Etappe Fogo
Sonntag, 24. September 2017 – Nach 10 Jahren wieder in São Filipe
Erst am Nachmittag wurden wir von João mit seinem feudalen, grossräumigen Bus abgeholt. Dies gab uns die Gelegenheit, mit den Kindern vorher nochmals im Pool der Hotelanlage schwimmen zu gehen. Wir packten unsere Taschen so, dass wir hier auf der Insel Santiago ein Depot anlegen konnten. Ein Teil der Verpflegung, Kleider, Strandspielsachen und Sonnenschirm würden wir erst nach der Rückkehr von Fogo und Brava benötigen. Unterwegs hielten wir dann kurz beim Hotel Santa Maria und deponierten eine prallgefüllte, grosse Tasche im „Luggage Room“.
Es war einiges los am Flughafen der Inselhauptstadt. Doch die Reise der meisten Passagiere ging aufs Festland. Nur wenige Reisende stellten sich an der Warteschlange für den Flug auf die Nachbarinsel Fogo an.
Entsprechend klein waren auch die Flugzeuge der kanarischen Airline Binter, welche die nationalen Flüge zwischen den Inseln auf den Kapverden sicherstellte. Es kamen Propellermaschinen zum Einsatz, was mein Herz höherschlagen liess. Das Fliegen mit diesen kleinen Maschinen ist einfach noch viel spürbarer und das Erlebnis um einiges intensiver als mit den modernen Düsenfliegern.
Auch Luca gefiel der Lärm und das Rumpeln als die Maschine um 17:00 Uhr abhob und wenig später holpernd auf dem sehr kleinen „Aerodromo de S. Filipe“ von Fogo sicher landete. Von hoch oben konnten wir indes bereits einen Blick auf die gebirgige, kreisförmige Insel mit dem Vulkan im Zentrum erspähen.
Fogo heisst Feuer und der höchste Berg des Landes, der Pico do Fogo, hat seinem Namen beim letzten Ausbruch Ende 2014 alle Ehre gemacht. Bereits Morgen würden wir auf unserem Ausflug die Ausmasse der heruntergeflossenen Lava mit eigenen Augen sehen. Ich war also gespannt, was sich hier seit meinem letzten Besuch vor zehn Jahren verändert hatte. Dazumal war ich sogar ganz oben auf dem Gipfel und nahm ganz tolle Erinnerung an die Lavalandschaft und die faszinierende Chã das Caldeiras mit.
Am Flughafenausgang wartete Nene auf uns. Er war ein sehr ruhiger und zurückhaltender Fahrer, der keine Fremdsprachenkenntnisse hatte. Doch die Kinder schlossen ihn sofort in ihr Herz. Im Verlaufe der nächsten Wochen würde er uns immer wieder mit seinen Diensten zur Verfügung stehen und als Fahrer auf den Ausflügen begleiten.
Er brachte uns in die Unterkunft Beiramar, ein älteres rustikales Haus im kolonialen Baustil mit einer grossen Terrasse und einem kleinen Innenhof. Hier bezogen wir den kompletten ersten Stock, von wo wir einen sensationellen Ausblick mit Sicht auf das Meer und die entfernte Insel Brava hatten. Die Unterkunft wurde von Marissa und Mustafa betrieben. Mustafa Eren – genannt Musti – ist ein Deutsch-Türke aus Aachen und lebt im Dorf Chã das Caldeiras auf 1‘600 Meter unterhalb des Vulkankegels. Den versierten Boulder-, Sportkletterer und zweifachen Europameister im Speed-Klettern würden wir morgen noch persönlich kennenlernen.
