Vanil Noir & Pointe de Cray

Herbstwanderungen in den Freiburger Voralpen auf die Gipfel Vanil Noir & Pointe de Cray.

Blick zurück auf den majestätischen Vanil Noir (2'389m)
Blick zurück auf den majestätischen Vanil Noir (2'389m)

Samstag, 19. Oktober 2024

Das herbstliche Wetter lockte uns wieder einmal zum Wandern in die Freiburger Voralpen. Die Natur trug bereits ihre sanften Herbstfarben und die fernen Alpen das weisse Winterkleid. Ausgangspunkt war die kleine Ortschaft Grandvillar, welche etwas nördlicher von Bulle in der Region Haute Gruyère, unterhalb des Greyerzersees, liegt. Eine schmale Bergstrasse brachte uns hinauf nach Les Baudes, wo sich auf der rechten Seite einer spitzen Kurve der Wanderparkplatz befindet (Pt. 1264).

Unser Vorhaben war die Überschreitung des Vanil Noir, die dreieckige Pyramide, welche wie ein Juwel in den Berggrat eingebettet ist, welcher die Grenze zwischen den Kantonen Freiburg und Waadt markiert. Der Name Vanil ist ein Ausdruck des freiburgischen Patois, bedeutet so viel wie Fels oder felsiger Gipfel und geht ursprünglich auf das gallische Wort vanno (Abhang, Gipfel) zurück.

Wer die Einsamkeit sucht, wird sie hier im Nationalpark finden.
Wer die Einsamkeit sucht, wird sie hier im Nationalpark finden.

Wir schritten den markierten Wanderweg in Richtung Osten hinauf und konnten schon bald das Gipfelkreuz des höchsten Freiburger Berggipfels erkennen. Doch vor uns ragte eine karstige, beinahe senkrechte 1‘000 Meter hohe Felsflanke in die Höhe, welche uns vom Ziel trennte.

Für einmal kein Steinbock.
Für einmal kein Steinbock.

Nachdem wir die bereits geschlossene Cabane de Bounavaux passiert hatten, wählten wir bei Pt. 1759 den Aufstieg zum Col Bounavaletta. Herrliche Blicke zurück und hinunter zur Porcheresse des Goilles offenbarten sich uns vom Pass aus. Auch erste Populationen von Steinböcken konnten wir in den steilen Hängen entdecken.

Ein herrlicher Blick auf den Dent de Folliéran
Ein herrlicher Blick auf den Dent de Folliéran

Nach einer Mittagspause wanderten wir auf dem nun fortlaufenden blauweiss-markierten Wanderweg in Richtung Osten bis zu Pt. 2182, wo der steinige Pfad in die Ostflanke des Massivs führte. Ab hier verlief der Weg etwas unterhalb des Grates und wenig später vor dem Gipfel mehrheitlich auf dem Grat. Einige heikle Passagen waren mit Stahlseilen gesichert, jedoch nicht alle.

Die Bergwanderwege der...
Die Bergwanderwege der...
...Freiburger Voralpen gelten zu...
...Freiburger Voralpen gelten zu...
...den Anspruchsvollsten der CH.
...den Anspruchsvollsten der CH.

Kurz vor dem Gipfel machte sich dann mitten auf dem Pfad ein Steinbock breit, der uns beim Aufstieg ein wenig gelangweilt beobachtete und um den wir einen Bogen machen mussten. Nach drei Stunden Aufstieg standen wir schliesslich um 13:30 Uhr auf dem höchsten Berg der Freiburger Alpen. Er gehört mit einer Höhe von 2’389 Meter sicherlich nicht zu den grossen der schweizer Gipfel, besticht aber ungemein durch seine wilde Schönheit.

Diese Wildheit durften wir beim anschliessenden Abstieg auf der Südseite erfahren. Der Pfad verläuft dort sehr exponiert durch die direkte, steile Bergflanke. Über eine weite Strecke ist der schmale, abschüssige und äusserst ausgesetzte Weg mit Ketten gesichert. Definitiv ein blauweisser Pfad, der Erfahrung, Schwindelfreiheit und starke Nerven erfordert.


Auf der anderen Seite des Berges erwartete uns eine grosse Herde von Steinböcken. Es waren sicher an die 20 Stück, die sich entlang dem nun breiten Grat aufhielten. Das Naturschutzgebiet ist bekannt für die grossen Populationen von Gämsen und Steinböcken als auch für die vielfältige Pflanzenwelt, die hier beheimatet sind. So viele Steinböcke auf einem Haufen hatte ich noch nie gesehen.

