Dent de Brenleire & Dent de Combette
Bezauberndes Herbstwanderwochenende auf einen Freiburger- und einen Waadtländer-Gipfel in der Gastlosenregion.
Samstag, 03. September 2023
Die ursprünglich geplanten zwei Klettertouren in den Gastlosen musste ich schweren Herzens kurzfristig absagen. Zu negativ war die Diagnose meiner Schulterprobleme nach der Arztvisite Mitte Woche ausgefallen. Eine Klettertour konnte ich nicht verantworten und hätte im schlimmsten Fall zu sehr negativen Folgen geführt.
Trotzdem wollten Dominik und ich am letzten geplanten Alpen-Dude-Sommerwochenende in diesem Jahr was unternehmen. Das Wetter lud gerade dazu ein und gemeinsame „freie“ Wochenenden sind mit all den anderen Aktivitäten und dem Familienleben spärlich besät.
Gedanklich blieben wir in der Region der Gastlosen und planten zwei Wanderungen in den Freiburger Alpen. Der Ausgangsort für die Unternehmungen war Haut du Mont auf der Alp Gros Mont. Es war mal eine Anfahrt ohne Eile. Wir mussten nicht frühzeitig am Einstieg sein, um vor anderen Kameradinnen und Kameraden loszuketten. Wir waren zu Fuss unterwegs und wir konnten, wenn es notwendig war, jederzeit überholen, umdrehen oder eine Pause einlegen. Das Wandern hat schon auch was für sich.
Trotzdem kam bei mir ein gewisses Unbehagen auf, als wir die wirklich steile, enge und überaus kurvenreiche Bergstrasse kurz nach Gruyère nach Gros Mont hochfuhren. Was, wenn dort schon alle Parkplätze besetzt sind? Die Fotos aus dem Internet zeigen es deutlich; wer hier unberechtigt parkt, bekommt es teuer zu spüren!
Doch als wir kurz nach 10:00 Uhr dort ankamen, gab es noch Parkplätze. Freudig und vom herrlichen Herbstwetter beflügelt, schritten wir auf dem Wanderweg los gen Süden. Ziele waren heute der Dent de Brenleire und der Dent de Folliéran, auch genannt "Das Matterhorn des Freiburgerlandes und sein Zwilling". Der eine breit und massig, der andere schmal und spitz. Die Silhouette der Dents de Brenleire und de Folliéran sticht von Weitem ins Auge. Aus gewisser Perspektive erinnert die Dent de Folliéran sehr ans Matterhorn.
Gemeinsam mit dem Horu ist neben der Form auch, dass es keine einfachen Routen auf den Gipfel gibt. Dafür ist der Andrang beim Freiburger Matterhorn deutlich weniger gross und auch die Steinschlaggefahr hält sich in Grenzen. Mindestens ebenso gefährlich werden die steilen Hänge dieser beiden Freiburger Zähne aber bei Nässe – also nur bei sicheren und trockenen Verhältnissen einsteigen!
Unser Aufstieg begann bei der Weggabelung Pt. 1394, wo wir der Kiespiste hoch bis Brenleire Dessous folgten (1706 m). Weiter ging es teilweise weglos zu der so oft erwähnten Ruine von Chaux de Brenleire (ca. 1935 m). Doch von dieser Ruine ist nur noch ein Steinhaufen zu sehen. Weiter ging es auf den Südostgrat des Dent de Brenleire, den wir auf etwa 2000 m erreichten.
Von hier aus konnten wir fortan den markanten, mächtigen und dominierenden Dent de Folliéran aus einer atemberaubenden Perspektive beobachten. Was für ein Bergmassiv! Der schmale Pfad führte meist dem Grat folgend hinauf. Auch einige felsige Abschnitte galt es zu überwinden und vor dem Gipfel stand noch eine luftige Querung an.
Um 12:30 Uhr standen wir am herrlichen Gipfel des Dent de Brenleire auf 2'354 Metern. Dominik fühlte sich nicht fit genug für die bevorstehende Überquerung des Dent de Folliéran und wir entschieden, mit einer längeren Mittagsrast das grandiose Gipfelpanorama gebührend zu würdigen.