Nach dem Einquartieren machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Ein gutes Abendessen bekamen wir in Pipis’ Bar, dessen afrikanische Küche wir uns jedoch verdienen mussten! So warteten wir über eine Stunde bis der erste Teller serviert wurde. In dieser Zeit hatten wir bereits einige Caipirinha geschlürft, welche wir auch brauchten, denn die Kinder hatten Hunger und verhielten sich unmöglich. Obwohl wir heute nicht viel unternahmen, waren wir vom Reisen trotzdem hundemüde. Dazu kam, dass die Temperatur hier auf Fogo um einiges heisser war. Als wir wieder zurück im Beiramar waren, hörte man keinen Mucks mehr, alle schliefen sofort ein.
Montag, 25. September 2017 – Faszination Chã das Caldeiras
„In klaren Nächten konnten sich die Transatlantiksegler am Glühen der Feuerfontänen und an den riesigen Lavaflüssen über Hunderte von Kilometern orientieren. Und so nannten sie die Insel, denen die Entdecker ursprünglich den Namen São Filipe gegeben hatten, das Feuer (Fogo).“
Heute war unser grosser Fogo-Tag. Es stand eine Reise hinauf zur Chã das Caldeiras am Fusse des Pico do Fogo an. Unser persönlicher Guide hiess Vanito und kam aus der Ortschaft Mostraios, welche auf der gegenüberliegenden Seite von São Filipe lag. Zusammen mit Nene kamen Sie uns um 09:00 Uhr abholen.
Bevor wir losziehen konnten, mussten wir uns um die Tickets für die morgige Fähre zur Insel Brava kümmern. Die ganze Angelegenheit war brisant, denn seit den letzten fünf Tagen gab es aufgrund eines Fährausfalls keine Verbindung zwischen den Inseln. Somit war es nicht klar, ob wir unsere Reise überhaupt wie geplant fortsetzen konnten.
Zusammen mit Vanito ging ich ins lokale Büro der CV-Fastferry. Anscheinend würde ein Schnellboot morgen Abend auf Fogo eintreffen und dann weiter zur Insel Brava auslaufen. Wann genau konnte man nicht sagen, auch nicht ob es noch freie Plätze gibt oder ob es überhaupt klappen würde. Eine typisch afrikanische Aussage. Doch faszinierender Weise klappt es dann doch immer irgendwie; man muss nur Geduld haben und flexibel sein. Auch das liegt in der afrikanischen Mentalität.
Ein kurzer Anruf bei unserer Reiseagentur Kapverden Wandern liess ein gutes Gefühl aufkommen, dass sich jemand darum kümmern würde. Ansonsten gab es genügend alternative Entdeckungsausflüge auf Fogo, mit welchen sich ein, zwei Tage überbrücken liessen. Nichtsdestotrotz… ich wollte unbedingt nach Brava. Denn ob ich jemals wieder in das abgelegene Fogo einen Fuss setzen würde war sehr unwahrscheinlich.
Wir verliessen São Filipe und fuhren hoch zur Ringstrasse, welche um die komplette Insel führte. Dabei passierten wir die Ortschaften Forno, Patim und Salto, ehe wir in Serpentinen hoch dem berühmten Vulkankrater entgegen fuhren. Vorbei an kleinen Orten über Hügelland, vereinzelte kleine Herden und Lavaformationen bis auf eine Höhe von 1.700m nach Monte Cruz, wo sich der Eingang zum Nationalpark befand.
Hier musste unbedingt ein Foto mit dem gewaltigen Pico im Hintergrund geschossen werden, wie ich es vor 10 Jahren bereits getan hatte. Die Nationalparktafel mit dem perfekten Vulkankegel im Hintergrund, markierte noch wie dazumal den Eingang in die bizarre Mondlandschaft der Chã das Caldeiras. Einfach faszinierend.
