden Klippen zum Meer war eine richtige Erholungsoase. Zahlreiche Häuser mit Zimmern, ein Restaurant und ein Swimmingpool über den Klippen, bildeten die Anlage.

Doch auch ein Zen-Garten, Thai Chi Tempel, Wahlbeobachtungsturm, Fitnessraum und Sauna gehörten zum Resort. Das Ganze war eingebettet in eine wunderschöne Grünanlage mit herrlicher Aussicht auf das Meer, welches sogar über eine Leiter zum Schwimmen zugänglich war.

Kirche in Lajes do Pico.
Kirche in Lajes do Pico.

Die Kinder genossen vor allem den Pool. Das Wetter lud heute auch zum Baden ein. Wir hatten den Aufenthalt mit Halbpension gebucht, somit konnten wir den Abend jeweils unbeschwert geniessen, ohne immer wegzufahren und ein Restaurant zu suchen. Das gestaltete sich nämlich nicht immer so einfach.

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Sonntag, 03. Oktober 2021

Heute stand die Königsetappe unserer Azoren-Wanderungen an: Der 2'351 Meter hohe Vulkankegel Pico, welcher der Insel den Namen gab und zugleich der höchste Berg von Portugal ist!

Zumindest für Emilia und mich. Tanja fühlte sich nicht so hundertprozentig fit und für Luca schätzten wir die sechsstündige Wanderung mit der stolzen Anzahl von 1'140 Höhenmetern rauf und auch wieder runter als zu anstrengend ein.

Start in der kompletten Finsternis.
Start in der kompletten Finsternis.
Langsam wir es Tag.
Langsam wir es Tag.

So machten Emilia und ich uns noch etwas schlaftrunken früh morgens auf zur Casa da Montanha, das Basecamp und der Ausgangspunkt für die Pico-Besteigung. Die Bergrettung war zu dieser Jahreszeit noch rund um die Uhr besetzt und wachte über die Bergsteiger.

Grosse Steinmännchen weisen den Pfad.
Grosse Steinmännchen weisen den Pfad.

Bei der Registrierung (25.- Euro pro Person) erhält jeder Tourengeher ein GPS-Ortungsgerät, welches auch für Notrufe verwendet werden kann. Auf dem grossen Monitor im Basecamp kann dann visuell verfolgt werden, wo sich die Bergsteiger befinden. 

Auf dem höchsten Berg von Portugal: Pico (2'351 Meter)
Auf dem höchsten Berg von Portugal: Pico (2'351 Meter)

Dies zum einen als Kontrolle, dass niemand vom Weg abkommt, zum anderen zur Ortung bei Notfällen. Denn jedes Jahr sterben leider auch an diesem Berg Personen. Man muss dazu aber auch sagen, dass es viele Besucher sind, die eigentlich gar nicht auf diese Reise geschickt werden dürften. Denn eine gewisse Kondition, Verfassung und Erfahrung sollte man für diese Wanderpfade schon mitbringen (T4).

Der Schatten des Piquinho auf dem riesigen Vulkankrater des Pico's.
Der Schatten des Piquinho auf dem riesigen Vulkankrater des Pico's.

Noch in kompletter Finsternis trafen wir ein und führten die Registrierung durch. Punkt 07:00 Uhr starteten wir noch im Dunkeln den Bergweg. Zu dieser Uhrzeit waren wir allein unterwegs. Zwei Gruppen befanden sich kurz vor dem Gipfel, um dort den Sonnenaufgang zu beobachten, zahlreiche Personen befanden sich bereits im Krater und hatten dort im Biwak die Nacht verbracht.

Blick auf die Südküste der Insel.
Blick auf die Südküste der Insel.

Zügig schritten wir voran. Anfangs noch mit Taschenlampen, bald in der Morgendämmerung. Da wir von Osten her anstiegen, erreichten uns die Sonnenstrahlen erst nach zwei Stunden.

