Elba - Das GTE Trekking
Montag, 15. September 2014
Heute startete unser Inseltrekking. Bereits am gestrigen Abend hatten wir in Procchio beim Hotel Desiree ein Depot mit frischen Kleidern, Windeln und Babynahrung eingerichtet. In Procchio wird nach drei Wanderetappen der erste Ruhetag eingelegt.
Bereits um 08:38 Uhr startete unsere Reise. Und zwar direkt vor unserem Haus bei der Bushaltestelle Pizzenni. In gut einer Stunde fuhren wir mit dem öffentlichen Bus zur Inselhauptstadt Portoferraio, wo wir gleich einen Anschluss weiter nach Cavo – unserem Ausgangspunkt der Wanderung – hatten. Der Winterfahrplan war seit heute gültig und wir hatten Glück, dass wir dies im Voraus realisiert hatten! Denn nun fuhren nur noch vier Busse pro Tag vor unserer Haustüre vorbei.
Der Weg nach Cavo war weit! Bei jedem Dörflein wurde noch ein Schwenker eingelegt und auch auf die Halbinsel, wo sich Capoliveri befand, fuhr der Bus eine Zusatzrunde. Doch dies gab uns einen guten Überblick der Insel und viele dieser Orte würden wir die nächsten Tage passieren.
Schliesslich trafen wir um 12:00 Uhr in Cavo ein. Hungrig vom herumsitzen, steuerten wir das nächste Restaurant an. Doch nicht jeder bestellte Teller war gleich gut. So bekam Tanja ein Tiefkühlschnitzel was als „cotoletta di polo“ ausgeschrieben war und welches so blass aussah wie frisch eingestrichene Sonnencreme und umgehend zurückgegeben wurde. Doch man bestellt auch kein Schnitzel in einem Fischerdorf!
Unsere Unterkunft war heute das Casa San Giuseppe. Es war ein grosses Gebäude, welches mit seiner Einrichtung an eine Jugendherberge erinnerte. Neben einer Nonne, welche anscheinend seit mehreren Dekaden darin lebt, waren wir die einzigen Gäste. Auch hier in Cavo war die Saison vorbei.
Ein vorzügliches Abendessen genossen wir schliesslich im Ristorante I Sassi Rossi. Vollgefüllt mit Pasta, Pizza, frischem Fisch und Wein ging es dann bettwärts. Alle waren müde, nur Luca nicht. Ob er wohl wegen der morgigen Tour aufgeregt war?
Weitere Fotos vom Montag, 15. September 2014
Etappe 1
Dienstag, 16. September 2014
07:00 Aufstehen, 08:00 Uhr Frühstück, 09:00 Uhr Loslaufen. Dies war der Zeitplan, welcher uns die nächsten Tage immer begleitete. Vom Dorfkern ausgehend stiegen wir über Treppen zum Parkplatz Il Serrone, wo wir weiter den Wanderzeichen des GTE folgend dem ersten Gipfel des heutigen Tages, dem Monte Grosso mit seinen 346m, entgegen stiegen. Der Grosso kam uns wirklich „Gross’oh“ vor. Die Rucksäcke waren für die nächsten Tage vollgepackt und anfangs war es schwierig ein gleichmässiges Tempo zu finden.
Emilia kam schneller in einen Takt und trug ihren Rucksack bis zum Gipfel hoch. Dann übernahm ich diesen – so war es abgemacht. Nun ging es der Bergkrete entlang immer hoch und runter. Altiplano auf der Karte - Höhenmeterintensiv in der Wanderrealität. Doch wir kamen gut voran. Emilia und Luca beklagten sich bis anhin nie.
Langsam steuerten wir den Monte Strega an. Mit seinen 427 Metern war er heute der höchste Punkt der Wanderung. Weiter ging es zum Passo la Croce, ab wo es nun endlich runter ging. Ab und zu mussten wir Emilia motivieren, doch von hier konnte man die Kirche und den Glace-Stand von Rio nell’Elba im Tal schon sehen. Da wir auch hier mit dem Bus auf der Hinreise stoppten, kannten wir den Ort bereits flüchtig.
