Tierlaufhorn 2'242m
Über den Südsüdostgrat auf den attraktiven Voralpengipfel im Naturpark Diemtigtal.
Sonntag, 12. Juli 2020
Das Wetter liess an diesem Wochenende nur eine Tagestour zu. Auf Dominiks und meiner Ideenliste stand seit einiger Zeit die Klettertour auf das Tierlaufhorn, eine kleine und einsame Route über den Südsüdostgrat auf den 2'242 Meter hohen Gipfel.
So fuhren wir an diesem Sonntagmorgen früh in Richtung Bern los, um kurz nach Thun bei Wimmis in das Simmental einzubiegen. Bei Diemtigen gings auf bekannter Route in den Naturpark Diemtigtal hinein, am Fuss des Schwarzenbergs vorbei bis nach Ramse. Hier war der Ausgangspunkt der Unternehmung.
Auf dem grossen Parkplatz stellten wir den Cali ab und wechselten aufs Bike. Der durchwegs immer sehr steilen Strasse folgend (20% Steigung!) passierten wir die Alp Ramsli und Abendmatte, ehe wir bei Gurbs Mettenberg (1'853m) von den zwei Rädern abstiegen und für den Weiterweg auf unsere zwei Füsse wechselten.
Von hier hatten wir bereits eine prächtige Aussicht auf das Tierlaufhore (Tierlaufhorn), unserem heutigen Gipfelziel. Wir stiegen den Wanderweg hoch bis Pt. 2031, wo wir ein Getränkedepot einrichteten und folgten dann dem Pfad weiter bis zum Grubssattel.
Hier am südlichsten Punkt der Felsformation des Tierlaufhore befand sich der Einstieg. Doch leider waren wir heute an dem doch so einsamen Gipfelziel nicht alleine unterwegs. Eine andere Seilschaft hatte den Weg hierher gefunden und suchte unschlüssig den "optimalen" Einstieg.
Doch die Route über den Südsüdostgrat ist bis auf einige Stände und Schlaghaken nicht vordefiniert und abgesichert. Man kann hier nach Gusto klettern und das Setzen von Friends & Keilen üben. Die Kletterei ist dementsprechend nicht schwierig und übersteigt die Bewertung 4c nicht.
Gemäss SAC Tourenführer Berner Oberland Nord gibt es sieben Seillängen (4b, 4c, 3b, 3b, 4a, 4a, 4c), welche man beliebig gestalten kann. Entsprechend kann die ganze Unternehmung im Alpinstil in Bergschuhen begangen werden, was uns natürlich gleich angesprochen hat.
Wir erkletterten den Felsriegel in der ersten Seillänge etwas östlicher und überholten die andere Seilschaft. Die Kletterei, welche über mehrere Stufen führt, war jeweils kurz aber anregend. Die umliegende wunderschöne Landschaft trägt sicherlich massgeblich zu dem Graterlebnis bei.
Die letzte Seillänge führt hoch durch einen kniffligen Kamin, durch welchen es sich durchzuzwängen gilt. Oben angekommen, bietet das Tierlaufhorn einen wunderschönen Gipfel, welcher zur Rast einlädt. Die Rundumsicht ist schon fast überwältigend.
Nach dem Lunch seilten wir uns über die Normalroute (III) neben dem Kamin hinunter und stiegen anschliessend über die Nordflanke (T6) wieder hinunter zum Pt. 2031. Dabei mussten wir uns zweimal kurz Abseilen (1. Abseilstelle beim Gipfel, die Zweite weiter unten auf etwa 2'100m). Diese waren nur einfach bzw. mit Schlaghaken gesichert, aber noch akzeptabel.
Es gäbe auch die Möglichkeit vom Gipfel mittels 50m Doppelseil in dreimal abzuseilen (Abseilstellen eingerichtet), wir hatten jedoch zwecks einfacher Handhabung nur ein 40 Meter Seil dabei. Das reichte völlig.
Zurück bei Pt. 2031 gab es eine kurze Pause. Wir versteckten unser Klettermaterial ehe wir uns auf den Weg machten, um über die Südflanke auf das Wiriehore (2'304m) aufzusteigen. Diesen Gipfel wollten wir uns nicht entgehen lassen, wenn wir schon mal hier waren.
Der Aufstieg erfolgte über Steilgras, Geröllfelder und gegen Ende in einfacher Kraxlerei über Felsblöcke (T4). Für den Durchstieg fanden wir eine breite Lücke, die uns schliesslich zum breiten Gipfelhang führte.
Nach der gewaltigen Panoramaaussicht marschierten wir auf dem Wanderweg zurück zum Pt. 2031 und schliesslich zurück zur Alp Gurbs Mettenberg. Mit den Bikes ging es dann im Schnellzugstempo hinunter zum Auto. Dank den Fahrrädern konnten wir beim Abstieg viel Zeit einsparen und waren pünktlich zum Abendessen wieder zu Hause.