Klettern entlang dem Gerstelgrat
Blaue Platte, Hinkelstein und Drachenloch. Eine Grattour mit Ausflügen auf die Südseite des Gerstelgrates.
Freitag, 21. Februar 2020
Obwohl Dominik und ich erst vor zwei Wochen über den Gerstelgrat kletterten, standen wir heute schon wieder bei der Ruine oberhalb von Waldenburg. Das Wetter war heute noch besser als beim letzten Mal und es lagen keine Schneereste auf der Nordseite des Grates.
Wir schritten auf dem Grat voran bis zur "blauen Platte", wo wir an den nordseitigen Bäumen einen verlängerten Abseilsand einrichteten. Hier wechselten wir die Bergschuhe mit den Kletterfinken und seilten uns hinunter zum Plattenfuss. Unterwegs putzten wir die Ritzen, Tritte und Briefkästen der Route "blaue Platte Mitte" (5a).
Dominik kletterte diese dann souverän im Vorstieg. Als ich gleiches tun wollte, brach unterhalb des ersten Bolts ein Felsstück raus und ich rauschte einige Meter runter. Stürze vor dem ersten "Hängen" sind immer unschön. Zum Glück hatten wir beim Stand das Seil durch einen zusätzlichen Express geschlauft, damit das Gewicht nicht direkt auf den ATC fällt und dieser ungebremst nach unten zieht.
Beim zweiten Versuch kletterte schliesslich auch ich die Platte im Vorstieg hoch. Um mich mental nach dem Abrutscher wieder fit zu kriegen, kletterte ich die Route gleich im Nachstieg nochmals, stieg oben über die Gratkante und sicherte Dominik im Nachstieg.
Mit den Bergschuhen an den Füssen ging es schliesslich weiter auf dem Grat. Den kurzen Aufstieg zum Spitzenflühli liessen wir dieses Mal aus (Umgehung Nordseite). Der Bruchhügel auf der Nordwestseite ist einfach nicht schön zu klettern. Dafür schwenkten wir gleich danach auf die Ostseite und trafen dort auf den markanten "Hinkelstein".
Die Route "Operation Hinkelstein" (5c+) liessen wir uns natürlich nicht nehmen. Der Kalkfelsen ist dort unerwartet kompakt und rau. Ein Bijou am Gerstelgrat, welches man nicht auslassen sollte!
Weiter ging es im Alpinstil ohne Sicherung über den Geissrücken und über den Zwölfer. Die Teufelsküche liessen wir heute aus, denn wir wollten nun so schnell als möglich zum Bohrhakenwändli bzw. zum Drachenloch.
Hier kletterte Dominik erst die Route "Seifiblotere" (5c) und anschliessend den ersten Teil der Route "Horror Vakui" 5b, bevor er in die Drachenlochroute wechselte und schliesslich weiter bis zum Drachenlochstand vorstieg. Ich kletterte die Routen jeweils im Nachstieg. Selbst da waren sie sehr imposant. Mal kompakt, mal brüchig, aber meist ausgesetzt und inmitten einer der grössten Felswände des Basler-Juras.
Durch das Drachenloch hindurch und über die Nordseite zurück auf dem Grat, folgten wir diesem bis zum Ende. Hier trafen wir auf den Wanderweg, welchem wir bis Pt 810 folgten und von dort schliesslich auf der Südseite hinunter zum Wanderparkplatz bei der Zivilschutzanlage Gerstel abstiegen, wo unser Auto stand.
Einmal mehr weckte der Blick zurück ins Tal der hinteren Gerstel mit dem imposanten Grat Gelüste für ein Wiederkommen. Noch nicht gekletterte Routen gibt es noch viele und einige Aktionen verdienen eine Wiederbegehung, weil sie so viel Spass machen.