Den 150 Höhenmeter-Abstieg nach Rio nell’Elba machten wir nicht freiwillig. Unser heutiges Hotel – das Etrusco – lag sogar noch etwas tiefer. Doch fanden wir weiter oben am Berg keine Übernachtungsmöglichkeit.
Abgelenkt von der Schönheit des kleinen Bergdorfes und der Benommenheit der müden Füsse liefen wir auch prompt die falsche Strasse entlang, was uns zusätzliche Kilometer auf der stark befahrenen Hauptstrasse bescherte. Doch dank des kleinen Umweges passierten wir die alte Wäscherei des Dorfes. Der Waschsaal war sehr eindrücklich und man fühlte sich hunderte Jahre zurückgeworfen.
Um 17:00 Uhr kamen wir schliesslich mit platten Füssen vom Teerstrassenlaufen im Hotel Etrusco an. Sofort wurde Fanta, Cola und Bier bestellt. Schliesslich hatten wir uns einen gebührenden Apéro verdient! Auch das Etrusco befand sich schon in der Nebensaison und leider war dadurch das Hotelrestaurant nicht mehr geöffnet. Doch das „Le Venelle“, etwa einen Kilometer die Strasse entlang, hatte noch offen.
Abenteuerlich mit Stirnlampe und Karte suchten wir das Ristorante auf. Es war ganz gut gefüllt. Verständlich, denn das Essen war vorzüglich! Si mangia bene in Italia!
Weitere Fotos vom Dienstag, 16. September 2014
Route: Cavo – Monte Grosso – Monte Strega – Passo la Croce – Rio nell’Elba
Etappe 2
Mittwoch, 17. September 2014
Frühstück gab es im Etrusco noch! Sogar die notwendigen Lunch-Pakete mit Wasser wurden für uns zubereitet. Nicht zuletzt die grosszügige Geste der Besitzerin uns nach Le Panche zu fahren, damit wir nicht der stark befahrenen Strasse mit den Kindern entlang laufen mussten, kam uns mehr als entgegen.
Wir begannen die Weiterreise also genau da, wo wir gestern nach Etrusco abgestiegen waren. So sparten wir immerhin 150 Höhenmeter Strasse. Der GTE war schnell ausgemacht. Selbst ein Sofahocker hätte sich hier nicht verlaufen können. Es ging alles dem Bergkamm entlang – aber halt wie so oft: bergauf.
Der Cima del Monte mit 516m war bald erreicht, jedoch war auch hier der Weg mit vielen dazwischen liegenden Scharten geprägt. Den Monte Castello passierten wir auf der Nordseite und legten schliesslich ein wenig später eine Mittagspause vor dem Abstieg ein.
Nun ging es durch Wald und an einigen Weinplantagen vorbei hinunter in Richtung Acquabona. Die Landschaft hier war sehr vielfältig und schön. Auch Kühe, Getreideanbau und Rebstöcke sahen wir das erste Mal. Plötzlich lautes Hundebellen und schon stand die Besitzerin des anliegenden Hauses vor uns und fragte, was wir wollten. Wir waren wohl durch Privatbesitz gelaufen. Freundlich zeigt sie uns den Weg weiter nach Acquabona und meinte, dass sie hier alles wegen der Wildschweine absperren müssten. Und dann auch noch das. Nach einer Pipipause passte Tanja nicht auf und stieg auf Emilia’s Entenstock, der sie bis anhin begleitete. Grosse Tränen kullerten über Emilia’s Wangen und Tanja konnte sich gar nicht oft genug entschuldigen. Olli konnte den wichtigen Teil des Entenstockes retten und versprach Emilia, dass der Stock neue Beine bekommen würde.