Der Pico do Fogo ist mit seinen 2‘828 Metern der höchste Berg Cabo Verdes und der dritthöchste im Atlantik nach dem Teide (3‘707m) auf der Kanareninsel Teneriffa und dem Pico Basilé (3‘011m) auf der Insel Bioko. Seine Höhe über dem Meeresboden der Kapverden-Schwelle beträgt beineindruckende 8‘000 Meter! Die Kratergegend, Chã das Caldeiras genannt, mit ihren bei verschiedenen Vulkanausbrüchen entstandenen Lavaströmen, den grünen Weinreben und dem Vulkankegel selbst, bildet eine spektakuläre Kulisse. Der Vulkan liegt im Zentrum der kleinen Insel, von dem sich erkaltete Lavaströme die Berge hinunter schlängeln bis in die angrenzenden landwirtschaftlichen Gebiete, die das Bild bis hin zum Meer abrunden.
Der Weg auf der gepflasterten Strasse in Richtung der Ortschaft Monte Amarelo dauerte nicht lange. Bald bekamen wir die Wirkung der Gewalt des letzten Vulkanausbruchs zu sehen. Am 23. November 2014, nachdem zwei Nächte zuvor ein Grollen und Beben tief im Berg zu spüren war, brach die Süd-Westflanke, nur wenige 100 Meter vom Pico Pequeno entfernt, erneut aus. Gewaltige Rauchwolken und glühende Fontänen schossen in den Himmel, begleitet von infernalischem Rauschen, Zischen und Explosionen. Binnen zweier Tage öffneten sich acht Krater, von denen sich sieben bis zum 27. November wieder zu einem grossen Krater vereinigten.
Die Folge war, dass ein Grossteil der Chã das Caldeiras mit einer zwei Meter hohen Lavaschicht überzogen wurde. Darunter die Verbindungsstrasse und das ganze Dorf Monte Amarelo. Der Ausbruch dauerte mehrere Tage und ging verhältnismässig langsam von statten. Grössere Explosionen gab es keine und die Bewohner hatten entsprechend Zeit ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Danach konnten sie mitanschauen, wie langsam die heisse, dickflüssige Lava durch die Türen und Fenster ihrer Häuser floss und alles zerstörte. In Monte Amarelo konnten wir noch den Kirchturm und einige Häuserdächer unter der erstarrten Lavaschicht erkennen. Es war ein Bild der Zerstörung als auch eine frische, wunderschöne und faszinierende Landschaft, welche in ein neues Kleid gehüllt war.
Nene schlug den alternativen Weg auf der Sandpiste entlang der Bordeira ein. Hier stoppten wir bei der – ebenfalls aufgrund des Ausbruchs – vor ein paar Jahren neu erbauten Weinfabrik für eine Besichtigung. Der Weinbau hat eine lange Tradition auf den Kapverden und begann auf Fogo im Kirchsprengel São Lourenço im 16. Jahrhundert. An vielen geeigneten Orten trifft man auf die Rebstöcke, welche ohne Rankhilfe in flachen Kuhlen, etwas geschützt vor dem Wind in fruchtbarer Erde überdeckt mit schwarzer Vulkanasche, heranwachsen.
Hier herrscht ein ganz besonderes Mikroklima: trocken, heiss am Tag, mit besonders vielen Sonnenstunden während der Wachstumsperiode und kalte Nächte. Diese Art des Anbaus ist im Mittelmeerraum als „alberello“ bekannt und bewährt. Zusammen mit der Fruchtbarkeit junger vulkanischer Böden sorgt das Klima in Jahren mit normalem Niederschlag für reiche Erträge und einen schweren Most mit hohem Zuckergehalt, der sich zu hervorragenden Weinen ausbauen lässt.
Gleich neben der Fabrik befand sich ein Pferdegehege, wo Emilia natürlich stehen bleiben wollte, um den Gaul zu streicheln. Pferde waren auf den Kapverden selten, doch hier oben in den Bergen lebten einige als Arbeitstiere. Es gefiel ihr hier so gut, dass sie Vanito übersetzen liess, dass sie mit 13 Jahren wieder auf Fogo kommen würde, um zu reiten und um den grossen Pico zu besteigen. Pläne muss man schliesslich haben!
