Piz Tiarms & Rotstock

Zwei Tagesskitouren mit Sandro von Andermatt aus.

Im Westcouloir des Piz Tiarms
Im Westcouloir des Piz Tiarms

Sonntag, 07. März 2021

Seit Wochen war es bestes, sonniges Skitourenwetter. Sandro und ich hofften auf der Anfahrt nach Andermatt, dass es die nächsten zwei Tage auch noch so bleiben würde. Auch wir wollten vom Wetterhoch profitieren.

In der Furka-Oberalp-Bahn auf den Oberalppass.
In der Furka-Oberalp-Bahn auf den Oberalppass.

Wir trafen uns in Erstfeld und fuhren zusammen mit dem Auto weiter nach Andermatt, wo wir beim Restaurant Hotel Sonne parkierten. Nach dem kurzen Check-In und einem Kaffee in der gemütlichen Restaurantstube, machten wir uns auf zum Bahnhof.

Blick auf den Piz Tiarms mit dem schneebedeckten West Couloir.
Blick auf den Piz Tiarms mit dem schneebedeckten West Couloir.

Der 09:28 Uhr Zug der Furka-Oberalp-Bahn brachte uns in kurzer Zeit durch die malerische Winterlandschaft auf den wohlbekannten Oberalppass. Hier trennten sich die Skitouren- und die Pistenskifahrer. 

Die meisten Skitouren-Geher widmeten sich dem wohl beliebtesten Skitourenberg: dem Pazolastock. Doch wir marschierten nordwärts los mit dem Ziel, dem Piz Tiarms (2'917m) einen Besuch abzustatten.

Sandro auf dem Weg zum (falschen) Couloir.
Sandro auf dem Weg zum (falschen) Couloir.

Wer Sandro kennt, der weiss, dass Normalwege nicht so sein Ding sind und er oft versucht, eine eigene, spannendere Route zum Gipfel zu finden. Zur heutigen Tour sind wir auch mit dieser Absicht aufgebrochen und hatten die komplette Bergsteigerausrüstung mit Seil, Pickel, Steigeisen und Sicherungsmaterial dabei.

Olli kommt nach.
Olli kommt nach.
Hier geht es bald nicht mehr weiter.
Hier geht es bald nicht mehr weiter.

Uns stach schliesslich schon bald ein Couloir an der Westflanke des Tiarms ins Auge, welches einen spannenden Aufstieg auf den Gipfelgrat versprach. Entsprechend steuerten wir die Stelle bis unterhalb des Felsfusses an.

Es wird langsam steiler...
Es wird langsam steiler...

Doch nach einer kurzen Pause, wo wir die Felle abnahmen und uns für das Bergsteigen bereitmachten, stiegen wir voller Überzeugung ins "falsche" Couloir ein. Denn, auf etwa der halben Strecke bis zum Grat, versperrte uns ein Steinblock den Weg. Nach einigem Rumprobieren diesen zu umklettern, kehrten wir aufgrund mangelnder Sicherungsmöglichkeiten wieder hinunter.


Auf ging es sogleich in das nördlichere Couloir. Und wie es hinauf ging – es wollte kein Ende nehmen! Als wir den Gipfelgrat schliesslich erreichten, galt es über die herrlichen Granitbrocken bis zum Gipfel zu Klettern (III). 

Steinschmuck: Hier mit Eis-....
Steinschmuck: Hier mit Eis-....
...und hier mit echten Kristallen.
...und hier mit echten Kristallen.

Doch auch hier konnten wir noch keine Pause machen, denn das Wetter schien sich zu verschlechtern und uns die Sicht zu nehmen. Auf dem Normalweg ging es zurück zu unserem Skidepot, wo wir schliesslich unseren Hunger und Durst stillten.

Der Grat ist erreicht. Nun gilt es nur noch wenige Meter bis zum Gipfel zu kraxeln.
Der Grat ist erreicht. Nun gilt es nur noch wenige Meter bis zum Gipfel zu kraxeln.

Die Abfahrt hinunter zum Oberalpass war kein Highlight. Die ganzen Hänge wurden in den letzten Wochen stark befahren und die Sonne hatte den Schnee immer wieder aufgetaut, sodass wir teilweise auf eisige und harte Verhältnisse stiessen. Doch das tat unserer Tour keinen Abbruch. Es war herrlich in dieser Berglandschaft unterwegs zu sein.

Pünktlich auf die nächste Verbindung, erreichten wir die Bahnstation. Wir fuhren jedoch nur bis Nätschen, von wo aus wir mit den Skiern hinunter nach Andermatt fuhren. Unterwegs gab es in einer Skibar noch ein Tourenbierli.

Die Kleider werden ausgelüftet, der Durst gestillt.
Die Kleider werden ausgelüftet, der Durst gestillt.

Den Abend verbrachten wir im Restaurant Hotel Sonne, welches gleich neben der Gemsstockbahn liegt. Gerade mal 3 Zimmer waren belegt. Corona lässt Grüssen – die Branche wird stark in Mitleidenschaft gezogen. Wir waren jedoch froh, eine Unterkunft mit Halbpension zu haben. Wer eine einfache, urchige Unterkunft mit gutem Essen und Service sucht, ist bei der Sonne am richtigen Ort.