Den Golfplatz von Acquabona passierten wir auf der Westseite. Dazu verliessen wir den GTE. Unser heutiges Ziel war Picchiaia, wo sich die Residence le Picchiaie befand. Ein Viersternhotel der besseren Sorte und die einzige mögliche Unterkunft in der Umgebung, die noch geöffnet hatte.
Der steile Schlussaufstieg hoch zur Residenz wurde mit einem Zimmerupgrade belohnt. Auch Schwimmbad, Liegewiese, Billardtische etc. standen zur Verfügung. Doch wir waren für das Meiste einfach schon zu müde…
Zum Glück gab es hier noch Halbpension. Wir konnten Luca beruhigt ins Bett legen, und uns das gute Menü im Restaurant schmecken lassen.
Weitere Fotos vom Mittwoch, 17. September 2014
Route: Rio nell’Elba – Le Panche – Cima del Monte – Monte Castello – Acquabona – Picchiaia
Etappe 3
Donnerstag, 18. September 2014 und Freitag, 19. September 2014
Wie am gestrigen Abend waren auch hier die Frühstückstische mit – für diese Jahreszeit – einigen Gästen besetzt. Hier herbergte eher die „bessere“ Schicht. Bereits beim Morgenessen war man geschminkt und gestylt. Wir hingegen hatten wieder die verschwitzten Wanderklamotten und die Flip-Flops an. Ausser den Wanderschuhen und Flip-Flops hatten wir an Schuhen gar keine anderen dabei.
Glücklich darüber, dass uns auch hier wieder ein Lunchpacket zubereitet wurde, packten wir die letzten Utensilien in die Rucksäcke. Das bestellte Mittagessen war so gross, dass wir gar nicht alles verstauen konnten. Einige (schwere) Früchte gaben wir zurück.
Das Check-out unter dem Namen „Ms. Gutjlin Katja“ (auf diesen Namen war das Zimmer gebucht) ging problemlos. Hauptsache eine Kreditkarte, der Name spielte dabei nicht so eine Rolle.
Auch hier starteten wir wieder pünktlich um neun Uhr. Unser morgendlicher Elan wurde jedoch ziemlich schnell gedämpft, denn der ausgesuchte Weg war „eine Strada privata“ und nicht nur abgesperrt, sondern auch mit einem Vorhängeschloss verriegelt. Also ging es auf der Asphaltstrasse den Berg hoch. Die Karte zeigte, dass bei einer Haarnadelkurve ein Pfad abzweigt, welcher uns auf einen offiziellen Wanderweg bringen würde.
An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass das Kartenmaterial (wir verwendeten die Kompasskarte 1:25‘000) zwar im Allgemeinen gut ist, aber halt nicht die Schweizer Swisstopo-Qualität aufweist, und viele Wege und Strassen über privates Gelände eingezeichnet und welche oft für die Öffentlichkeit gesperrt sind.
Wir erreichten schliesslich die Abzweigung und diese war natürlich ebenfalls abgesperrt. Doch in der Verzweiflung endlich auf unseren Wanderweg zu kommen, schritten wir trotzdem über das Gelände. Olli ging voraus und erkundete die Gegend. Verständigen konnten wir uns mit den Walkie-Talkies, welche wir immer dabei hatten, um in Kontakt zu bleiben.
Schliesslich fanden wir den Wanderweg, welcher weiter in den GTE führte. Dies aber mehr aus Zufall in der Orientierungslosigkeit. Die Wege auf Elba sind teilweise von Brombeeren und anderen Gebüschen dermassen zugewachsen, dass man sich kaum orientieren kann.
Der erste wichtige Wegpunkt war der Colle Reciso. Hier bog der Wanderpfad auf eine Kiesstrasse ab. In den kommenden drei Stunden überquerten wir nach dem P.gio del Molino a Vento zahlreiche Hügel wie den Monte Barbatoia (360m) und den Monte San Martino (370m), bevor es endlich wieder runter in Richtung Meer ging.