Der Weg war perfekt ausgeschildert und das Hochsteigen auf dem weglosen Gelände und auf dem gewachsenen Felsen bereitete uns keine Probleme. Als Wanderhilfe hatten wir uns am Vorabend ein paar stabile Bambusstöcke im Wald gesucht, welche nun perfekt ihren Dienst taten.

Emilia im Vulkankrater vor dem Piquinho
Emilia im Vulkankrater vor dem Piquinho

Um 09:30 Uhr erreichten wir den grossen Kraterrand. Perfektes, sonniges Wetter und eine herrliche Sicht in und vom Krater beglückte uns.

Wir schritten weiter dem Piquinho entgegen, ein eigener kleiner Vulkanberg in der Mitte des eigentlichen Vulkankraters, welcher der höchste Punkt des Berges darstellt. Dieser wird durch eine steile Aufstiegsrinne erklettert (II).

Lava Strasse
Lava Strasse
Lava Tunnel
Lava Tunnel

Den Gipfel und höchsten Punkt von Portugal (2'351m) teilten wir lange Zeit nur mit einer anderen Person. Die Ruhe und die atemberaubende Rundumsicht galten ganz alleine uns. Teilweise sahen wir über die Wolken, aber auch auf die Küste von Pico oder hinüber zur Nachbarinsel Faial.

Der Abstieg verlief auf dem gleichen Pfad, war jedoch wesentlich anstrengender als der Aufstieg. Die teilweise grossen Tritte über den manchmal glitschigen Lavafels erforderte ständige Aufmerksamkeit. Auch erwiesen sich die runden, kleinen Lavasteine als richtiges Kugellager. Passte man mal nicht auf, ging die Rutschpartie auch schon los. Ein Sturz auf den scharfkantigen Lavaboden hätte sicherlich geschmerzt.

Bei der Informationstafel des Picos haben schon viele Wanderer Ihre Schuhe stehen lassen :)
Bei der Informationstafel des Picos haben schon viele Wanderer Ihre Schuhe stehen lassen :)
Tanja freut sich über den Fisch-Espetada.
Tanja freut sich über den Fisch-Espetada.

Dabei waren unsere Bambusstöcke eine wichtige Hilfe. Für den Abstieg benötigten wir fast gleichlang wie für den Aufstieg. Um 13:00 Uhr waren wir schliesslich wieder beim Basecamp. Hier wartete eine Cola und unsere Flip-Flops auf uns.

Zurück im Hotel Aldeia da Fonte leisteten wir Tanja und Luca am Swimmingpool des Hotels Gesellschaft. Das Wetter war noch immer sonnig und lud zum Baden und sünnele ein.

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Montag, 04. Oktober 2021

Der heutige Tag war eher von der langweiligeren Sorte. Wir schliefen aus und starteten nach dem Frühstück eine Erkundungstour im Osten der Insel. Eigentlich hatten wir geplant das Walfang- und das Weinmuseum der Insel zu besuchen. Doch wir hatten nicht gewusst, dass diese jeweils am Montag geschlossen sind.

So lässt es sich arbeiten!
So lässt es sich arbeiten!

So fuhren wir noch ein wenig umher, assen im (zu) teuren Restaurant Ancora zu Mittag und verbrachten den Nachmittag im Garten des tollen Hotels Aldeia da Fonte.

Dienstag, 05. Oktober 2021

Heute lernten wir einiges über die Insel, deren Bewohner und die Kultur. Nachdem wir am Morgen einmal mehr ausschlafen konnten, machten wir uns kurz vor Mittag auf nach Lajes, wo wir das kleine, aber sehr interessante und sehenswerte Museu dos Baleeiros besuchten.

Dort wurde ein halbstündiger Film über die Walfischjagd gezeigt. Was für uns in der heutigen Zeit als barbarisch gilt, war dazumal die Existenz für die Inselbewohner. Zwar gab es noch die spärliche Landwirtschaft, doch der Fischfang war der Haupterwerb der Bewohner.

Moinho Do Frade
Moinho Do Frade

Es wurde gezeigt, wie die mutigen Männer mit ihren Booten hinausfuhren und mit Harpunen und Lanzen die grossen Tiere erledigten. Eine Wissenschaft schlechthin und eine gefährliche Arbeit allemal.

