Eine Woche Familienurlaub auf Gozo
30. September bis 10. Oktober 2019
Wir sehnten uns auf die kommende Woche auf der Insel Gozo. Endlich würden wir den verdienten ruhigeren Teil des Urlaubs angehen; Entspannung und Erholung standen zuoberst auf der Liste. Die Fähre von Malta nach Gozo war für mich in der Zwischenzeit Routine geworden, für die Kinder war es ein Erlebnis mit dem Auto in den grossen Schiffsbauch zu fahren.
Die nächsten 11 Tage wohnten wir im grossen Haus mit dem Namen Ta Peppi in der Ortschaft Sannat im Süden von Gozo. Drei Stockwerke, fünf Schlafzimmer, ein grosser Essraum und eine tolle Terrasse mit Pool durften wir in dieser Zeit unser Eigen nennen. Der eigene Pool war für die Kinder das Highlight und trotz dass die Wassertemperatur eher kühl war, sprangen sie wann immer es ging in das Wasser.
In der Zeit als wir dort waren, besuchten uns Günter und Barbara für sieben Tage. Jedoch beschränkte sich unsere gemeinsame Zeit und Ausflüge vor allem auf die abendlichen Restaurantbesuche. So hatten wir den Raum, um unseren Outdoorhobbys uneingeschränkt nachzugehen.
Einzig beim ganztägigen Bootsausflug um die Insel Comino herum war Günter mit dabei. Wir hatten für den Tag ein Motorboot mit Fahrer gebucht und fuhren rund um die kleinste der bewohnten Inseln, die zu Malta gehören. Immer wieder hielten wir für einen Bade- oder Tauchstopp an. Die verwinkelten Buchten booten wirklich viel für Schwimmer, Taucher und auch freies Klettern (Deep Water Soloing). Die vielseitigen und faszinierenden Felsformationen sind ein toller Kontrast zu dem hauptsächlich türkisblauen Wasser.
Doch obwohl Mitte Oktober hier keine Saison mehr ist, gab es kaum einen Platz, wo keine Leute anzutreffen waren. Während der Hauptsaison müssen sich hier so viele Leute vergnügen, dass es sicherlich keinen Spass mehr macht. Unser Bootsführer zeigte uns sogar die Polizeistation mit Arrestzelle vom Boot aus mit der Bemerkung: "Many People, many problems". Ich fühlte mich wiederum bestätigt, dass diese Inseln einfach zu "überlaufen" sind.
Natürlich durfte ein Ausflug zum Dwejra Point, wo ehemals das Azure Window stand nicht auf der Ausflugsliste von Gozo fehlen. Die Steile Küste von Dweijra Bay mit dem Fungus Rock war sehr eindrücklich. An diesem Tag windete es auch stark und die hohen Wellen krachten ungebremst auf die Klippen.
Leider war es dadurch auch nicht möglich im Inland Sea, welcher wenige Meter durch Felsen getrennt im Landesinneren liegt, zu baden. Die raue See drückte das Wasser fontänenartig durch den schmalen Verbindungsgang in das Wasserbecken. Kein Mensch war heute dort, da wo der Ort sonst nur so vom Treiben der Leute belebt ist.
Hervorragendes Wetter hatten wir dafür auf der Küstenwanderung vom Hafen von Mgarr zum Hondoq Bay. Der Wanderpfad führte immer oberhalb der Klippen und bot tolle Aussichten auf die Insel Comino und die umliegende Küstenregion. Am Ziel angekommen gab es in der Strandkneippe von Hondoq Bay leckeres Essen. Luca verspeiste eine Pizza ganz allein – obwohl die Wanderung dorthin nicht wirklich anstrengend war. Natürlich durfte das Baden im Meer am kleinen Strand von Hondoq nicht fehlen. Für den Weg zurück nach Mgarr nahmen wir ein Wassertaxi. Dieses fuhr rassig schnell der Küste entlang zurück und sprang immer wieder über die Wellen, sodass wir alle nass ankamen. Für die Kinder war dies sicherlich das Highlight des Tages.
Ein letzter Besuch an meinem lieb gewonnenen San Blas Beach durfte nicht fehlen. Ich wollte der Familie diesen ruhigen, wunderschönen Ort zeigen und mich noch von Steven verabschieden. Es gab Mulles, Thunfischsalat und frischen Fisch. Anschliessend ging es ab ins Wasser zum Schnorcheln und Baden. Auch Luca war das erste Mal mit Schnorchel und Flossen unterwegs.
