Piz Lagrev & Scalotta

Ein Gipfel mit und ein Gipfel ohne Sonne und guten Schneeverhältnissen.

Auf dem Gipfel des Piz Lagrev
Auf dem Gipfel des Piz Lagrev

Samstag, 17.04.2018 – Piz Lagrev (3'165m)

Der Samstag verhiess ein prächtiger Tag zu werden. Bereits die Woche zuvor meldeten die Meterologen ein stabiles, sonniges Wochenende voraus. Toll, dass aus der geplanten Skitour mit Sandro etwas wird.

Dieses Mal dauerte meine Anreise jedoch etwas länger. Uns, bzw. mich zog es einmal mehr quer durch die Schweiz in den östlichen Zipfel des Bündnerlandes. Unser Ziel war das Juliergebiet rund um den Pass, von wo aus wir zu zwei Tagesskitouren starten würden.

Und los geht es!
Und los geht es!

Sandro traf ich in Sargans im Kaffee Fäh. Zusammen fuhren wir weiter nach Chur, Tiefenkastel und schliesslich hoch bis zum Julierpass. Etwas weiter östlich des Passes, parkierten wir auf Höhe der Alp Güglia (2'198m) das Auto. Wir waren bereits spät dran und starteten sogleich auf die erste Tour, welche uns auf den Gipfel des Piz Lagrev bringen würde.

Zügig stiegen wir unter der mächtigen Felswand des Piz Polaschin die Gianda Polaschin in die Lücke auf. Hier befand sich die heutige "Schlüsselstelle" in punkto Gefahrenpotential. Denn dieser Nordhang war für die Lawinensituation "erheblich" und nicht zu unterschätzen. Doch die Vorortbesichtigung und Einschätzung liess ein Weitergehen zu. 


So stiegen wir hoch zur Gianda Lagrev, wo wir entlang dem unsichtbaren Lej Lagrev die Lücke oberhalb des Vadret Lagrev erreichten. Natürlich waren wir an einem so tollen Frühlingstag nicht alleine unterwegs; entsprechend war der ganze Weg bereits bestens vorgespurt.

Blick auf den tollen Skitourenberg Piz Lagrev!
Blick auf den tollen Skitourenberg Piz Lagrev!

Zu unserer Überraschung war der Schneefall der letzten Tage doch reichlichd. So konnten wir uns über die Abfahrten in unbefahrenen Hängen freuen. Um 12:45 Uhr erreichten wir nach flotten 2.5 Stunden das Skidepot des Piz Lagrev. Vom Weitergehen auf der Krete bis zum eigentlichen Gipfel sahen wir ab. Zu viel Schnee lag auf dem Grat und an der Flanke. Es wäre ein Schneewühlen sondergleichen gewesen ohne wesentlichen Mehrwert. Denn irgendwie hatte der Grat auf der Karte spektakulärer ausgesehen als bei den vorliegenden Bedingungen. So hatten auch keine anderen Skitourengänger an diesem Tag den Hauptgipfel besucht.

Vor uns wartete eine sensationelle Abfahrt bei absolut besten Schneeverhältnissen. Es war als ob wir knietief in einem Wattenmeer die Hänge runterfuhren. Trotzdem wir teilweise bis zu den Oberschenkeln in den Kurven eintauchen konnten, war jede Bewegung leicht und ohne Wiederstand. Ein absoluter Traum.

Dieser war nach kurzer Zeit auch leider schon wieder vorbei. Eine italienische Skitourengruppe, die ebenfalls gerade an der Passstrasse ihr Material verstaute, fuhr mich freundlicherweise im Van hoch zu unserem Parkplatz, wo ich meinen Cali abgestellt hatte.


Wenig später gabelte ich Sandro und unser Material auf und wir fuhren zum Restaurant Ospizio La Veduta, wo wir den restlichen Nachmittag auf der Terrasse in der Sonne bei einem Fleischplättli und mehreren Panaché verbrachten.

Auslüften...
Auslüften...
Im Restaurant Ospizio La Veduta.
Im Restaurant Ospizio La Veduta.

Die Nacht verbrachten wir im Hotel Solaria, wo Sandro für uns vorreserviert hatte. Zu unserem Erstaunen war das Restaurant am Abend voll besetzt. Aber wir bekamen noch einen Tisch und konnten die hervorragende Pizza geniessen.

Sonntag, 18.04.2018 – Piz Scalotta (2'991m)

Das tolle Wetter von gestern hatten wir heute gar nicht erwartet. Doch irgendwie hatten wir uns den Tag schon etwas sonniger vorgestellt. Als wir um 08:00 Uhr starteten war der blaue Himmel von gestern längst passe.

Unsere heutige Tour führte uns direkt vom Hotel Solaria in Bivio auf den beliebten Skitourengipfel Piz Scalotta (2'991m). Los ging es feudal direkt vom Hotelparkplatz (1'770m) auf in Richtung Radons und weiter unterhalb des Crap da Radons hoch bis auf eine Höhe von etwa 2'400 Meter. Hier schritten wir in nordwestlicher Richtung dem Val Gronda entgegen, welches wir in der Flanke im Zick-Zack hoch bis zur Krete folgten. 

Start direkt im Ortskern von Bivio.
Start direkt im Ortskern von Bivio.

Von hier aus waren es nur noch wenige Meter über Felsen bis zum Gipfelkreuz. Auf den letzten hundert Höhenmetern fühlten wir uns definitiv nicht mehr alleine. Aus allen Himmelsrichtungen schritten Tourengeher dem Piz Scalotta entgegen, um nach einem kurzen Aufenthalt wieder runter ins Tal zu kehren.

Doch die Anstrengung der Tour bestand heute nicht im 1'220 Höhenmeter Aufstieg, sondern bei der Runterfahrt. Denn das gestrige, sonnige und warme Wetter hatte die komplette Schneeoberschicht aufgetaut und war über Nacht zu einer brüchigen Schneeeisdecke gefroren.

Auf dem Gipfel des Scalotta.
Auf dem Gipfel des Scalotta.

So hatten alle Tourengeher gemeinsam, dass sie wie Anfänger die Hügel runterfuhren. OK, es gab bestimmt auch Kammeradinnen und Kammeraden die das konnten, ich definitiv nicht. Etwa fünfmal musste ich den Schnee von meinen Kleidern abklopfen und mich über meine Unfähigkeit aufregen.

Doch irgendwie kommen sie immer runter… so war es auch bei uns heute. Die Sonne machte auch keinen Anschein mehr sich sehen zu lassen und daher entschlossen wir uns, nach einem Kaffee, den Heimweg anzutreten.

Bivio und Umgebung.
Bivio und Umgebung.

Sandro nahm in Sargans wiederum den Zug, ich fuhr weiter nach Hause und war bereits um 16:00 Uhr wieder daheim. Somit hatte ich noch genügend Zeit meine Skitourenausrüstung für den Sommerschlaf zu verstauen. Für diese Saison sollte es wohl die letzte Tour gewesen sein.

Tolles Skigebiet am Julierpass! Es gibt noch hunderte von Skitouren dort :-)

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