Wiwannihorn 3001m

Über die Steinadlerroute in 15 Seillängen aufs Wiwannihorn. Auf dem Walliser Mehrseillängenklassiker mit Dominik.

Am Gipfel des Wiwannihorns 3001m. Im Hintergrund das Bietschhorn (3934m).
Am Gipfel des Wiwannihorns 3001m. Im Hintergrund das Bietschhorn (3934m).

Freitag, 27. September 2013

Dieses Jahr beginnen meine Tourenberichte immer damit, wie schlecht die Wettervorhersagen für die geplanten Tourenwochenenden sind und dass Umdisponierungen notwendig waren. So auch dieser. Statt einem Wochenende Spätherbstklettern wurde ein 24-Stundenausflug zum Klettermekka Wiwanni im Wallis.

Morgenglühen. Blick von der Wiwannihütte.
Morgenglühen. Blick von der Wiwannihütte.

Gleich nach der Arbeit fuhren Dominik und ich mit Alois (VW-Bus) los ins Wallis. Dank dem wartefreien Lötschbergtunnel erreichten wir Huckepack auf dem Autozug Ausserberg noch vor dem Einnachten in einer super Zeit. Beim Restaurant Bahnhof bekamen wir wie immer eine Fahrbewilligung für die Waldwege. Noch vor dem Hochfahren zogen wir unsere Arbeitsklamotten aus, und wechselten in die robusten Bergkleider. Als wir das Auto im Wald beim Fuxtritt (1851m) abstellten, war es bereits stockdunkel.

Die Sonne geht auf, die Steinadlerroute wird beleuchtet.
Die Sonne geht auf, die Steinadlerroute wird beleuchtet.

Der Aufstieg mit Stirnlampen war problemlos und wir erreichten die Wiwannihütte (2470m) in einer guten Stunde. Leider hatte Marianne, die Hüttenwartin, kein Suonen-Kräuterbier mehr, so erfrischten wir uns mit einem Weizen – was natürlich ebenfalls lecker schmeckte. Hüttengäste hatte es nur eine Handvoll, und so bekamen wir den ganzen unteren rechten Schlafraum für uns alleine.

Samstag, 28. September 2013

Wecker 07:00 Uhr – Blick nach draussen – die ersten Sonnenstrahlen – das Wiwannihorn im Morgenlicht. Alles perfekt also. Nach dem Frühstück machten wir uns auf zum Einstiegspunkt der Steinadlerroute (25 Minuten von der Hütte), welcher am Wandfuss über dem „oberen Klettergarten“ war.

Tiefblick. Dominik im Nachstieg in der 4 SL.
Tiefblick. Dominik im Nachstieg in der 4 SL.

Für die folgenden Seillängen wechselten wir uns im Vorstieg jeweils ab. Jeder hatte seinen eigenen Rucksack mit den Bergschuhen für den Abstieg, Getränke und Verpflegung. Die Kletterei war sehr abwechslungsreich; anfangs eher Plattenkletterei, gegen Ende der Tour immer mehr exponiertere Gratkletterei.

Ganz schön tricky hier...
Ganz schön tricky hier...

Nach den „offiziellen“ Seillängen waren wir aber noch nicht am Gipfel. Meist war noch Blockkletterei im 2./3. Grad angesagt, welche wir am kurzen Seil bewältigten. Nach vier Stunden erreichten wir schliesslich das Gipfelkreuz (3001 m) mit der 360-Grad Panorama auf das Bietschhorn, Tieregghorn, die Augustkummenhörner, den Dom, das Weisshorn und das unter uns liegende Wiwanni-Gebiet. Fern in der Talsohle die Zivilisation mit Strassen, Bahnlinien, Fabriken und Städten.

Bald ist es geschafft!
Bald ist es geschafft!

Hier gönnten wir uns erst einmal eine Brotzeit. Danach wählten wir die Abstiegsvariante über den Westgrat (blaue Markierungen 2./3. Grad) und seilten uns über die Abseilpiste der Route Ratatui hinunter zum Geröllfeld ab.

Noch immer schien die Sonne und wir entschlossen uns, noch ein paar Seillängen im Klettergarten zu meistern. Als wir schliesslich da ankamen, blieb es bei einer Seillänge…. irgendwie waren wir ein wenig ausgepowert und der Ehrgeiz, nach der tollen Steinadlerroute „nur“ eine Felswand hochzuklettern war nicht mehr wirklich da.

Lichtspiel: Dominik bestaunt die Augustkummenhörner.
Lichtspiel: Dominik bestaunt die Augustkummenhörner.

Wir kehrten also zurück zur Wiwannihütte, wo wir Rösti mit Speck und Spiegeleier bestellten. In der Zwischenzeit ist Marianne auch das Weissbier ausgegangen, so wechselten wir auf Panaché. Ein Blick auf den Wetterbericht bestätigte was sich im Vorfeld abzeichnete. In ein paar Stunden sollte die Regenfront das Wallis erreichen.

Wir beschlossen noch heute abzusteigen und heimzufahren, die Aussichten für den morgigen Tag waren zu schlecht. Nach dem Essen wanderten wir schliesslich über den Fuxtritt hinunter zu Alois und um 19:30 Uhr, exakt 24-Stunden nach unserem Ankommen, verliessen wir Ausserberg wieder.

Das verdiente Essen in der Wiwannihütte. Im Hintergrund das erfolgreich erkletterte Wiwannihorn.
Das verdiente Essen in der Wiwannihütte. Im Hintergrund das erfolgreich erkletterte Wiwannihorn.

Wiwannni überzeugte mich einmal mehr: Es ist und bleibt mein Lieblings-Klettergebiet; ich werde bestimmt wieder kommen.

Infos

Die Steinadlerroute (5b, 15 SL) ist Wiwanni’s Klassiker schlechthin. Er zeichnet sich durch abwechslungsreiche, zum Teil auch etwas exponierte Wand- und Plattenkletterei aus, ist gut abgesichert und wird oft begangen. Die Tour sollte nicht bei schlechten Wetterbedingungen unternommen werden, da ein Abseilen nicht möglich ist.

 

Literaturempfehlung: Kletterführer Wiwanni (Egon Feller 2010), Plaisir West (Filidor)

Der Verbindungsgrat zwischen Wiwannihorn und den Augustkummenhörner.
Der Verbindungsgrat zwischen Wiwannihorn und den Augustkummenhörner.

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