Watzmannfrau Westwand 2307m
Auch kleiner Watzmann genannt
Eigentlich plante ich heute zusammen mit Bergführer Korbi die Überschreitung aller Watzmannkinder. Eine anstrengende Prachtstour, welche Abwechslung und schöne Aussichten versprach. Doch es kam anders.
Mittwoch, 8. August 2012
Wir trafen uns bereits um 05:30 Uhr beim Hammerstiel-Parkplatz in Hinterschönau. Korbi hatte für uns Mountainbikes organisiert, mit welchen wir hinauf in Richtung Kührointhütte losfuhren. Es ging gleich steil bergauf und wir kamen schnell ins Schwitzen. Bald brennten unsere Ober- und Unterschenkel. Waren wir doch beide Berggänger und nicht Bergfahrer.
Langsam wurde es heller und wir erkannten, dass die Berge um uns herum komplett in Nebel und Wolken gehüllt waren. Als es wenig später zu Nieseln begann war es eindeutig: Der Wetterbericht stimmte einmal mehr überhaupt nicht!
Wir entschlossen bis zur Kührointhütte hochzufahren und uns ein Bild des Wetters vor Ort zu machen. Dort war der Himmel zwar wolkenverhangen doch ein wenig heller. Wir stellten die Bikes ab und liefen auf dem Wanderweg in Richtung Watzmannhaus. Im Wald schlugen wir uns dann bald links durch die nassen Büsche in Richtung Watzmannkar.
Der Weg brachte uns zwischen grossen Felsbrocken und einzelnen Tannen immer höher hinauf. Ab und zu beobachteten uns Gämsen. Sie fragten sich bestimmt, was wir Zweibeiner bei diesem Wetter hier verloren hatten.
Es galt nun eine Entscheidung zu treffen. Die Verhältnisse für die komplette Überschreitung waren definitiv zu schlecht. Der Fels war nass und die Sicht im Nebel, welcher an den Bergen klebte, ungenügend. Es wäre schade gewesen nur einige der Kinder zu überschreiten und dabei auf die grandiose Rundumsicht zu verzichten.
Wir entschlossen uns schliesslich die Westwand der Watzmannfrau in Angriff zu nehmen. Dies war eine alpine Kletterei im 3. Grat, welche wir auch mit den Bergschuhen im nassen Gelände noch meistern konnten. Auf ging es also in die erste Seillänge, dem markanten Band der Westwand entgegen.
Im einfacheren Gelände gingen wir am kurzen Seil, ansonsten stieg Korbi vor. Nachdem wir den Vorgipfel erklettert hatten, stiegen wir im Gehgelände zum Hauptgipfel auf, wo das neue Gipfelkreuz einsam im Nebel schimmerte. Während der Gipfelrast wusste ich gar nicht wohin schauen. Wir sassen komplett im Nebel und trotzdem blendete das diffuse Licht von allen Seiten. Schade, dass uns die Aussicht verwehrt blieb.
Der Abstieg hinunter zur Kührointhütte war ebenfalls fordernd. Es galt auf den rutschigen Felsplatten jeden Schritt abzuwägen. Nach dem Runterklettern eines Gendarmen folgte ein sehr schöner Pfad durch einen Fichtenwald, welcher uns schliesslich zurück zur Hütte und unseren Bikes brachte.
Auf der Kührointalm gönnten wir uns erst mal ein Bier. Hier war das Wetter gar nicht mehr so übel und es sass sich gut auf der Holzbank vor dem Haus.
Das Runterfahren der 700 Höhenmeter dauerte keine Viertelstunde. Ohne einmal zu trampen erreichten wir wieder den Hammerstielparkplatz und unsere Autos.