Blick zurück zum Vanil Noir. Rechts in der Flanke ist der mit Ketten versicherte alpine Bergweg gut erkennbar.
Blick zurück zum Vanil Noir. Rechts in der Flanke ist der mit Ketten versicherte alpine Bergweg gut erkennbar.

Vor dem Abstieg hinunter nach Bounavau, unternahmen wir noch einen Abstecher zum benachbarten Gipfel des Sur Combe Vanil de l'Ecri. Nach einer kurzen Pause machten wir uns schliesslich auf den Rückweg zum 1‘000 Meter tiefer liegenden Parkplatz bei Les Baudes, wo die Rundtour endete.

Steinbockherden: Wer beobachtet hier wen?
Steinbockherden: Wer beobachtet hier wen?

Insgesamt waren wir 6,5 Stunden unterwegs und legten 1’250 Höhenmeter auf einer Strecke von 13,6 Kilometer zurück.

Die Nacht verbrachten wir im mittelalterlichen Städtchen Gruyères, wo wir in der Unterkunft La Fleur de Lys nächtigten. Leider war der Service und das Essern nicht sonderlich, doch das Gebäude und der Salon mit Cheminée und Klavier, liessen am Abend zum verweilen ein.

Freut euch des Lebens… 🎶🎵

Weitere Fotos vom Samstag, 19. Oktober 2024

Sonntag, 20. Oktober 2024

Unser heutiges Ziel, der Gipfel der Pointe de Cray, lag nur wenige Kilometer südlich des Vanil Noir in der gleichen Bergkette, welche die Kantone Freiburg und Waadt voneinander abgrenzt.

Am östlichen Ausgang der kleinen Ortschaft Lessoc führt eine Bergstrasse nach Sauguera, wo sich bei Pt. 1289 ein kleiner Parkplatz befindet. Von hier aus starteten wir unsere Rundwanderung über den Pointe de Cray.

Auf dem Col de Cray.
Auf dem Col de Cray.

Wir folgten der geteerten Strasse in das Tal von Sauguera bis zu Pt. 1342. Hier zweigte unser Weg auf einer gut ausgebauten Kiesstrasse hoch nach Gros Linsert. Nachdem wir die Alphütte hinter uns gelassen hatten, führte am Talende ein sehr steiler, grasiger Pfad hoch zum Col de Cray (Pt. 1972).

Neben einem phänomenalen Blick auf die Alpen, begleitete uns fortan auch die Sonne auf unserem Weg zum Gipfel. Um diese Jahreszeit erreichten die wärmenden Strahlen die nordseitigen Täler und Bergflanken bereits nicht mehr.

Blick auf den Greyerzersee. Rechts die Stadt Bulle.
Blick auf den Greyerzersee. Rechts die Stadt Bulle.

Den Weg bis zum Gipfelkreuz des Cray auf 2‘070 Meter sowie den restlichen Tourenverlauf konnten wir im T-Shirt gehen. Es war ein richtig schöner Herbsttag an dem man zusehen konnte, wie das Gewand der Natur einen ockerfarbenen Anstrich erhielt.

Besonders die Laubbäume in den tieferen Lagen trugen buntes Laub in braun, gelb, rot sowie kürbisorange und verzauberten damit die Landschaft der Voralpen in ein Gemälde.

Berge im Herbstkleid.
Berge im Herbstkleid.

Nach einer Pause schritten wir südostseitig den steilen, grasigen Bergrücken hinunter nach Cray Dessus und von da weiter über die Wiese zum rotweissen Wanderweg, welcher nach Mont Dessus führt. Bei Pt. 1717 änderten wir die Richtung abermals mit Ziel des Chaux de Culand.

Es war ein herrlicher Wanderabschnitt, welcher elegant angelegt und altiplano in der Flanke des Bergmassivs verlief. Ausgesetzte Stellen waren mit Stahlseilen gesichert und einige Male führte der Pfad abenteuerlich über Bergbäche und Schutthalden. Auf dem Chaux de Culand (1892m) legten wir dann eine Mittagspause ein, ehe wir durch die nördliche Mulde hinunter nach Les Druges abstiegen.

Herbstwanderung pur!
Herbstwanderung pur!

Der Rückweg zum Parkplatz bei Sauguera erfolgte über En Tremont und Les Sauges, wo wir nach 4,75 Stunden, 1’060 Höhenmetern und 12.1 Kilometern wieder bei unserem Auto eintrafen und eine herrliche Herbstwanderung ihr Ende nahm.

Weitere Fotos vom Sonntag, 20. Oktober 2024