Witenwasserenstock 3025m
Wunderschöne Skitour auf den Witenwasseren- und Hüenerstock mit Sandro bei Prachtwetter und besten Tourenverhältnissen.
Aus dem SAC-Tourenführer: „Der Ostgipfel des Witenwasserenstocks ist ein wichtiger Knotenpunkt, auf dem die drei Kantone Tessin, Wallis und Uri zusammentreffen und von dem die Wasser, in drei Meere fliessen, durch den Po in das Adriatische Meer, durch die Rohne in das westliche Mittelmeer und durch den Rhein in die Nordsee.“ Also eine wichtige geografische Wasserscheide, welche es sich bestimmt lohnen würde einmal zu besuchen.
Sonntag, 16. März 2014
Ausgangspunkt dieser Tour war Realp. Dort parkierten wir das Auto auf dem grossen Parkplatz hinter dem Bahnhof. Obwohl eigentlich kein Nachtparking im Winter gestattet ist (Schneeräumung), lösten wir zwei Tagesbillette und hinterlegten diese hinter der Frontscheibe des Autos. Eine kleine Schlechtwetterfront veranlasste uns, erst am Sonntag, statt wie geplant am Samstag zu starten. Glücklicherweise konnten wir es mit den Arbeitgebern arrangieren und so auch den vielen Wochenendtourengehern ausweichen.
Als wir um 12:00 Uhr losliefen, bedeckte nur noch eine kleine Restbewölkung den blauen Himmel. Es war bereits sehr warm und der wässerige Schnee wurde durch unsere Skier regelrecht weggedrückt. Wir folgten der Sommerstrasse, welche nach Oberstafel führte. Diese war unter der Schneedecke jedoch kaum zu erkennen.
Ab und zu kamen uns andere Schneesportler entgegen, welche wir mit einem Lächeln begrüssten. Sie wussten genau was wir denken: „Wir starten unsere Tour am Sonntag, würden phantastisches Wetter haben, und du musst nach Hause, um morgen wieder zur Arbeit zu gehen“. Ein bisschen Schadenfreude musste sein; auch wir durften es mal gut erwischen.
Den Aufstieg zur Rotondohütte (2600m) gingen wir ganz gemütlich an. Wir hatten reichlich Zeit, das Wetter war in der Zwischenzeit sonnig und der Schlafplatz reserviert. Zeit also um auch mal eine grössere Pause einzulegen.
Um halb vier erreichten wir schliesslich die SAC-Hütte der Sektion Lägern. Es blieb noch genügend Zeit um auf der Terrasse - bloss mit T-Shirt bekleidet - das eine oder andere Bierchen zu trinken. In der Faszination und der Aufregung über das phantastische Bergpanorama vergassen wir prompt die Sonnencreme einzustreichen. Mit rotem, glühendem Kopf erschien ich später zum Abendessen – zur Belustigung der Tischkameradinnen und Kameraden.
Montag, 17. März 2014
Die Nacht war eine deren, welche man auf einer Berghütte genau nicht erleben möchte, und immer wieder vor den Touren als Angstbild in meinem Kopf herumschwirrt: Man kann nicht einschlafen; jede halbe Stunde geht jemand auf die Toilette; man muss selbst auf die Toilette; die Toiletten sind besetzt; es hat kein WC-Papier mehr; man hat Durst – befürchtet aber dann noch öfters auf die Toilette zu gehen; was ist für Zeit; habe ich den Wecker richtig gestellt; habe ich alles Material für den morgigen Aufstieg dabei...
Die Liste war endlos. Als Trost teilte mir Sandro am Morgen mit, dass es ihm gleich ging. Na ja wenigstens das. Doch was mir am meisten Sorge machte war mein Sonnenbrand. Entsprechend dick strich ich eine Schicht Sonnencreme auf mein Gesicht.
Um 07:00 Uhr liefen wir los. Die Sonne schien bereits über die umliegenden Bergspitzen hinweg zu uns. Der Aufstieg über den Witenwasserengletscher auf den Witenwasserenstock ist technisch sehr einfach. Wir stiegen hoch in Richtung Pt. 2908, wo wir wenig später die Skier deponierten und den Schlussaufstieg zum Ostgipfel (3025m) über den Kamm vornahmen.
Die Besteigung des Westgipfels (3085m) liessen wir nach reiflicher Überlegung bleiben. Wir hatten weder Steigeisen, Seil noch einen Pickel dabei, sodass wir den Steilaufstieg nicht verantworten konnten (siehe Foto). Doch der Tag war noch jung (08:40 Uhr) und so machten wir uns auf zum Hüenerstock (2889m).
Hier entdeckten wir nordöstlich eine top Abfahrtsroute mit guter Schneequalität, welche uns direkt zurück nach Oberstafel führen würde. Die Entscheidung viel einstimmig: Hier würden wir runterfahren.
Nach kurzen Schwüngen, langen Bögen und einigem Stöckeln im unteren Teil trafen wir bereits kurz vor 11:00 Uhr wieder in Realp ein. Leider haben es Skitouren an sich, dass das Abfahrtsvergnügen einiges schneller von Statten geht als der Aufstieg, dafür umso mehr Lust auf Neues hervorruft.
Für heute hatten wir beide genügend Sonne getankt. Unser Tourenbierli und Mittagessen nahmen wir auf der Autobahnraststätte im Sonnenschutze von Regenschirmen zu uns. Dabei streiften uns zahlreiche fragende Blicke anderer Leute, welche sich gemütlich in der Sonne sonnten.
Ich hatte etwas gelernt was ich eigentlich schon wusste: Die Sonnencreme im Rucksack nützt nichts – man muss sie auch benutzen ;-)
Eine sehr empfehlenswerte Tour in phantastischer Umgebung.