Entsprechend hatten wir, nachdem der Abstieg nach Gros Mont geschafft war und wir zu Alois dem VW-Bus auf dem Parkplatz zurückgekehrt sind, genügend Zeit für einen ausgiebigen Apéro. Hinter uns türmten sich die zackigen Felsen der Gastlosen mit bekannten Namen wie Conre Aubert, Les Pucelles, Dent de Ruth und jene der Wandflue. Je tiefer die Sonne sank, desto höher wurden die Felswände. Die Farben der Herbstsonne erschienen warm, der Wind bliess lau und es hätte noch lange so andauern können.
Doch die Welt drehte sich weiter, der Schatten kam und auch eine freundliche Dame des Pro Natura Vereins, welche uns darauf aufmerksam machte, dass wir uns hier in einem Naturschutzgebiet befinden und streng genommen auf dem Parkplatz nicht übernachtet werden darf. Einer späteren Recherche zufolge bin ich mir heute ziemlich sicher, dass der Parkplatz sich nicht in der Zone befindet. Trotzdem folgten wir ihrem Rat und fuhren ein paar Kurven weiter runter und übernachteten in einer Waldlichtung bei Pt. 955.
Weitere Fotos vom Samstag, 03. September 2023
Sonntag, 04. September 2023
Nach dem Frühstück fuhren wir erneut hoch zum Parkplatz im Vallée du Gros und starteten unsere Rundwanderung auf den Dent de Combette. Das Wetter war wiederum herrlich warm und wir waren mit einem Minimum an Kleidern und Ausrüstung unterwegs.
Die Strecke bis zur Weggabelung bei Pt. 1394 kannten wir bereits von gestern. Hier folgten wir dem Wanderweg südöstlich nach Fessu Devant und über weite Bergwiesen zum Chalet du Pertet. Die Aussicht von hier war wunderschön; herbstliche Flurfarben, weidende Kühe und blauer Himmel, verbunden mit einer gewissen Einsamkeit in dieser lieblichen und dennoch wilden Region.
Es folgte ein steiler Aufstieg zum Pertet à Bovets, der Übergang zwischen Vallon du Gros Mont und Vallon de la Manche. Links ragten die steilen Felswände des Corne Aubert in die Höhe und beim genauen Hinsehen konnte man ein paar Seilschaften erkennen, die wie Ameisen einen glatten, aufrechtstehenden Tannenzapfen hochkletterten.
Mit der Durchquerung des Grates gelangten wir auch auf Waadtländer Boden. Rechts von uns kam der Gendarm Rodosex in unser Blickfeld. Ein grosser Felsturm, welcher das südwestliche Ende der Gastlosen-Kette markiert. Auf der Karte ist dieser Gendarm zwar nicht mit Namen betitelt, dennoch wird er in der Bergliteratur immer wieder erwähnt.
Wir schritten in südlicher Richtung auf dem Wanderweg weiter bis Pt. 1941 und Pt. 1976. Hier zweigt der steile, blau-weiss markierte Weg zum Gipfel der Dent de Combette ab. Es geht zunächst steil über Felsstufen (Fixseil), dann kurz in einer etwas ausgesetzten Querung nach rechts (Ketten), schliesslich oberhalb von Gehölzen zurück nach links auf den Gratrücken und auf diesem entlang zum 2’082 Meter hohen Gipfel.
Einmal mehr hatten wir einen herrlichen Rundumblick und genossen das Panorama. Obwohl wir uns auf einem Gipfel des Waadtlandes befanden, wird der Dent de Combette verdienterweise noch mit zur Gastlosenkette gezählt. Denn es kann nie genügend Zähne geben.
Etwa 40 Meter vor dem Gipfel (verblasste rote Pfeile) stiegen wir über einen alternativen, drahtseilgesicherten Abstieg auf der Nordwestseite ab. Über ein kurzes Band (T4) erreichten wir bald wieder den normalen Wanderweg, welchem wir bis Pt. 1923 folgten.
Hier machten wir Mittagsrast, bevor wir dem hübschen Wanderpfad auf der Krete bis kurz vor La Matte folgten. Dann gab es eine steile Kehrtwende und wir wanderten in nördliche Richtung auf dem Höhenweg zurück zum Parkplatz von Haut du Mont.
Hier nahm unser Wanderwochenende seinen Abschluss. Doch wir kommen wieder hierher. Denn weitere lohnende Abenteuerziele sind mit dem Dent de Folliéran oder dem Vanil Noir definitiv gegeben.