Erlebnisradeln am Untersee

Olli dachte, es sei mal wieder an der Zeit ein aktives Wochenende zu verbringen (weil wir ja sonst nie aktiv sind!!!) und so überraschte er mich mit einer Velotour am Untersee mit Übernachtung auf dem Bauernhof. Der Untersee ist ein Nebensee des Bodensees, zur einen Seite mit dem Bodensee verbunden und zur anderen Seite fliesst er in den Rhein in Richtung Schaffhausen.

Am frühen Nachmittag sind Olli und ich von Kirchberg aus nach Kreuzlingen gestartet. Dort haben wir zu unglaublichen 6.00 CHF / Tag am Bahnhof das Auto geparkt und die Fahrräder entgegengenommen. Nach einer kurzen Kaffeepause haben wir uns unsere hot & sexy gepolsterten Veloklamotten angezogen und sind gegen 16.00 Uhr dann schliesslich gestartet. Man glaubt es kaum, aber die Tage davor war das Wetter nicht gerade berauschend, aber pünktlich zum Wochenende ist es dann warm, ja sogar heiss geworden.

Nachdem wir uns an die Räder gewöhnt hatten, haben wir in Steckborn eine kleine Pause eingelegt und einen Aperó im Restaurant Krone eingenommen. Olli ist dann noch einkaufen gefahren, um für das Abendessen gerüstet zu sein.

Nachdem wir noch ein wenig die Sonne auf der Terrasse des Restaurants genossen haben, ging es dann weiter zum letzten Teil unserer Tour an diesem Tag und dieser war dann doch nicht ohne! Bis dahin hatte Olli verschwiegen, dass Homburg erhöht über dem See liegt. Als es immer steiler wurde und ich schon total ausser Atem war, feuerte mich Olli an, nicht aufzugeben. Ja toll, dachte ich mir, was habe ich mir da bloss wieder angetan! Nach zwei Verschnaufpausen, die ich dann doch einlegen musste, sind wir schliesslich gegen 19.30 Uhr am Bauernhof in Homburg angekommen. Danach noch schnell eine Dusche und schon brutzelte das Fleisch auf dem Grill. Gemütlich haben wir dann vor unserem Strohschuppen zu Abend gegessen, wobei es ziemlich schnell kalt wurde.

Gegen 22.30 Uhr sind wir schliesslich in unsere Schlafsäcke gestiegen und haben uns ein wenig mit unserem Schlafplatz, ein riesiges Bett aus Stroh, vertraut gemacht. Zum Glück waren wir in einem separaten Bretter-Stroh-Verschlag und nicht direkt im Stall untergebracht, dachte ich noch!

Die heutige Tour sollte es in sich haben! Zum Glück musste ich aber nicht so früh aus den Federn, besser gesagt aus dem Stroh, denn wir hatten ja keinen fixen Zeitplan! So habe ich mich nach der nicht unbedingt perfekten Nacht vorbei am wachsamen Schäferhund ins Bad neben dem Stall geschlichen! Das Schlafen im Stroh war eigentlich super und absolut bequem, wenn da nicht eine Familie mit uns in einem Bretterverschlag im Stroh geschlafen hätte. Warum? Der Vater schnarcht wie ein Wilder und der Sohnemann spricht im Schlaf! Ja, bravo! Aber na gut, da muss man eben durch! Es ging erst einmal gemütlich mit einem leckeren Frühstück bei Sonnenschein und schönstem Wetter los.

Die erste Etappe war eigentlich super, denn es ging alles bergab - das, was wir am Vortag alles bergauf geradelt sind, durften wir am heutigen Tage wieder runterradeln! Von Homburg ging es nach Steckborn und von dort über Stein am Rhein (ein Stopp ist hier absolut zu empfehlen - wunderschöne kleine Stadt mit viel Flair) und Diessenhofen. Auf der deutschen Seite zwischen Diessenhofen und Schaffhausen haben wir um 13:30 Uhr im Restaurant Waldheim einen Stopp zum Mittagessen eingelegt. Auch dieses Restaurant ist zu empfehlen, da die Deutsch-Schweizer Grenze genau auf der Terrasse des Restaurants verläuft und man einen traumhaften Ausblick über die Weinberge hinunter zum Rhein hat. Und natürlich auch das Essen sehr lecker ist!

Um 14:30 Uhr ging es dann weiter. Eigentlich dachten wir, dass die Rheinfälle in Schaffhausen zu sehen sind, aber dem ist nicht so! Wir sind geradelt und geradelt und keine Wasserfälle weit und breit zu sehen, bis ein Schild uns zeigte, dass wir noch 5 km weiter nach Neuhausen fahren müssten, denn dort erst sind die Rheinfälle!

Nachdem wir diese zusammen mit tausend anderen Touristen besucht hatten, machten wir uns gegen 15:45 Uhr wieder auf. Zurück über Schaffhausen, Paradies (dieser Ort heisst ungelogen so - jedoch kann von einem "Paradies" wie wir das Wort verstehen, keine Rede sein!), Diessenhofen, Gailingen und bei Rheinklingen über den Rhein ging es über Stock und Stein, Berg und Tal zum Bolderhof in Hemishofen bei Doris und Heinz Morgenegg.