Wenig später erreichten wir den „neuen“ Ort Monte Amarelo. Hier war nichts mehr wie vor 10 Jahren. Obwohl die Bewohner ihre Häuser und Gärten verloren hatten, verliessen sie die Gegend nicht. Im Gegenteil: Sie bauten neue Häuser und Einrichtungen. So auch Musti, welcher am Aufbau einer neuen Touristenunterkunft ist. Im neuen Casa Marisa (http://www.fogo-marisa.com) ist die Fussbodenheizung inklusive!
Hier bekamen wir auch unser Mittagessen: Leckere Pasta mit Thunfisch. Nach einer längeren Pause unternahmen wir einen Spaziergang im Dorf. Es war eindrücklich zu sehen, wie die Häuser von der Lava überzogen und vernichtet wurden. Zum Teil schauten noch die Dächer raus und die Bewohner konnten durch den Dachstock in die Räumlichkeiten steigen. Die Lava verschlang das Dorf innert drei Tagen und erhöhte dabei die Landschaft um etwa 3 Höhenmeter. Es war erschreckend faszinierend!
In der gemütlichen Bar von Ramiro stand anschliessend eine Weindegustation an. In einem meisterhaft eingerichteten Zimmer, in welchem eine erstarrte, schwarze Lavazunge endete und die „Zerstörung“ fesselnd in das Raumkonzept integriert war, wurden wir mit den verschiedensten Weinsorten des Chã verköstigt. Dazwischen gab es knuspriges Weissbrot und Oliven.
Mit gefühlten dickeren Köpfen und leichteren Beinen ging es dann im Bus von Nene über die holprige Piste auf gleichem Weg wieder zurück nach São Filipe. Ich war gespannt, ob das mit den Fährtickets klappen würde. Noch vor Büroschluss erreichten wir die Agentur. Hier setzten wir uns auf die Bank bis wir bedient wurden. Es folgten einige Sätze zwischen Vanito und den Angestellten, dessen Tonlaut mich verunsicherte. Doch ich lag bei der Einschätzung der Menschen hier einmal mehr falsch. Lautes Reden und Artikulieren muss nichts Negatives Bedeuten. Wir erhielten, wie gewünscht, die erhofften Tickets und verabredeten uns mit Nene um 15:00 Uhr am nächsten Tag.
Zum Abendessen gingen wir ins nahe gelegene Restaurant Tropical, wo wir draussen sitzen konnten. Es war ein langer Tag, welcher viel Sitzfleisch abverlangte. Doch Nene und Vanito konnten so gut mit den beiden umgehen, dass ihnen der Ausflug sehr viel Spass machte. Sie waren nun beeindruckt von Vulkanen und sprachen lange davon. Jeder Hügel wurde in den Folgetagen zu einem Vulkan und immer wieder kam die Frage, ob die Lava wirklich vom Erdinneren käme.
* Quelle: Informationen und Textpassagen aus Reise Know-How, P. Reitmair & L. Fortes (Auflage 2015)
Dienstag, 26. September 2017 - São Filipe und eine nächtliche Überfahrt zur Insel Brava
São Filipe gehörte zweifelsohne zu den schönsten Orten der Kapverden und beeindruckte durch sein koloniales Flair. Zahlreiche einladende Plätze, die Lage am Atlantik mit Blick auf die kleine Nachbarinsel Brava und der kilometerlange schwarze Sandstrand faszinierten auch uns. Nach dem reichhaltigen Frühstück starteten wir unsere Erkundungstour – das erste Mal bei Tag! Viele Strassen und Plätze kannten wir bereits von unseren Spaziergängen zu den Restaurants. Doch abends im Dunkeln wirkte die Stadt auf uns immer sehr verlassen.
