Bodenseewanderung:
Von Romanshorn über Steckborn nach Diessenhofen
Eine Weitwanderung entlang dem Bodensee und Rhein, die länger als erwartet dauerte.
Samstag, 02. März 2024
Für meine erste Outdoor-Unternehmung nach der Schulteroperation kam nur eine einfache Wandertour in Frage. Da es immer noch Winter war und in der Südschweiz seit Tagen schlechtes Wetter herrschte, zog es Dominik und mich in die Ostschweiz.
Dominik stellte spontan eine zweitägige Wanderroute entlang dem Bodensee und Rhein zusammen und buchte in Steckborn eine Unterkunft für die Nacht.
Mit dem Zug fuhren wir klimafreundlich nach Romanshorn, von wo unsere heutige Etappe startete. Mit leichtem Gepäck auf unserem Rücken, setzten wir die ersten Schritte durch die neblige Landschaft am Bodensee. Von sonnigem Wetter keine Spur. Frische Temperaturen und ein unangenehmer, feuchter Wind blies uns entgegen. Ob das heute mit dem schönem Wetter noch was werden wird?
Wir verliessen die Hafenstadt Romanshorn und schritten in nordwestlicher Richtung immer entlang dem Ufer des Bodensees. Es war ein angenehmer Wanderweg, der grösstenteils den naturbelassenen Pfaden folgte.
Nachdem wir die Ortschaften Uttwil, Kesswil und Güttingen hinter uns gelassen hatten, verdrängte endlich die Sonne den hartnäckigen Nebel. In windstillen Ecken war es bereits angenehm frühlingshaft. Wir legten eine Pause ein, um unsere Glieder ein wenig aufzuwärmen.
Weiter ging es entlang Altnau, Landschlacht, Münsterlingen und Bottighofen, der grössten Schweizer Stadt am Bodensee, entgegen. Konstanz interessierte uns nicht und wir folgten direttissimo dem ausgeschilderten Wanderweg, welcher uns in einer schönen Route durch die Stadt führte.
Bei Ziegelhof trafen wir auf das kurze Stück vom Rhein, welcher den östlichen Teil des Bodensees mit dem umgangssprachlichen Untersee verbindet. Die Gewässer zählen jedoch beide zum Bodensee.
In Gottlieben realisierten wir zum ersten Mal, wie weit es eigentlich noch bis zu unserem Tageszielort Steckborn ist! Irgendwie hatten wir uns in der Distanz der Strecke geirrt. Wir waren davon ausgegangen, dass es ungefähr 33 Kilometer wären, doch da hatte sich irgendwo ein Planungsfehler in unserer Kalkulation eingeschlichen.
Von hier aus waren es nochmals circa 13 Kilometer und der Zeiger der Kirchturmuhr stand bereits auf der Ziffer vier. Doch aufgeben war nicht so unsere Sache. Schliesslich wollten wir die ganze geplante Strecke zu Fuss zurücklegen. Würde es gar nicht mehr gehen, so konnten wir jederzeit auf die Bahn umsteigen und die letzten Kilometer im Zug hinter uns bringen.
Bei herrlichem Wetter schritten wir weiter dem Ufer entlang in Richtung Westen. Die immer tiefer sinkende Sonne war sozusagen unser Richtungsgeber. Sie gab uns noch ein wenig Wärme und beleuchtete die Umgebung in sanften, abendlichen Farben.
Wir durchquerten wenig später die Ortschaft Ermatingen und nahmen einen Augenschein des herrschaftlichen Gebäudes des Napoleonmuseums auf dem Arenenberg. Die Aussicht vom Anwesen über die Weinplantagen auf den See war malerisch.
Ein kleiner Exkurs, wie es zum Napoleonmuseum kam (Textausschnitt von der Museumshomepage):
«Nach dem Sturz Napoleons kaufte seine Stieftochter, die holländische Königin Hortense, im Jahr 1817 das Schlossgut Arenenberg und machte es zu ihrem Exilsitz. Sie baute um und stattete die prachtvollen Salons stilsicher aus. Aus Frankreich brachte sie ihren neunjährigen Sohn Louis Napoléon mit, der später unter dem Namen Napoleon III. letzter Kaiser Frankreichs wurde. Seine Frau, Kaiserin Eugénie, erweiterte das Schloss um zusätzliche Salons, bevor sie das Anwesen 1906 dem Kanton Thurgau schenkte. Er richtete in dem Schlossgut ihrem Wunsch gemäss das Napoleonmuseum und eine Schule für die Thurgauer Landwirtschaft ein. Beides besteht bis heute.»
So langsam schmerzten unsere Füsse und wir wünschten uns das warme, in Steckborn auf uns wartende Zimmer, herbei. Die letzten Kilometer von Berlingen zum See & Park Hotel Feldbach streckten sich in die Länge. Hiess es nun Steckborn oder Streckborn?
Nach 40,4 Kilometer und gemessenen 44’700 Schritten erreichten wir um 19:00 Uhr nach 8,5 Stunden unser Tagesziel. Eigentlich sollte unsere erste gemeinsame Tour im Jahr 2024 relaxter von statten gehen, doch ein Abenteuer lässt sich selbst in einer so urbanen Region finden.
Nach so einem langen Tag liessen wir es uns gutgehen und assen im sehr empfehlenswerten Hotelrestaurant zu Abend!
Sonntag, 03. März 2024
Tagwache war um 08:00 Uhr. Meine Knochen fühlten sich müde an und die gestern aufgepoppten Blasen waren mit Flüssigkeit gefüllt. Wir humpelten zum Nachbargebäude, wo es ein leckeres Frühstück gab.
Um 09:00 Uhr verliessen wir das ehemalige Kloster Feldbach, von dessen ursprünglichen Gebäuden leider nicht mehr viel übriggeblieben ist. Einst lebten dort Ordensfrauen, heute erwartet die Besucher Hotelkomfort und kulinarische Genüsse in traumhafter Umgebung direkt am See.
Unser erster Streckenabschnitt entlang dem Untersee brachte uns nach Stein am Rhein. Die geschichtsträchtige und ursprüngliche Kleinstadt ist für ihre gut erhaltenen mittelalterlichen Fachwerkhäuser mit Fassadenmalereien bekannt, die rund um den Rathausplatz in der Altstadt zu finden sind.
Hier genossen wir im Café «Zum Steinenen Trauben» einen Cappuccino und deckten uns mit Sandwiches und Zigerkrapfen für den restlichen Tag ein.
Wir blieben auf der Nordseite des Rheins und passierten diesen erst vor Hemishofen wieder. Schliesslich folgten wir dem ausgeschilderten Wanderweg nach Rheinklingen. Wenig später legten wir eine Lunchpause ein. Leider wurden wir heute nicht vom angesagten Sonnenschein verwöhnt. Irgendwie schaffte es die Sonne nicht durch die Wolken.
Die Schritte bis nach Diessenhofen, unserem geplanten Zielort und Tourenende, waren gezählt. Gegen 14:30 Uhr trafen wir dort nach 23 Wanderkilometern ein und bestiegen wenig später den Zug nach Schaffhausen. Über Zürich erfolgte schliesslich die Heimreise.
Hervorheben möchte ich bei dieser Tour die angenehme und optimale Wanderwegführung entlang den Gewässern. Rund ein Drittel der Strecke erfolgt auf Naturwegen und Pfaden, was das Wandern sehr angenehm macht. Nachahmern würde ich empfehlen, die erste Etappe kürzer zu halten und zwischen Konstanz und Ermatingen zu übernachten.