Wir erwarteten einen urigen Bauernhof und bekamen einen absolut unspektakulären Hof mit vielen "Touris" geboten! Aber egal - die Leute waren nett und es war schönes Wetter. Nur wollte ich nicht unbedingt im Stroh schlafen, als wir unseren Schlafplatz aussuchen konnten! Der Schlafplatz wäre hier direkt im Stall gewesen mit einer weiteren Familie, einer Gruppe von 20 Personen und mit unzähligen Kühen, Mücken und Fliegen - es stinkt, ist laut und Mücken und Fliegen freuen sich auf neue Opfer, dachte ich mir noch! Somit konnte ich Olli überzeugen, dass wir im Schlaflager neben dem Stall übernachten! Dusche und WC waren hier wieder direkt im Stall!

Nach unserer Ankunft gegen 18:00 Uhr haben wir erst einmal unseren Aperó ausgepackt und uns gesonnt! Abendessen (Olli hatte Halbpension gebucht) gab es im Garten gegen 20:00 Uhr. Es wurde Salat, Hackfleischbällchen mit Nudeln und Karotten serviert und schmeckte wirklich lecker! Nachdem wir noch zu einem Gläschen Wein von unseren Tischnachbarn eingeladen wurden, haben Olli und ich noch entschlossen zur Beach Party im Ort zu radeln. Es gab eine Bar und Stände, die Essen und Getränke verkauften und es spielte laute Musik. Das Ambiente war echt schön, da sich das alles auf einer Wiese direkt am Rhein abgespielt hat. Leider war ich ziemlich müde und so blieben wir nur auf einen Caipirinha und radelten dann zurück zum Hof.

Heute musste ich leider früher aus den Federn, da Olli nicht so spät losfahren wollte. Um 08:30 Uhr aus den Federn, mit allen anderen Gästen Frühstücken, Velos parat machen und losfahren. Um 10:15 Uhr waren wir dann schon wieder unterwegs in Richtung Stein am Rhein. Ohne Halt ging es weiter vorbei an blühenden Gemüsefeldern, Obstplantagen mit voll behangenen Apfel- und Birnbäumen und Weinbergen in Richtung Radolfzell. Da wir an diesem Tag ziemlich flott unterwegs waren, gab es schon um 12:00 Uhr ein leckeres Mittagessen im Gasthaus Kreuz in Radolfzell, die Olli mit einer Fischspezialität aus dem Bodensee beglückten.

Nach dem Mittagessen wollten wir uns noch ein wenig Ruhe und Sonne gönnen und haben dann nach endlosem Suchen doch noch ein nettes Plätzchen auf der Halbinsel Mettnau gefunden. Olli hat sich gleich in die Fluten gestürzt, wobei ich es nur bis zu den Knien geschafft habe!! :-)

Gegen 15:15 Uhr ging es dann wieder weiter in Richtung Konstanz. Und jetzt folgte für mich der schönste Teil dieser Reise, da ich wusste es geht dem Ende zu - hahaha! Nein, natürlich nicht deshalb! Wir haben nämlich noch einen Umweg zur Insel Reichenau, die im Bodensee liegt genommen, bevor wir weiter über Konstanz nach Kreuzlingen zu unserem Ausgangspunkt geradelt sind! Und da erwartete uns bei strahlendem Sonnenschein ein Traum von Weinbergen, einem Kloster mit Kräutergarten, wunderschöne Aussicht auf See und Festland und das beste kommt zum Schluss - ein Fischerfest!! Und wir mittendrin! Zuerst einmal gönnten wir uns ein Eis bevor wir mit unseren Velos durch die Menschenmenge zum Seeufer am Hafen gegangen sind. Dort haben wir unsere Handtücher ausgebreitet und uns in die Sonne gelegt, der Musik und dem Treiben auf dem Fest gelauscht und uns schliesslich ein Fläschchen Weisswein gegönnt! Zum Wein gehört natürlich auch eine Brotzeit und so gab es noch Radi und Butterbrot dazu. Weil’s so gut war, gönnten wir uns gleich noch eine zweite Runde. Eigentlich wollten wir von da gar nicht mehr aufbrechen, aber wir hatten ja doch noch eine kleine Strecke von etwa 10 km vor uns!

Es war ein wunderschönes, aktives und vor allem sonniges Wochenende mit vielen Erlebnissen, die ich nicht mehr missen möchte. Ich habe die Region, in der ich im Moment wohne, den Rhein, Bodensee und Untersee (besser) kennen gelernt und kann somit meine Familie und Freunde mit neuen Ausflügen überraschen und ihnen die Gegend besser näher bringen!

Kompette Route: Kreuzlingen - Steckborn - Homburg - Stein am Rhein - Schaffhausen - Neuhausen / Rheinfall - Hemishofen - Radolfzell - Insel Reichenau - Kreuzlingen (150 km)