Der Abstieg war jedoch alles andere als einfach. Der Wanderpfad entsprach eher einem ausgewaschenen Flussbecken. Entsprechend vorsichtig mussten wir absteigen. Kurz vor Procchio gelangten wir schliesslich auf die Hauptstrasse, welche zum Meer führte. Unser Hotel – das Desiree – lag jedoch ein wenig ausserhalb des Ortes.
Durch ein schönes Wohnviertel – das Le Case – erreichten wir die Küstenstrasse wieder. Hier bogen wir falsch ab, was unser Ankommen im 4-Sternehotel Desiree um eine ganze Stunde verzögerte. Hatten wir doch die Karte falsch gelesen…
Doch es half alles nichts. Wir mussten auf der stark befahrenen Hauptstrasse zurücklaufen. Die Erleichterung war gross, als wir endlich beim Hotel Desiree ankamen. Die deponierte Tasche war bereits auf dem Zimmer. Emilia und Luca hatten ein eigenes Zimmer, das Meer zum Baden war nicht weit und wir hatten Halbpension gebucht! Wir konnten uns den Rest des Tages sowie den morgigen Tag vollkommen entspannen!
Weitere Fotos vom Donnerstag, 18. September 2014 und Freitag, 19. September 2014
Etappe 3: Picchiaia – Colle Reciso – P.gio del Molino a Vento – Monte Barbatoia – M. S. Martino – Colle die Procchio – Procchio
Etappe 4
Samstag, 20. September 2014 und Sonntag, 21. September 2014
Heute stand die vermutlich anstrengendste Etappe an. Es galt über 1‘000 Höhenmeter zu bewältigen und es gab einige Herausforderungen, welche sich erst vor Ort und der Situation entsprechend zeigen würden. So war unser heutiges Ziel der höchste Berg Elbas, der Monte Capanne mit seinen 1‘018m. Dort würden wir die Bergbahn hinunter nach Marciana nehmen und im Pizzenni, unserem Ferienhaus, übernachten.
Bereits der Anfang der Tour war mühsam. Wir mussten ein grosses Stück der Strasse entlang gehen, ehe wir in Redinoce auf einen steilen Weg abbiegen konnten. Da viele Strassen in Privatbesitz waren und fast an jedem Baum ein Schild mit einem Schäferhund hing, welcher unterstrich, dass Fremde hier nicht erwünscht sind, mussten wir einige Umwege gehen.
Nach gut 2,5 Stunden und 200 Höhenmetern in der prallen Sonne erreichten wir bei Pietra Acuta schliesslich wieder den GTE. Von hier ging es nun immer aufwärts auf dem Bergkamm entlang dem Monte Perone entgegen. Die letzten Gipfelmeter waren extrem steil. Zum Glück hatte Emilia gerade eine gute Phase und auch Luca störte dies – im Gegensatz zu Tanja – wenig.
Der Perone war mit seinen 650 Metern Höhe für elbanische Verhältnisse schon eine markante Erhebung! Neben seinem Gipfel führte auch die einzige Verbindungspassstrasse zwischen Norden und Süden im Westen der Insel durch. Diese war jedoch heute für die Elba-Rallye reserviert. Zahlreiche Oldtimer fuhren auf der mit vielen Kurven versehenen Passstrasse mit ohrenbetäubendem Lärm. Wer heute Ruhe auf Elba finden wollte, war hier definitiv am falschen Ort.
Doch uns störte dies wenig. Wir hatten andere „Sorgen“. So waren wir nun schon 4 Stunden unterwegs, hatten knapp die Hälfte des Weges hinter uns gebracht und noch 400 Höhenmeter im alpinen Gelände vor uns.
Es kamen einige Bedenken auf, z.B. wie „Erreichen wir die Bergbahn am Gipfel noch vor der letzten Fahrt?“ oder „Fährt die Bergbahn überhaupt, wenn die Elba-Rallye stattfindet?“. Im schlimmsten Fall müssten wir die 1‘000 Höhenmeter wieder absteigen.