Heute – sprich seit 1984 als der Walfang verboten wurde – werden die Tiere immer noch gejagt. Doch neuerdings durch Touristen mit ihren Kameras. Die Jobs der Walbeobachter gibt es also immer noch – mehr denn je. Jeden Tag starten von Pico Boote hinaus in die See und die Passagiere hoffen einen der vielen hier vorkommenden Wale vors Gesicht zu bekommen.

Das Weinanbaugebiet wurde 2004 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Das Weinanbaugebiet wurde 2004 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Auch wir waren davon angetan und buchten auf Wunsch der Kinder eine erneute Tour am nächsten Tag. Emilia und Luca würden die Hälfte der Kosten von Ihrem Sparkonto bezahlen. Endlich mal eine gute Investition.

Doch auch das vergangene Leben der Inselbewohner wird im Museum reflektiert. Zahlreiche Maschinen, Werkzeuge und tägliche Gegenstände sind ausgestellt. Vor allem jedoch Walfischknochen, die zu irgendetwas verarbeitet wurden: Gehstock, Gemälde, Werkzeug, Besteck, Schmuck, etc. Es gab nichts, was nicht aus Walfischknochen hergestellt werden konnte.

Am Nachmittag hatten wir bereits im Vorfeld der Reiseplanung einen Ausflug zur Gruta das Torres gebucht. Die Gruta das Torres entstand vor 500 bis 1500 Jahren primär aus einer Reihe von wiederkehrenden Lavaströmen aus dem Vulkan Cabeco Bravo. Sie ist nicht nur wegen ihrer Länge eine der bekanntesten Höhlen der Azoren. Zu den zahlreichen geologischen Formationen, die dort im Innern der Höhle zu bewundern sind, zählen verschiedene Arten von Stalaktiten und Stalagmiten, Lavabänken, Lavabälle, geriefte Wände und Pahoehoe-Lava.

Die Treppe hinunter zum Lavaeingang der Gruta das Torres.
Die Treppe hinunter zum Lavaeingang der Gruta das Torres.

Doch bevor wir dort mit dem organisierten Transport hingefahren wurden, besuchten wir noch die Weinfelder im Westen der Insel und machten einen kurzen Spaziergang zum Moinho Do Frade (Windmühle). Dort bestaunten wir die mit Lavasteinen umhüllten, kleinen Gärtchen, die ein riesiges Labyrinth in den weitläufigen Weinfeldern darstellten.

Bereits bei der Besiedlung der Insel um 1460 wurden die ersten Verdelho-Reben gepflanzt, für die Pico später berühmt werden sollte. Dieser Teil der Currais (Lavastein-Wälle) und der Weinanbaugebiete wurde 2004 von der UNESCO – wegen der Mischung aus ursprünglicher Lava-Natur und uralten Kulturpraktiken – zum Weltkulturerbe erklärt.


Unsere Taxifahrerin meinte, dass wenn man alle Lavasteine in eine Reihe setzen würde, so könnte mit dieser entstandenen Linie die Erde zweimal umrundet werden. Ob es stimmt, konnten wir nicht beurteilen. Genügend Lavasteine gab es aber allemal.

Doch nun ging es auf in die Gruta das Torres. Der Einstieg in den Lavagang hat mir am besten gefallen. So führt eine Treppe in ein grosses rundes Steinloch hinein, wo Bäume und Sträucher wachsen und sich in die Höhe winden.

Mal drinnen, wurde uns viel über die Geologie und Formation erklärt. Mit einer Länge von über 5000 Metern ist sie nicht nur die längste Vulkanhöhle der Azoren, sondern auch eine der längsten der Welt. Doch weit hinein wurden die Touristen nicht gelassen.

Noch hört Luca interessiert zu...
Noch hört Luca interessiert zu...

Immer wieder hielten wir inne und es wurde uns viel über die Entstehung der Höhle, aber auch über die Azoren erzählt. Eindrücklich war sicherlich, als wir alle aufgefordert wurden die Taschenlampen auszuknipsen. Totale Dunkelheit und das stetige Tropfen von Wasser waren dann omnipräsent.