Heute war das anders. Alle Geschäfte waren geöffnet, diverse Waren wurden auf der Strasse – ausgebreitet auf einem Tuch – verkauft und auf dem Gemüse- sowie Fischmarkt herrschte ein reges Treiben. Für uns waren vor allem die vielen, frischen Fische ein Erlebnis. Sie wurden in grossen Plastikschüsseln präsentiert und nach Gewicht verkauft. Überall ging es laut zu und her. Die Kapverdianer reden gerne viel und auch laut!
Zahlreiche Geschäfte wurden auch von Chinesen betrieben, welche immer mehr Einfluss auf den Kapverdischen Inseln erlangen. Grosse Investoren kaufen Land, errichten Anlagen und investieren in Land. Ob dies nachhaltig den Bewohnern hilft?
Emilia und Luca mussten natürlich unbedingt etwas kaufen! So wechselten wir Geschäft um Geschäft, bis wir endlich etwas von Lightning McQueen gefunden hatten, was Luca gefiel, wir bereit waren zu zahlen, nicht zu gross war und nicht nach einem Tag defekt sein würde! Schlussendlich gab es ein Lightning McQueen-Schreibetui mit Bleistiften und Radiergummi.
Von São Filipe gefielen uns vor allem die alten Kolonialbauten, welche teilweise verwittert waren. Doch gerade dies machte das gewisse Flair – welches sehr stark an Kuba erinnert – aus. São Filipe wurde im 16. Jahrhundert gegründet und gilt heute nach Cidade Velha als die zweitälteste Ortschaft des gesamten Landes. Einiges über die Vergangenheit davon erfuhren wir im Museum Casa da Memória. Auf zwei Stockwerken konnten wir uns querbeet über historisches und aktuelles der Insel informieren.
Nach dem Mittagessen, packen und relaxen, holte uns Nene ab und brachte uns zum Hafen von São Filipe, welcher erstaunlicherweise einiges ausserhalb des Ortes lag. Bereits um 15:30 Uhr erreichten wir das kleine Hafenbecken. Nene riet uns, einen Spaziergang zum nahe gelegenen Sandstrand zu machen. Er würde mit uns warten bis die Fähre eintraf.
Als wir um 16:30 Uhr nach einem erfrischenden Bad zurück beim Bus und Nene eintrafen, war von der Fähre noch keine Spur. Wir besuchten noch kurz den Fischerhafen, wo sich eine Horde von Anglern mit ihren Ruten befand. Es war üblich, einen etwa zwei Meter langen Bambusstock zu benutzen, an welchem auf einer nur etwa 3 Meter langen Nylonschnur gleich mehrere Köder angebracht waren. Sie schossen die Leine geradewegs ins Wasser und wippten mit dem Stock, währenddessen sie diesen langsam zu sich zogen. Nicht selten befanden sich gleich zwei kleine Fische daran (ca. 5 cm). Diese wurden abgenommen und in einem Plastikkanister, welcher um den Hals getragen wurde, reingeworfen. Natürlich ohne Wasser. So ging das rege Treiben pausenlos von sich. Es war unglaublich wie fischreich diese Bucht war.
Emilia holte mich aus dem Staunen heraus. Angeblich hatte die Agentur angerufen, dass die Fähre erst in Praia (Insel Santiago) war und auf eine Auslaufbewilligung wartete. Also noch mindestens vier Stunden entfernt. Zusammen gingen wir zurück zum Bus, wo wir alle zusammen auf weitere Instruktionen warteten. Zum Glück hatte Nene mit uns gewartet. Alleine wären wir ein wenig verloren gewesen. Zwar warteten noch eine Handvoll andere Personen, doch wir waren die einzigen Touristen.
Eine halbe Stunde später kam die Bestätigung. Die Fähre wäre immer noch in Praia und wir würden im Hotel Beiramar erneut ein Zimmer beziehen können. Kurz nachdem wir dort wieder eingecheckt hatten, erhielten wir neue Zeitangaben. Um 21:00 Uhr würde es losgehen, dann sollte uns wieder jemand abholen.