Bei der historischen Wegkreuzung des GTE – Le Filicaie – hatten wir wieder Handyempfang und riefen bei der Bergbahnstation an. Ja, sie würden bis 18:30 Uhr fahren! Wir hatten also mehr als genügend Zeit. Dem guten Wetter sei Dank! Auch erfuhren wir, dass die Bar am Gipfel geöffnet hatte. Die Aussicht auf eine kalte Cola spornte uns zusätzlich für den Gipfelaufstieg an.
Wir verliessen Le Filicaie auf dem Wanderweg Nummer 5. Übermorgen würden wir wieder hierher zurückkehren und den GTE auf der Südwestseite nach Pomonte beenden. Hier teilt sich nämlich die klassische Wanderroute des „Grande Traversata Elbana“. Eine Route führt hinunter nach Patresi (nordwestlich), die andere nach Pomonte.
Knapp eine Stunde später erreichten wir um 16:30 Uhr die Seilbahnstation. Als wir die Aussichtsterrasse betraten, begannen die Gäste spontan an über die Leistung von Emilia zu klatschen. Wir sahen vermutlich so fertig aus, dass wir eine Aufmunterung brauchten.
Bei kaltem Cola und Fanta erzählten wir den anderen Gästen, dass wir bereits den Weg von Cavo über die Insel hier auf den Gipfel des Monte Capanne hinter uns hatten. Eine Kombination von Bewunderung, Faszination, Ungläubigkeit und Entrüstung spiegelte sich dabei in ihren Blicken.
Doch wir waren voller Stolz, glücklich und zufrieden, diese Etappe bei super Bedingungen gemeistert zu haben. Den eigentlichen Gipfel, welcher etwa 20 Meter höher lag, sparten wir uns für die nächste Etappe auf. Wir mussten nach Marciana, da der Inselbus um 17:38 Uhr das letzte Mal vorbeifuhr. So hatten wir die Möglichkeit, direkt vor unser Haus zu fahren.
Glücklich und stolz auf unsere Leistung stiessen wir die Gläser an! Noch eine Etappe war ausstehend, dann hatten wir es geschafft! Doch morgen war erst einmal ein Ruhetag.
Weitere Fotos vom Samstag, 20. September 2014 und Sonntag, 21. September 2014
Etappe 4: Procchio – Monte Castello – P.gio S. Prospero – Monte Perone – Monte Maolo – Le Filicaie – Monte Capanne – Cabinovia nach Marciana – Bus nach Pizzenni
Etappe 5
Montag, 22. September 2014 und Dienstag, 23. September 2014
Die letzte Wanderetappe startete auf dem höchsten Punkt – dem Monte Capanne 1‘018m – der Insel. Um dahin zu gelangen, nahmen wir den Inselbus nach Marciana, wo wir erst einmal ausgiebig frühstückten. Beeilen mussten wir uns nicht, denn die Steh-Gondelbahn startete ihren Betrieb erst um 10:00 Uhr.
Der Kaffee, die Brioche und der frisch gepresste Orangensaft schmeckten in dem kulturellen Städtchen mit der wunderschönen Aussicht auf Marciana Marina, das Meer und dahinter das toskanische Festland, umso mehr. Marciana gehört zu den ältesten Gründungen auf Elba und ist einer der wenigen, seit der Antike, durchgehend bewohnten Orte.
Die Stehgondeln in „käfigform“ bieten gerade einmal Platz für zwei (schwindelfreie) Personen und ist die Touristenattraktion Nummer auf Elba! Doch auch viele Wanderer sind froh über die Möglichkeit des schnellen Aufstieges auf den Gipfel. Zeitig wie wir waren, konnten wir die Aussicht als erste geniessen. Hinter uns mühten sich die Turnschuhtouristen auf den letzten Höhenmetern zum Gipfelpunkt ab.