Montag, 08. März 2021

Es schneite leicht, als wir um 07:00 Uhr aus dem Fenster schauten. Die Wetterscheide war genau bei uns. Weiter südlich sollte das Wetter gut sein.

Und los geht es von der Gemsstock-Bergstation. Sandro ist bereits losgefahren...
Und los geht es von der Gemsstock-Bergstation. Sandro ist bereits losgefahren...

Nach dem Frühstück machten wir uns auf zur Gemsstockbahn. Der Plan war, mit der Gondelbahn hoch zum Gemsstock zu fahren, über die Gafallenlücke hinunter zum Gitziälpetli und über das Rotstockplateau via Guspissattel auf den Pizzo Centrale zu steigen. Ob wir dann die Abfahrt nach Realp oder via Vermigelhütte/Unteralp nach Andermatt wählen würden, liessen wir noch offen.

Den kurzen Aufstieg zur Gafallenlücke konnten wir in den Skischuhen machen.
Den kurzen Aufstieg zur Gafallenlücke konnten wir in den Skischuhen machen.

Doch es kam ein wenig anders. Nachdem wir erst mal 30.- Franken (!) für eine einfache Fahrt hinauf auf den Gemsstock bezahlten, überzeugte uns das Wetter dort oben nicht wirklich. Erst als wir in Richtung der Gafallenlücke losfuhren, verzogen sich die Wolken und er Nebel.

Es war fortan eine Prachtsaussicht und wir waren ganz alleine unterwegs in dieser abgeschiedenen Bergwelt. Der Aufstieg zur Gafallenlücke konnten wir in den Skischuhen machen. Der Firn war hart und so kamen wir optimal voran.

Einsamer Weg hinauf zur Gitziälpetlilücke. Hier kam seit dem letzten Schneefall noch niemand durch.
Einsamer Weg hinauf zur Gitziälpetlilücke. Hier kam seit dem letzten Schneefall noch niemand durch.

In der anschliessenden Abfahrt steuerten wir das Gitziälpetli an und trafen dabei zu unserer Freude auf gute Schneeverhältnisse. Doch hier erkannten wir, dass die Wetterverhältnisse im Westen einiges schlechter waren als im Osten. Vor allem die Sicht aufgrund des Nebels war dort nicht gegeben.

Wir entschieden uns, als Gipfelziel anstelle des Pizzo Centrale den Rotstock anzusteuern. Denn wer will schon im Trüben touren, wenn auf der anderen Bergseite sonniges Wetter ist. Dazu stiegen wir hoch zur wunderschönen Gitziälpetlilücke und genossen eine herrliche Abfahrt hinunter zum See bei Pt. 2562.

Von hier aus galt es nochmals 400 Höhenmeter aufzusteigen. Über die Guspislücke erreichten wir wenig später den Gipfel des Rotstocks auf 2'950m. Die Verhältnisse waren so gut, dass wir bis auf einige Meter unter dem Gipfel mit den Skiern hochsteigen konnten.

Der Blick zurück auf unsere Abfahrtsspuren :-)
Der Blick zurück auf unsere Abfahrtsspuren :-)

Hier gönnen wir uns eine ausgedehnte Pause und genossen das Bergpanorama. Die rund 1'000 Höhenmeter Abfahrt hinunter zur Vermigelhütte waren schnell hinter uns gebracht. Mich faszinierte die Strecke im Flussbett des "Brotwasser"-Flusses. Nicht nur ein sonderbarer Name, auch ein wunderschöner Wegabschnitt.

Die Vermigellhütte war nicht bewirtet. Doch gab es Getränke zu kaufen. Was gibt es schöneres, als ein Tourenbierchen in der Sonne mit Blick auf die eigenen Abfahrtsspuren zu geniessen?

Auf dem Gipfel des Rotstocks (2'950m).
Auf dem Gipfel des Rotstocks (2'950m).

Der Weg zurück nach Andermatt durch Unteralp war mühsam. Der Schnee war sulzig und es musste fast durchgehend "gestöckelt" werden. In den Südhängen sind in den letzten Tagen zahlreiche Lawinen hinuntergegangen – durch diese Schuttkegel musste man sich dann einen Weg bahnen. Bei schlechten Verhältnissen ist dieser Weg nicht ungefährlich!

Abfahrt hinunter zur Vermigelhütte.
Abfahrt hinunter zur Vermigelhütte.

Zurück beim Hotel Sonne wurde uns zum Abschied noch ein Kaffee offeriert. Eine Geste, die in diesen Zeiten nicht selbstverständlich war. Wir versprachen dafür, dass wir beim nächsten Besuch in Andermatt wieder vorbeikommen würden.

Mit der Heimfahrt endeten zwei weitere tolle Skitourentage zusammen mit Sandro.

Weitere Fotos vom Montag, 08. März 2021