Den Sandstrand von Ramla Bay besuchten wir ebenfalls abermals. Doch Sand gibt es dort eigentlich nur draussen am Strand. Sobald man sich ins Wasser wagt, tritt man auf kugelige Steine, die einem den Spass nehmen. Von diesen gibt es so viele wie Menschen, die sich hier aufhalten. Doch das die malerische Bucht die Leute anzieht ist verständlich. Liegt sie doch wirklich wunderschön in der Landschaft.
Kletterausflüge unternahmen wir nur zwei, da das Wetter gegen Ferienende regnerisch wurde. Einmal waren wir bei den Felsen von Ic-Cnus Slabs, wo hauptsächlich Emilia und Luca an den Wänden herumturnten. Bis zu dem Schwierigkeitsgrad 4b konnten die beiden schon selbst den Nachstieg meistern. Heiss war es an diesem Tag wieder, dass uns der Schweiss nur so runterlief. Danach war baden in San Blas angesagt!
Das andere Mal waren Tanja und ich ohne Kinder in den Vertikalen unterwegs. Ich wollte Ihr unbedingt die Wied il-Mielah Arch zeigen und mit ihr dort klettern. Das "zweite" Azure Window von Gozo war auch beim zweiten Besuch eine Sensation! Wir kletterten über dem tosenden Meer die Routen Gozo-Gozo Gone (3c), Little Knobbles (5a) und zum Abschluss der obere Teil der legendären Thirty Minutes to Sunset (5c). Eine sensationelle Erfahrung im perfekten Felsen, die man gerne jederzeit wiederholen möchte.
Die aufkommende Schlechtwetterfront liess uns ein paar Tage keine Ausflüge machen. Das Meer war vom starken Wind sehr stürmisch. Statt dem Schwimmen standen Ausflüge in die Städte an. In der Hauptstadt Victoria/Rabat machten wir uns bei einem Kinofilm über die maltesischen Inseln und deren Vergangenheit schlau. Täglich genossen wir jeden Abend das feine Abendessen in den verschiedenen guten Restaurants. Die maltesische Küche ist wirklich zu empfehlen.
Einmal kochten wir jedoch auch etwas zu Hause im Haus und schauten mit den Kindern am Abend einen Film. Da diese des Öfteren "Nein" sagen, wenn sie was machen sollen, schauten wir den Film "Der Ja-Sager" mit Jim Carry, um Emilia und Luca zu zeigen, dass es sich auch lohnt mal "Ja" zu sagen.
Die letzte gemeinsame Wanderung unternahmen wir von der Ortschaft Qala nach San Blas. Wir parkierten das Auto in San Blas und fuhren mit dem öffentlichen Bus nach Quala, von wo aus wir zurückwanderten. Wir hatten Glück und trafen unterwegs auf eine Höhle, wo wir vor dem aufkommenden Regen schützend unterstehen konnten. Dies gefiel den Kindern natürlich.
Am zweitletzten Tag unternahm ich mit den Kindern noch eine kurze Wanderung hinauf zur Jesusstatue oberhalb von Marsalforn. Der starke Wind blies die Kinder fast davon als wir die letzten Meter noch hochklettern mussten. Oben hatten wir dann einen gebührenden Ausblick auf die Umgebung, die in den letzten Tagen dank dem Regen schon um einiges grüner geworden ist.
Nach knapp vier Wochen auf Malta und Gozo war auch meine Zeit gekommen, um mich von den Inseln zu verabschieden. Mit verschiedenen Gefühlen verliess ich zusammen mit Tanja, Emilia und Luca Gozo und Malta. Nicht alles, was ich gesehen hatte, gefiel mir. Dennoch habe ich sehr schöne Erinnerungen an das Erlebte und die vielseitigen Bekanntschaften und Aktivitäten, die ich hier erleben durfte. Dank der langen Aufenthaltszeit bekam ich einen guten Einblick in die Lebensweise und Kultur der Bevölkerung.
Obschon Malta zur EU gehört, ist hier noch lange nicht Europa und es ist immer wieder schön nach so langer Zeit zurück in die Schweiz zu kommen. Obwohl… an ein Leben in diesen Breitgengraden könnte ich mich schon auch gewöhnen.