Griechenland – Kykladen

Montag, 07. Oktober 2024 - Die Fahrt zurück nach Santoríni

Der heutige Reisetag, brachte uns von der Insel Amorgós zurück auf unsere Ausgangsinsel Santoríni, wo unsere Inselhopping-Rundreise begann.

Nachdem wir ein letztes Mal gemütlich auf der sonnigen Terrasse des Maison Shiro gefrühstückt hatten, fuhren wir zum Hafenort Katapola und gaben unser Auto bei der sympathischen «Rent A Car Amorgos Blue» Vermietung zurück.

Die Terrasse unserer Unterkunft Maison Marilia Villa.
Die Terrasse unserer Unterkunft Maison Marilia Villa.

Die Zeit, bis die Fähre losging verbrachten wir im Café Mythos, direkt am Pier des kleinen Ortes. Nach und nach trafen weitere Touristen ein, welche wir teilweise von den anderen Inseln her bereits kannten. So viele Menschen waren wir nach den letzten ruhigen und einsamen Tagen gar nicht mehr gewohnt; doch dies war erst der Vorgeschmack auf Santoríni.

Die Fähre mit der wir fuhren, war dieses Mal vom Unternehmen Seajets. Die Überfahrt mit dem Speedboot dauerte etwas länger als eine Stunde. Das Remmidemmi am Hafen von Santoríni kannten wir bereits und liess uns unbeeindruckt. Nachdem wir bei der Vermietung «AutoUnion» unser bereitgestelltes Auto abholten, fuhren wir schnurstracks in den Inselsüden um etwas zu Essen.

Die schneeweissen Hauswürfel klammern sich spektakulär an die brandroten Bergkämme.
Die schneeweissen Hauswürfel klammern sich spektakulär an die brandroten Bergkämme.

Im vorzüglichen Restaurant «Theofanis Foo Experience» genehmigten wir uns schliesslich zu viert eine grosse Fleischplatte, ehe wir ausserhalb der Ortschaft Akrotiri unsere Unterkunft «Maison Marilia Villa» für die letzten Tage unseres Ferienaufenthaltes bezogen.

08.10.-11.10.2024 – Santoríni

Kulturerbe, Postkartenmotive und Alptraum Individualreisender

Die Entstehung des im Mittelmeer einzigartigen Naturphänomens Santoríni liegt mehr als 3500 Jahre zurück: Zwischen 1630 und 1600 v. Chr. zerreisst eine gewaltige Eruption das kegelförmige Zentrum der bis dahin annähernd kreisrunden Vulkaninsel, die damals gut 600-1’000 m hoch gewesen sein muss. Durch die Mengen an ausströmender Lava bildet sich unter dem Hauptgipfel ein riesiger Hohlraum. Der Boden bricht ein und in das entstandene Loch, die hunderte von Metern tiefe, sogenannte Caldera, dringt das Meer ein. Nur Teile der bis zu 300 m hohen Kraterwände bleiben stehen und bilden seitdem drei eigenständige Inseln: die grosse Hauptinsel Thira, das kleinere Nachbareiland Thirassia und den Winzling Asproníssi (Text aus dem Reiseführer Kykladen von Eberhard Fohrer).

In der Hauptstadt Firá
In der Hauptstadt Firá

Über das heutige Geschehen auf der Insel kann man geteilter Meinung sein. Nach wie vor besitzen sie ihren Charme und die in den Reiseführern so oft verwendeten Adjektive fantastisch, faszinierend, gewaltig finden immer noch ihre Berechtigung. 

Auch sehen die schneeweissen Hauswürfel, welche sich spektakulär an die brandroten Bergkämme klammern und sich im 300 Meter tieferliegenden, tiefblauen Meerwasser spiegeln, einzigartig aus. Schon fast wie eine Schneehaube über den Gipfeln der Insel. Und befindet man sich erst mal in den verwinkelten Gassen oder auf den aussichtsreichen Terrassen, dann kehrt man gerne in eines der sehr liebevoll eingerichteten Cafés zum Verweilen ein.

Das Problem Santorínis ist schlichtweg die touristische Ausbeutung der letzten 30 Jahre, welche die Insel, die Inselbewohner und das Ökosystem vorweg zerstört. Knapp vier Millionen Urlauber gelangen pro Jahr auf die Insel, was die Infrastruktur fast auseinanderbrechen lässt. Besonders dazu beigetragen haben die grossen Kreuzfahrtschiffe, welche neuerdings knapp die Hälfte der Besucher ausmachen.

Mit diesen extrem umweltbelastenden Kreuzfahrtschiffen, erreicht nun ebenfalls eine weitere Besuchergruppe (Asiaten, Amerikaner, Australier etc.) die Kykladen, welche auch andere Ansprüche an die Infrastruktur stellt und natürlich viel Geld mitbringt. Die säuberlich gepflasterten Gassen mit Basaratmosphäre sind klar auf die Kreuzfahrttouristen ausgelegt: hell erleuchtete Schmuckboutiquen Athener Nobeljuweliere, schwere Pelze, nach Schafswolle duftende Teppichläden, Keramik, Kulinarisches, etc. Nicht unsere Welt.

Im Restaurant "The Cave of Nikolas"
Im Restaurant "The Cave of Nikolas"

So postete Bürgermeister Panos Kavallaris diesen Sommer eine «Notfallmitteilung» auf Facebook, in welcher er die Bevölkerung von Santoríni warnte, dass heute mit einer Ankunft von 17'000 Kreuzfahrtschiff-Besuchern zu rechnen ist, und dass die Leute doch, wenn irgendwie möglich, zu Hause bleiben sollen. Dabei muss man wissen, dass Santoríni aktuell «nur» rund 13'000 Einwohner beheimatet.