In der Zwischenzeit duschten wir, wechselten die Kleider und assen im nahe gelegenen Seafood Restaurant zu Abend. Kaum dort angekommen flitzten Emilia und Luca mit den anderen Dorfkindern umher. Pünktlich stand schliesslich unser erneuter Transfer zum Hafen bereit. Dort ging es inzwischen rege zu und her. Definitiv wussten die anderen Passagiere davon, dass die Fähre erst am Abend fuhr. Und nun waren sie alle da. Die meisten, um ihre Verwandten und Bekannten abzuholen und ein paar wenige, geschätzte 50 Personen, welche auf die Überfahrt nach Brava warteten.
Bereits als wir das Hafenbecken erreichten, sahen wir von weitem die Scheinwerfer der Fähre. Es würde also tatsächlich klappen. Doch bis wir schliesslich an Bord gehen konnten, verstrich locker nochmals eine Stunde. Die komplizierten Abläufe des Zu- und Abgangs waren geprägt von der afrikanischen Kultur. Für uns ein reines Chaos.
Als das Eisentor in Richtung Fähre geöffnet wurde, waren Emilia und Luca bereits auf unserem Gepäck liegend eingeschlafen. Da es für Emilia auf den Taschen etwas unbequem wurde, was eine Frau, die neben mir sass, bemerkte, hob sie Emilia einfach auf ihren Schoss und legte ihren Kopf an ihre Schulter. Nun ging es endlich los und wir mussten neben den zwei Reisetaschen und vier Rucksäcken auch noch einen 4-jährigen tragen. Doch Hilfe kam schnell. Gegen ein paar Münzen sowie dem Touristen- und Kinderbonus, kommt man in manchen Situationen sehr schnell an den obligaten Prozessen vorbei!
Endlich an Bord. Wir hatten zwar keine Ahnung, wo sich unser Gepäck nun befand, doch es war uns langsam auch egal. Wird schon gutgehen. Die Überfahrt dauerte wie angesetzt rund eine halbe Stunde und war sehr angenehm. Zumindest für unsere Verhältnisse. Im Reiseführer stand, dass vor allem die Einheimischen mit der Seekrankheit zu kämpfen hätten. Inselbewohner seekrank? Ja, viele können sogar nicht einmal schwimmen.
Am Hafen von Furna auf Brava ging es turbulent zu und her. Da seit fünf Tagen kein Schiff mehr ankerte, warteten viele auf Ware und Familie. Vor uns fuhr ein grosser Pickup-Lastwagen aus dem Schiffrumpf heraus, wo das Gepäck der Passagiere auf einem Haufen darauf verteilt lag. Als dieser hielt, stürzten sich alle auf ihre Koffer und Habseligkeiten. Hoffentlich war auch unser Gepäck dabei! Auch hier wieder das Bild von einem absoluten Chaos! Doch die Leute hatten, obwohl es bereits nach Mitternacht war, Zeit. Zeit zum herumschreien, etwas besser zu wissen und auch zum Lachen.
Dieses Mal hatten wir keinen eigenen Fahrer mit Fahrzeug für uns alleine. Wir teilten den überladenen Bus mit Einheimischen. Jeder Sitzplatz war besetzt und Luca musste auf unseren Schoss. Wir natürlich wie so oft die einzigen Touristen. Entsprechend wurden wir auch als erste an unserem Ziel im Hotel/Restaurant O Castelo abgesetzt. Die Besitzerin stand bereits mit ihrem Mobiltelefon vor dem Haus. Wir konnten uns die Räume aussuchen, welche jedoch alle sehr "alt" und ein wenig muffelig daherkamen. Doch wir waren froh, nun endlich in einer Unterkunft angekommen zu sein. Die Kinder und wir schliefen sofort ein. Da störten uns die Kakerlaken und die kleinen (fiesen) Ameisen, deren Wege unsere des Öfteren kreuzten, nicht wirklich.