Gross Leckihorn
Skirundtour durch das Witenwasserental auf das Gross Leckihorn und über den Muttengletscher via Deieren zurück nach Realp.
Freitag, 09. Februar 2018
Einmal mehr zog es Sandro und mich in die Andermatt-Region. Sie war für uns beide verkehrstechnisch sehr gut gelegen und tauchte daher öfters auf der Liste von möglichen Skitourenausflügen auf. So auch an diesem vorgezogenen Februarwochenende.
Wir hatten für die heutige Nacht zwei Schlafplätze auf der bereits bekannten Rotondo Hütte reserviert, welche uns 2014 als Ausgangspunkt für eine Skitour auf den Witenwassernstock diente. Das Ziel dieser Skitour liessen wir uns vorerst noch offen. Wir würden auf der Hütte entscheiden, wo es morgen hingehen sollte. Doch die Auswahl an Gipfeln und Routen in dieser Region liessen einiges zu.
Als wir uns auf der Autobahnraststätte Erstfeld trafen, beschlossen wir, von Realp aus auf den Tälligrat aufzusteigen (Skitourenkartennummer 90 bzw. 970a/b), um von dort in einer kurzen Abfahrt zur Rotondo Hütte zu gelangen.
Die Lawinensituation, der Schnee und das Wetter versprachen gute Tourenverhältnisse. Zwar war der Himmel zeitweilig oft von Hochnebel bedeckt und die Sicht ab und zu eingeschränkt, doch im Grossen und Ganzen konnten wir uns nicht beklagen. Es hatte mehr als genügend Schnee und auf der Oberfläche befand sich eine 10 cm luftige Pulverschicht.
Die Abfahrt hinunter zu Hütte war anfangs steil und kurz. Die Sonne drückte gerade noch ein paar Strahlen durch die zunehmende Wolkendecke und bescherte uns eine freudige Abfahrt.
Als wir um 14:30 Uhr auf der Rotondo Hütte in 2'571m Höhe eintrafen, waren wir noch die einzigen Gäste. Wir machten es uns auf dem heissen Kachelofen – nun ja, "gemütlich" ist eigentlich das falsche Wort – bequem. Denn die Kacheln waren derart heiss, dass man nicht ruhig darauf sitzen konnte. Doch es war der einzige Ort in der Hütte, wo es relativ warm war.
Eine gute, heisse Suppe wärmte uns schliesslich wieder auf und für die Übergangszeit bis zum Abendessen leisteten wir uns eine Flasche Rotwein. Nach und nach trafen weitere Tourengeher ein und beim Abendessen wurde es schliesslich, dank den Personen, auch im Speiseraum angenehm warm.
Im Witenwasseren-Schlafsaal packten sich jedoch alle neben dem Duvet noch in eine zusätzliche Wolldecke ein. Der Winter hatte die Landschaft und die Hütte fest im Griff.
Samstag, 10. Februar 2018
Waren wir gestern Nachmittag die ersten in der Hütte, so waren wir auch die letzten, die ins Bett gingen. Zuvor probierten wir noch ein paar empfohlene Schnäpse. Dass dies meist ein Nachspiel haben würde, ignorierten wir am gestrigen Abend. Doch als heute Morgen schliesslich der Wecker um 06:30 Uhr losging, waren wir nicht allzu fit.
Aber wir hatten Zeit, um alles gemütlich anzugehen. Das erste Ziel war hoch zum Leckipass (2'892m) zu steigen, um dann je nach gegebenen Verhältnissen zu entscheiden, welche Gipfel und Abfahrten wir nehmen würden.
Kurz vor 08:00 Uhr starteten wir mit 0-Sicht und entsprechender Motivation. Doch je höher wir stiegen, desto mehr konnten wir den blauen Himmel über uns durch die Nebellöcher erkennen. Als wir wenig später den Leckipass erreichten, bot sich uns auf der Westseite eine phantastische Aussicht mit Alpenpanorama.
Doch wir spürten auch, dass wir körperlich nicht 100% fit waren. Die im Hinterkopf geplante Gipfeltour auf das Gross Muttenhorn vertagten wir und stellten folgende Tour zusammen: Besteigung des Gipfels des Gross Leckihorn, Abfahrt aus der Scharte über den Muttengletscher bis unterhalb des Muttenstöcks, Aufstieg zum Stotzigen Firsten mit anschliessender Abfahrt hinunter nach Realp. So konnten wir eine schöne Rundtour zusammenstellen.
Die Abfahrt über den Muttengletscher war herrlich. Sonnenschein, Pulverschnee, keine Spuren! Ein echtes Bijou dieser Region. In der Ebene montierten wir die Felle wieder auf die Skier und stiegen im Zickzack im Gebiet Deieren Älpetli bis auf eine Höhe von etwa 2'650 Meter hoch. Dann fuhren wir auf der Höhenlinie unterhalb des Stotzigen und Schattigen Firsten in Richtung Nordosten.
Wir waren uns jedoch bzgl. Weg- / Routenfindung nicht sicher. Weit und breit keine anderen Skispuren, Gelände mit vielen Mulden und Buckeln und die steile Südostflanke links von uns liessen immer wieder Bedenken hochkommen, ob wir hier wirklich richtig waren.
Beschwerlich kam dazu, dass wir uns nun im Nebel bewegten und die Sicht sehr beschränkt war. Schliesslich nahmen wir das Navi zur Überprüfung unseres Standorts hervor. Es zeigte, dass wir uns nahe der empfohlenen Route befanden, jedoch unterhalb eines Buckels zu tief in der Flanke.
So mussten wir einmal mehr Anfellen und einige Höhenmeter aufsteigen. Hier fanden wir dann auch die Fülle der erwarteten Spuren im Schnee des sehr häufig begangenen Skitourenberges. Von nun an konnten wir uns nicht mehr verirren. Die Abfahrt über den Bergkamm "Im Laub" war Genuss, wenn auch schon sehr verfahren.
Im Nu waren wir wieder zurück auf dem Parkplatz von Realp, von wo aus wir gestern gestartet waren. Den Hunger stillten wir in einer Pizzeria in Andermatt, bevor wir von einem tollen Skitourenausflug nach Hause fuhren.