Wasenhorn

Alpinwanderung auf das 3’245 hohe Wasenhorn beim Simplonpass.

Gipfel-Idylle auf dem Wasenhorn
Gipfel-Idylle auf dem Wasenhorn

Montag, 12. August 2024

Das Wasenhorn beim Simplonpass hatte ich schon lange im Visier. Es befindet sich auf der Grenzlinie zur Provinz Verbano-Cusio-Ossola in Italien, wo es den Namen Punta Terrarossa trägt. Da Dominik den Berg bereits mit einem Trailrun von Brig aus erklommen hat und auf seiner Gipfelliste streichen konnte, stand mir dieses Vergnügen noch bevor. Mit moderaten Zustiegszeiten und Schwierigkeiten konnte ich dies gut im Alleingang von der Simplonstrasse aus in Angriff nehmen.

Blick auf die Hochebene des Simplonpasses
Blick auf die Hochebene des Simplonpasses

Die Anreise auf den Simplonpass kannte ich von vergangenen Touren in diesem wunderschönen Gebiet zur Genüge. Mit dem Zug ging es zur Bundeshauptstadt Bern und dann weiter durch den Lötschberg-Basistunnel Direttissima nach Brig im Wallis.

Die Sonne schien wolkenlos am blauen Himmel, als ich im Postauto auf der Simplonpasstrasse nach nur drei Stunden Anfahrtsweg das Hospitz erreichte. Ich hoffte, dass das Wetter so blieb und dass sich das angekündigte Sommergewitter auf den späteren Nachmittag verschob.

Gleich hinter dem Hospiz steigt der Bergwanderweg in Richtung Monte Leone Hütte in die Höhe. Verschiedene Wegspuren treffen sich auf ca. 2100 m bei einer Suone. Ihr entlang führt der Weg gegen Osten in die Hänge von «Chalti Wasser», wo man mehrere sprudelnde Bergbäche zum Teil auf kleinen Brücken überquert.

Im Chaltwassertälli folgte ich dem Wanderweg durch die skurrile, steinerne Berglandschaft. Ungefähr bei Pt. 2787 ging es weiter dem Wanderweg entlang in Richtung Mäderlicke, ehe ich ostwärts den Pt. 2'900 anpeilte und von nun an auf dem Südwestgrat den Gipfel des Wasenhorns anging.

Die Schwierigkeitseinschätzung des SAC liegt bei T5+ bzw. bei WS. Ein Seil ist bei guten Verhältnissen nicht notwendig. Die Schwierigkeit der Blockkletterei kann man sich nach Gusto aussuchen. Schwierige Stellen können meist südseitig umgangen werden. Die Route ist wunderschön und sehr zu empfehlen.

Selfi mit dem Bietschi im Hintergrund
Selfi mit dem Bietschi im Hintergrund

Um 11:30 Uhr erreichte ich nach 2,5 Stunden den Gipfel. Ich war damit zwei Stunden unter der Zeitangabe des SAC. Für mich eine gute Zeit für 1‘260 Höhenmeter inkl. Kraxlerei.

Ich genoss den Ausblick bei bestem Wetter auf die umliegenden Berge, deren meisten Gipfel ich schon bestiegen hatte. Nach einer kurzen Pause nahm ich dann den Abstieg über die Südflanke unter meine Bergschuhe.

Auch bei dieser Route (T5-) ist permanente Aufmerksamkeit gefordert. Ich war froh, hatte ich meinen Helm auf, denn auf dieser Seite des Berges war ich nicht alleine unterwegs und die Flanke sehr schuttig.

Auf dem Südwestanstieg zum Wasenhorn.
Auf dem Südwestanstieg zum Wasenhorn.

Auf einem steilen Firnfeld kam dann auch noch mein Pickel zum Einsatz. Ich fragte mich, wie andere Berggänger ohne Hilfsmittel diese Passage meisterten. Sie war zwar technisch einfach, aber sehr ausgesetzt. Wenig später kamen mir ein paar Hobbywanderer und schliesslich noch eine Familie entgegen. Ich hoffte, dass sie die Situation richtig einschätzten.

Der weitere Weg zur Monte Leone Hütte war problemlos zu finden. Mit der dortigen Ankunft schloss ich die Überschreitung des Wasenhorns ab. Eine Portion Spaghetti Bolognese, zwei Bier und eine Verdauungspause im Liegestuhl füllten meine Energiezellen wieder auf. Die Hütte liegt quasi direkt auf der Grenze zwischen Italien und der Schweiz :-)

Beim Gipfelkreuz - was für ein schöner Tag :-)
Beim Gipfelkreuz - was für ein schöner Tag :-)

Für den Abstieg wählte ich die Variante über die Mäderlicke durch das Bodmertälli hinunter nach Schallbett. Anfangs ist der Weg steil und führt über einen langen Schutthang bis nach Bodme. Dann ändert sich die Vegetation und der Weg führt über blühende Wiesen und durch wunderschöne, lichte Lärchenwälder.

Hier zieht sich der Weg hinunter zur Simplonstrasse in die Länge. Dass das Restaurant bei Schallbett heute geschlossen hatte, wusste ich. Daher hatte ich mir von der Cabane noch eine Bierdose mitgenommen, mit deren Inhalt ich während der kurzen Wartezeit auf den Linienbus meinen Durst stillte.

Blick von der Mäderlicke auf das Wasenhorn. In der Bildmitte die Monte Leone Hütte.
Blick von der Mäderlicke auf das Wasenhorn. In der Bildmitte die Monte Leone Hütte.

Der Bus auf der Simplonstrecke hatte, wie immer, Verspätung und holte die Zeit bis zum Briger-Bahnhof wie immer auf. Aber jedes Mal ist die Situation mit einem nervenaufreibenden Gefühl, den Zugsanschluss zu verpassen, verbunden.

Auch wie jedes Mal war am Bahnhof ein hastiger Besuch bei Zenhausern, dem Bahnhofgeschäft mit eigener Bäckerei und anderen Leckereien, angesagt. Denn viel Zeit zwischen Busankunft und Zugabfahrt bleibt nie! Früher gab es hier noch das epische Suonenbräu-Bier, doch seit geraumer Zeit gehört der herrliche Biergenuss im Zug nach Basel der Vergangenheit an. Die Brauerei liefert das Geschäft leider nicht mehr an.

Auf dem Abstieg hinunter nach Schallbett.
Auf dem Abstieg hinunter nach Schallbett.

Um 19:00 Uhr war ich schliesslich schon wieder zu Hause. Kaum zu glauben: ich verliess am Morgen zur gleichen Zeit meine vertrauten vier Wände und kam am Abend zur selben Zeit heim, wie wenn ich einen Tag mit Arbeiten im Geschäft verbracht hätte.

Doch der heutige Tag mit den grandiosen Ausblicken weit über die Schweizer Landesgrenze hinaus, unter den Walliser Gipfelgiganten und rund um dem lieb gewonnen Simplonpass, gefiel mir als Abwechslung zum einschlägigen Arbeitsalltag um einiges besser.

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