Marrakesch, Marokko - Tag 2
Sonntag, 11. Dezember 2011
Die früh morgendlichen Gebetsrufe des Muezzins waren kurz und störten uns wenig beim ausschlafen. Einzig die nächtliche Kälte machte mir zu schaffen. Mit T-Shirt und kurzer Hose bekleidet schläft es sich im Winter in einem Steinhaus mit dünner Decke nicht so gut. Gleich beim Frühstück bestellte ich eine zweite Decke für den Abend und nahm mir fest vor, vor dem Weggehen die Heizung einzuschalten. Tanja mit ihrem langen zweischichtigen Pyjama hatte da weniger Probleme. Doch schon beim Öffnen der Fenster war klar, dass es im Verlaufe des Tages heisses Afrikawetter geben würde.
Den Berühmten Platz Djemaa el Fna kannten wir bereits vom Vorabend. Von da aus, zogen wir durch die zahlreichen Souks und sahen dem regen Treiben der Menschen zu. Es war für uns unglaublich zuzusehen, wie intensiv gehandelt, verkauft und kommuniziert wurde. Alles lief hier auf der Strasse ab. Vom Verkauf von Unterhosen, Mikrowellen bis hin zu sämtlichen Esswaren. Ein Handy konnte hier genauso gekauft werden wie ein Schweinefuss, ein einzelnes Hühnerei oder ein Schal. In der Vielfalt gab es keine Grenzen.
Trotzdem Tanja ein Kopftuch trug, und ich mit sehr unauffälliger Kleidung daherkam, wurden wir natürlich immer wieder von Verkäufern oder noch so hilfreichen Guides angesprochen. Doch diese galt es zu ignorieren, wir wollten unseren eigenen Weg gehen. Und verliefen uns natürlich regelmässig in den vielen Gassen und Strassen der Altstadt!
Am Mittag gönnten wir uns eine Pause und entspannten auf der Terrasse unseres Riad Dama bei einem leckeren Pfefferminztee. In der Zwischenzeit war es schon etwa 25 Grad Celsius warm und wir liessen unsere dicken Jacken auf dem Zimmer zurück.
Nun plagte uns der Hunger, den von überall roch es nach Essen. In einer kleinen "Imbissbude" wurden wir dann fündig. Es gab Pouletspiesse, Fladenbrot, Reiss, Tomatensosse, Oliven und zwei Cola für 7.50 SFr. Dieser Preis war für die Verhältnisse hier sogar noch überrissen.
Das Sightseeing ging weiter. Über den Platz Djemaa el Fna gelangten wir zur schönen Moschee La Koutoubia, wo es in Richtung dem grossen Eingangstor Bab Agnaou ging. Kurzentschlossen besuchten wir da die Saadier-Gräber, bevor wir auf dem Place des Ferblantiers die ersten Souvenirs einkauften. Mit vollen Taschen ging es nach einem erfrischenden Pfefferminztee zurück in Richtung Riad. Doch dies dauerte nochmals eine Weile. Erneut verliefen wir uns mehrere Male, ehe wir in unserer Suite das ersehnte warme Wasser in die Badewanne lassen konnten.
Für das Abendessen liessen wir im Restaurant Founduk durch das Hotel einen Tisch reservieren. Der Weg dahin war wieder ein Abenteuer für sich. Dunkle Strassen, enge Gassen und für uns zwielichtige Gestalten, welche uns auf dem Weg dahin begegneten. Als wir das Eingangstor in den hintersten Gassen endlich fanden, waren wir einmal mehr überrascht, wie es auf der anderen Seite einer Mauer aussehen kann: Orient pur. Dezente Lichter und Kerzen, farbenfrohe Stoffe und chillige Klänge, begleitet von appetitanregenden Düften kamen uns entgegen.
Klar, das Founduk war ein touristisches Ziel oder für die marokkanische Oberschicht. Die Preise gestalteten sich dementsprechend auch wie in der Schweiz. Es wurde auch Alkohol serviert und es konnte geraucht werden. Im islamischen Sinne also alles verbotene Dinge. Doch wir gönnten uns einen solchen Abend. Sogar der Fussmarsch zurück klappte ohne Problem. Todmüde von den vielen exotischen Eindrücken und den zu Fuss zurückgelegten Kilometern, fielen wir anschliessend erschöpft ins Bett.