Die ganze Schuld auf die Kreuzfahrt zu schieben wäre jedoch zu einfach. Das Verkehrschaos und das Parkplatzproblem werden durch die restlichen Besucher verursacht und uns war es ein Rätsel, wie es hier wohl in der Hochsaison zu und hergeht. Santoríni ist definitiv keine ursprüngliche Kykladeninsel mehr. Das Land weicht immer mehr neuen Bauten für Touristen. Dazwischen werden noch ein paar Tiere gehalten und Rebanbau im weniger besiedelten Süden der Insel für die Produktion des Inselweines betrieben. 

In den verbleibenden vier Ferientagen erkundeten wir die Insel und die Orte in verschiedenen Ausflügen noch genauer. Doch vorwiegend verweilten wir bei uns in der «Maison Marilia Villa», welche sehr ruhig im Inselsüden lag und wir einen eigenen Pool hatten. Die bekannten Withe-, Black- und Redbeach schauten wir uns nur aus der Ferne an. In den vergangenen Wochen hatten wir schönere Beaches gesehen, teilten diese mit einer überschaubaren Anzahl an Personen und mussten keinen teuren Liegestühle mieten.

Selbstverständlich stattenten wir auch dem weltberühmten Influencer-Spot Oía einen Besuch ab. Der frühere Seefahrerort wurde an der äussersten Nordspitze der Insel auf dem Kraterrand und tief in den Hang hineingebaut. Ein faszinierendes Labyrinth aus Treppengässchen, Flachhäusern, Runddächern und Kirchenkuppeln. Dazwischen befinden sich Höhlenwohnungen, welche in den weichen Bims gegraben wurden. Ein wirklich lieblicher Ort, der Postkartenmotive an jeder Ecke bereitstellt und eine traumhafte Kykladenidylle verströmt.

Zahlreiche Kreuzfahrtschiffe in der Caldera von Santoríni..
Zahlreiche Kreuzfahrtschiffe in der Caldera von Santoríni..

Text aus dem Reiseführer Kykladen von Eberhard Fohrer:

Nur eine Minute - so lange dauerte das verheerende Erdbeben am frühen Morgen des 9. Juli 1956 - und Oía war ein Trümmerhaufen! Vieles hat man wieder aufgebaut und geschmackvoll restauriert, doch zwischen den Häusern sieht man noch immer einige Ruinen. Vor dem Erdbeben hatte Oía mehr als 8’000 Bewohner. Viele sind nach Athen gegangen oder ins Ausland. Die Stadt war eines der grossen Wirtschaftszentren von Santoríni. Mehr als vier Fünftel der Männer fuhren zur See und brachten ihrer Heimat einen gewissen Wohlstand. Reiche Schiffseigner und Kapitäne haben einst die klassizistischen Gebäude oben auf den Klippen errichtet. Wo heute im Hafen ein paar bunte Kaikis auf dem Wasser schaukeln, waren damals weit mehr als 100 Schiffe vorhanden.
Doch der Reichtum ist für die Hiergebliebenen wieder zurückgekehrt; denn die Grundstückspreise haben mittlerweile das Münchener Niveau überschritten - wer ein „Business" an der Caldera besitzt, ist lebenslang saniert (zumindest bis zum nächsten Erdbeben).

Auch die Hauptstadt Firá besuchten wir einige Male, um in das quirlige, touristische Treiben einzutauchen und das leckere griechische Essen zu geniessen. Der Ort ist ein Irrgarten aus Terrassen, Wänden und Treppen, Tavernen und Cafés mit überwältigendem Panoramablick.

Besonders schön war nochmals der letzte Abend, wo wir in der PK Cocktail Bar hoch oben auf den Terrassen der Caldera den Sonnenuntergang bei einem Drink mitverfolgten.

Keine Frage: Die Städte von Santoríni sind beeindruckend, spektakulär, malerisch und bildschön. Doch muss der bestehende Massentourismus sehr schnell mit neuen Konzepten kontrolliert und kanalisiert werden. Ansonsten ist es mit der Attraktivität des UNESCO Kulturerbe-Anwärters vorbei und die Insel kollabiert. 

Am Freitag, 11. Oktober hiess es schliesslich nach drei Wochen Kykladen-Reisen Abschied nehmen. Am späteren Nachmittag, nach einem letzten Schwumm im Meer und letzten leckeren griechischen Gerichten in der Taverne Temeteron am Kapia-Strand, war es dann soweit. Koffer packen, Abgabe des Mietautos, Flug mit der Edelweiss-Air nach Zürich und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause. Es war ein langer Tag, als wir nach 24:00 Uhr im vertrauten Heim ankamen; doch zum Glück war es erst Freitag und das Wochenende bildete noch einen sanften Buffer bis zum Wiedereinstieg in das Schul- und Arbeitsleben.

Fazit: Die Kykladen-Inseln werde ich auf jeden Fall wieder einmal besuchen. Allen voran Naxos und Amorgós; und es gibt ja noch weitere, ein wenig Unbekanntere, die es zu entdecken gilt. Auf jeden Fall würde ich wieder in der Nebensaison reisen, statt den Schnellfähren die lokalen Transportunternehmen wie bspw. die Small Cyclades Lines bevorzugen und nicht über das touristische Santoríni anreisen. Bei dem Gedanken freue ich mich schon jetzt auf das kulinarische Angebot und die Freundlichkeit der gelassenen Inseleinwohner.

Weitere Fotos von Santoríni