Ärmighorn

Einsame, alpine Klettertour über den Westgrat auf den Westgipfel des Ärmighorns (2'583m).

Das Ärmighornmassiv mit dem imposanten Westgrat und Gipfel mit Obergiesener-Alp im Abendlicht.
Das Ärmighornmassiv mit dem imposanten Westgrat und Gipfel mit Obergiesener-Alp im Abendlicht.

Sonntag, 24. Oktober 2021

Dass wir so spät im Jahr nochmals eine alpine Klettertour auf über zweieinhalbtausend Meter unternehmen würden, hätte ich im Vorfeld nicht gedacht. Doch die Wetterverhältnisse konnten für die Begehung des Westgrates des Ärmighorns nicht besser sein.

Morgenstimmung
Morgenstimmung

Angenehme Temperaturen, von morgens bis abends Sonnenschein und kein Wind! Es galt noch ein letztes Mal vor dem Wintereinbruch ein alpines Abenteuer zu bestreiten. Doch diese Tour durfte nicht unterschätzt werden; ein präzises Zeitmanagement und eine detaillierte Planung waren angesagt.

Auf der Kiesstrasse nach Buchsegge.
Auf der Kiesstrasse nach Buchsegge.

Noch bei völliger Dunkelheit traf ich mich mit Dominik um 06:00 Uhr in Diegten, von wo wir anschliessend mit dem Auto in Richtung Kandersteg fuhren. Nach Frutigen verliessen wir die Hauptstrasse und fuhren die kurvige Alpenstrasse hinauf in Richtung Rüteni.

Über die Alpweide hoch zum Westgrat.
Über die Alpweide hoch zum Westgrat.
Olli in der 1. SL. Es ist noch kalt für eine 5b ;-)
Olli in der 1. SL. Es ist noch kalt für eine 5b ;-)

Weiter führte die Fahrt auf der kostenpflichtigen Privatstrasse zur Alp Grimer. Die Bewilligung (10.- SFr.) kann am Ticketautomat in Rüteni gelöst werden. Oberhalb von Grimer bei Pt. 1723 stellten wir das Auto ab und folgten dem Höhenweg in der steilen Flanke nach Rinderfeld.

Dominik in der 4. SL. Was für ein Panorama!
Dominik in der 4. SL. Was für ein Panorama!

Hier trafen wir auf die Alpenstrasse nach Buchsegge, welcher wir bis zum Pt. 1952 folgten. Dort verliessen wir den Weg und stiegen gegen Osten die mit Felsblöcken durchsetze Alpenweide hoch. Diesem immer steiler werdenden Hang folgten wir stets in Richtung des Westgrats des Ärmighorns.


Zuletzt galt es in einer Rechtsschleife eine Rinne hochzusteigen, welche schliesslich zum Wandfuss und dem Einstieg in die Kletterrouten führte. Um 10:00 Uhr stiegen wir schliesslich in die klassische Westgratroute ein, welche in 11 Seillängen auf den Westgipfel des Ärmighorns führte (5b, 4c, 4b, 3b, 5b, 4c, 4a, 3b, 3b, 3c, 2c).

Die Bestreitung der über 300 Kletterhöhenmeter ist eine alpine Unternehmung und darf keinesfalls unterschätzt werden. Zu den Freuden zählen der hervorragend zu kletternde, raue Alpenkalk, die fantastische Aussicht auf die Kulisse des Blüemlisalpmassiv und die Tatsache, dass man hier aufgrund des langen Zustiegs vermutlich meistens alleine unterwegs ist.

Kurz vor dem Ausstieg.
Kurz vor dem Ausstieg.
Abseilen für die senkrechte Südwand.
Abseilen für die senkrechte Südwand.

Doch ist der Zu- und Abstieg nicht einfach, der Fels im oberen Teil des Grates nicht immer kompakt (Steinschlaggefahr) und die Seillängen nicht homogen. Doch das interessiert den versierten Bergsteiger nicht sonderlich. Wir hatten auf jeden Fall unseren Spass.

Auf dem Westgipfel. Im Hintergrund der Thunersee.
Auf dem Westgipfel. Im Hintergrund der Thunersee.

Für das Klettern bis zum Gipfel benötigten wir gut vier Stunden. Nach einer kurzen Rast machten wir uns ans Abseilen über die 300 Meter hohe Südwand. Es ist immer wieder ein sehr mulmiges Gefühl über den Gipfelrand zu steigen und in eine senkrechte, ja teilweise überhängende Wand einzusteigen und "loszulassen".

Unterhalb der Sonnenterrasse.
Unterhalb der Sonnenterrasse.

Von der Sonnenterrasse gingen wir in Richtung Adlerturm (Steinmännchen) und seilten erneut nach Westen ab, von wo wir hergekommen waren. Jedoch war hier die zweite Abseilstelle (gem. Topo nach 20 Meter) nicht auffindbar! Zum Glück hatten wir 60 Meter Doppelseile mit dabei, so konnten wir trotzdem weit runter in die Rinne abseilen. Die restlichen Höhenmeter können mit Vorsicht gut heruntergeklettert werden.

Olli bei der unteren Abseilstelle (Westseite).
Olli bei der unteren Abseilstelle (Westseite).

Der Rückweg zum Auto erfolgte auf der gleichen Route. Noch vor Dunkelheit (um 18:15 Uhr) erreichten wir unser Fahrzeug. Im Landhaus Adler in Fruttigen gab es zum verdienten Abendessen dann einen guten Gemspfeffer. So konnte der perfekte Tag gebührend abgeschlossen werden.

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