Für den Abstieg über einen ausgesetzten Steig hinunter nach Le Filicaie (Wanderweg 00) waren wir vorbereitet. Bereits am Gipfel hatte Emilia das Klettergestell an und wurde durch Olli am Seil gesichert. Langsam und vorsichtig stiegen wir die 200 Höhenmeter ab. Etwa ein Drittel des Weges war mit Stahlseilen gesichert und stellte keine grösseren Probleme dar.
Schliesslich trafen wir wieder auf den GTE, welcher meist dem Bergkamm folgte und grandiose Weitblicke erlaubte. So waren neben unserem Tagesziel Pomonte auch die Orte Fetovaia und Chiessi immer im Blickfeld während des Abstiegs. Am Horizont konnten wir die Insel Pianosa, Montecristo und Korsika erkennen. Wirklich eine beeindruckende Aussicht.
Der Weg war einmal mehr anstrengender als erwartet. Vermutlich waren wir einfach durch die vielen Wanderstunden der letzten Tage müde geworden. Mit schweren Beinen steuerten wir den Colle de Grottaccia 647m an. Die tolle Landschaft mit ihren skurrilen Stein- und Felsformationen lenkte uns von der Anstrengung ab. Immer wieder zogen Nebelfetzen über die hügelige Landschaft hinweg. Wenn diese sich verzogen, peitsche die Sonne gnadenlos hinunter.
Nach dem Monte Orlano folgte Caprile und schliesslich ein steiler Abstieg hinunter ins Valle di Pomonte. Hier wurde Weinbau sowie ein wenig Landwirtschaft betrieben. Als wir den kleinen Ort erreichten, waren all unsere Wasserreserven aufgebraucht und wir stürmten in den kleinen Supermarkt. Mit sechs Cola- und Fanta-Dosen sowie einer Petflasche mit Wasser, setzten wir uns erst einmal in den Schatten eines Hauses. Wir hatten es geschafft! Die Insel war durchquert. Ohne Unfälle, wie geplant und bei bestem Wetter!
Zu feiern hatten wir heute nicht nur die erfolgreiche Inseldurchquerung, sondern auch Tanja’s Geburtstag. Diesen verbrachten wir mit einer Übernachtung im schönen Dreisternhotel Il Corallo.
Angestossen hatten wir auch auf die tolle Leistung von Emilia. Wohl kaum ein anderes Kind in ihrem Alter (4 Jahre) hatte die Insel auf diesem Wege durchquert und Tagesetappen von bis zu sechs Stunden und 1‘000 Höhenmeter auf sich genommen. Es war erstaunlich wie sie auch abends noch frisch durch die Restaurants rannte, die anderen Gäste anquatschte oder Energie für allerlei Unfug hatte.
Auch Luca (1 Jahr) gilt es zu erwähnen, welcher auf allen Etappen nicht einmal motzte. Er freute sich jeden Morgen darauf in die Kraxe zu steigen, um die Landschaft schaukelnd zu erleben. Wir sind überzeugt, dass Wandern doch im Ursprung des Menschen liegt und er es gewohnt ist, sich täglich fortzubewegen. Den Kindern gönnten wir auch nach jeder Etappe unsere Aufmerksamkeit. So bekam Emilia immer eine Überraschung, durfte im Restaurant bestellen was sie wollte (was zusätzlich für Ansporn sorgte) und es gab die Möglichkeit, im Meer oder Pool zu baden.
Spielsachen waren nicht gross notwendig. Ein Kuscheltier (das pinke selbstgebastelte Monster für Emilia) und ein Kuscheltuch für Luca reichten aus. Da gab es Muscheln, Stecken, Blätter, Steine, Katzen, Hunde, Heuschrecken, Ameisen und noch so viel mehr. Hello Kitty wäre hier fehl am Platz gewesen.
Weitere Fotos vom Montag, 22. September 2014 und Dienstag, 23. September 2014
Etappe 5: Bus nach Marciana – Cabinovia auf den Monte Capanne – Le Filicaie – Colle della Grottaccia – Le Mure – Monte Cenno – Monte Orlano – Pomonte