Nach dem kulturellen Tag assen wir das letzte Mal im Hotelrestaurant auf der Terrasse zu Abend. 

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Mittwoch, 06. Oktober 2021

Heute hatten wir wiederum kein Glück mit unserer geplanten Ausfahrt zur Walbeobachtung. Wir standen bereits früh auf und befanden uns um 08:30 Uhr am Hafen von Lajes do Pico, wo wir bei der Walbeobachtungsbasis Espaço Talassa für diesen Vormittag eine Beobachtungsausfahrt gebucht hatten.

Der Skipper meinte, dass wir uns in einer halben Stunde alle nochmals treffen sollten, um die Lage neu zu beurteilen. Doch die schlechte Sicht auf und zum Meer in Kombination mit der ruppigen See versprachen keinen Erfolg.

Auf der Fahrt nach Magdalena.
Auf der Fahrt nach Magdalena.

Schliesslich verkündete der Skipper, dass die Ausfahrt abgesagt wird, was niemand wirklich erstaunte. So kam es, dass wir um 10:00 Uhr bereits wieder in unser Hotel zurückkehrten und mit dem Zusammenpacken unserer vielen Habseligkeiten beschäftigt waren.

Draussen regnete es mittlerweile in Strömen und sogar der Strom in der ganzen Hotelanlage fiel aus. Als wir endlich alle unsere Koffer gepackt hatten, checkten wir aus und fuhren in Richtung Magdalena, wo am Nachmittag unsere Fähre hinüber zur Insel Faial fuhr.

Auf der Inselmitte dann die Überraschung - hier regnete es nicht. Nach einem kurzen Fotostopp am malerischen Lagoa do Capitão, ging die Autofahrt weiter nach Magdalena, wo wir zu Mittag assen. Anschliessend klapperten wir einige Strände ab, in der Hoffnung, irgendwo eine Badebucht zu finden, welche von der stürmischen See nicht ganz so stark betroffen war. Dies jedoch ohne Erfolg.

Lagoa do Capitão
Lagoa do Capitão

Schliesslich kauften wir am Hafen die Tickets zur Überfahrt, gaben das Mietauto zurück und verbrachten die restliche Zeit an einer Snackbar gegenüber dem Hafen.

Um 18:00 Uhr lief die Fähre von Magdalena nach Faial aus. Die Überfahrt dauerte gerade mal 30 Minuten. Wieder festen Boden unter den Füssen, schnappten wir unser aufgegebenes Gepäck und begaben uns zur Autovermietung Turistica Faialense.

Hier mussten wir anstehen und anschliessend auch noch ein wenig warten, bis wir das Auto entgegennehmen konnten. Grundsätzlich wäre dies kein Problem gewesen, doch die Fahrt zu unserer neuen Unterkunft – ein Ferienhaus in der Anlage Casas d'Arramada – dauerte noch eine weitere gute halbe Stunde.

Auf der Fähre nach Faial.
Auf der Fähre nach Faial.

Wir würden also erst nach 20:00 Uhr dort eintreffen und Essen gehen wollten wir auch noch! Man muss dazu sagen, dass Restaurants auf Faial spärlich sind und die Küche meistens nur bis 20:30 Uhr offen ist (die Portugiesen essen am Mittag ausgiebig). Da muss man schon mal ein Weilchen Fahren und hoffen, dass (um diese Jahreszeit und Coronasituation) das Lokal geöffnet ist.

Doch Manuel von den Casas d'Arramada wusste uns weiterzuhelfen. Er reservierte uns im Restaurant Bellavista einen Tisch. Wenn wir nur kurz ausladen und dann gleich losfahren würden, gäbe es dort noch etwas.

So war es dann auch – Glück gehabt. Komplett nass von einem starken plötzlich aufkommenden Regenschauer, betraten wir das Lokal, wo für uns der gedeckte Tisch bereits hergerichtet war.

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