Hoher Göll - Klettersteig und Bergwanderung
Text by Tanja, Photos by Olli
Schon längst hatte ich Olli bei einem unserer Aufenthalte in meiner Heimat versprochen, endlich mal mit ihm zusammen einen bayerischen Berg zu erklimmen. Aber - es war entweder schlechtes Wetter oder einfach keine Zeit, weil ich von Familienbesuch zu Treffen mit Freunden und anderen Verpflichtungen gehetzt bin! Aber diesmal sollte es klappen, wobei es zuerst jedoch nicht danach ausgesehen hat. Doch wir hatten Glück und konnten wie geplant am Montag, den 30. Juli 2007 auf den Hohen Göll klettern.
Montag, 30. Juli 2007
Um 06:15 Uhr klingelte der Wecker und ich wünschte mir nichts mehr, als dass es in Strömen draussen regnete und ich liegen bleiben konnte. Das war leider nicht der Fall. Dann hatte ich kurz noch darüber nachgedacht Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Übelkeit oder so etwas vorzutäuschen!! Aber nein, ich war brav und begab mich ohne ein weiteres Ermahnen von Olli endlich aufzustehen, gleich ins Bad. Ich musste da jetzt durch, denn Versprechen bricht man nicht.
Nachdem wir uns noch beim Bäcker mit Kaffee, Frühstück und Proviant für die Tour eingedeckt hatten, ging es los in Richtung Berchtesgaden. Wir parkten unser Auto beim Ausgangspunkt Obersalzberg (971 m), wo ein grosser und günstiger Parkplatz ist. Die Wanderschuhe angeschnürt und noch das Gepäck im Rucksack verstaut ging es auch schon um 07:40 Uhr im Postbus in Richtung Kehlstein-Haus (1837 m) - besser bekannt unter "Hitler-Haus" - los.
Nachdem wir beim Kehlstein-Haus noch beim verzehren unseres mitgebrachten Sandwiches die Aussicht genossen haben, ging es um 08:30 Uhr in Richtung Mannlgrat los. Bis zum Beginn des Klettersteigs des Mannlgrats gingen wir noch ungefähr eineinhalb Stunden. Dort angekommen schnürten wir uns zuerst unser Klettersteigset an und zu guter letzt auch noch den Helm. Und schon ging’s los am Drahtseil - kurzweilig Auf und Ab, mal links, mal rechts des Grates. Mit kleinen kurzen Pausen, die man sich gönnen sollte, um die wunderbare Aussicht zu geniessen kamen wir schliesslich am Ausstieg des Kamins (2245m) an. Hier kraxelt man den Kamin hinunter und trifft dann auf den Schustersteig, der vom Purtschellerhaus kommt.
Der Name "Kamin" kommt daher, dass man links und rechts von hohen Felsen eingesperrt ist und das ganze aussieht wie ein Kamin. Daher wird er auch von den "Preissn" (zu Hochdeutsch: Preussen) Rauchfang genannt! Den Kamin lassen wir hinter uns und gehen rechts durch leichtes Fels- und Schuttgelände über den breiten Rücken zum Gipfel, wo wir nach dreieinhalb Stunden Marsch gegen 12:00 Uhr ankommen. Da der Gipfel von "Barasslern" (zu Hochdeutsch: Leuten vom Bundeswehr) belagert wird, machen wir nur schnell ein Foto und suchen uns dann ein ruhigeres Plätzchen zum Mittagessen. Wir geniessen die Aussicht hinüber zum Dachstein, ins Tennengebirge und zum Hochkönig und lassen uns das bisschen Sonne, das sich manchmal blicken lässt, auf die Nase scheinen!
Wenn ich mir das ganze nochmals überlege und diese Wahnsinns-Sicht vor Augen habe, hat es sich doch gelohnt heute Morgen aufzustehen! Wobei es ja beim Aufstieg nicht immer nach gutem Wetter ausgesehen hatte!
Gegen 12:45 Uhr geht’s dann wieder auf zum Abstieg und um 13:15 Uhr stehen wir vor dem Kamin. Olli meinte, er hätte schon so viel vom Kamin gelesen und dass der bisherige Klettersteig ja nicht unbedingt schwierig gewesen sei. Ich habe schon verstanden, er wollte also unbedingt noch den Kamin hinunter gehen und dann über Schusterweg wieder hoch zum Ausgangspunkt. Das ist eine kleine Umrundung - Kamin runter und links an den Felswänden entlang über ein steiles und nicht ungefährliches Schotterfeld links den Klettersteig hinauf. Das wäre dann ein kleiner Umweg und wir hätten das dann auch noch gesehen, meinte Olli! Da ich eigentlich noch fit war und die Tour absolut Spass machte, habe ich eigentlich ohne lang nachzudenken gleich "ja" gesagt.
Der Kamin war ziemlich einfach, aber das Schotterfeld hatte es in sich. Etwas steiler Anstieg und anspruchsvoll zu überqueren, weil man ständig auszurutschen drohte. Olli rutschte dann auch aus und sogleich löste er eine kleine Steinlawine aus, die beim Fall noch mehrere Felsbrocken mit sich riss. Er schrie noch "Achtung Steinschlag" und schon war alles am fallen! Dann fing der Klettersteig an und der hatte es wirklich in sich. Steil zum aufsteigen, teilweise gefährlich, aber äusserst interessant und viel anspruchsvoller als das, was wir bisher gemacht hatten! Diese Rundum-Tour hat sich total gelohnt und vor allem Spass gemacht. Natürlich nur, weil man sich durch den Klettergut und die Sicherung am Drahtsteil absolut sicher fühlte. Nach ca. einer Stunde Umweg konnten wir dann um 14:20 Uhr den eigentlichen Abstieg wagen. Wenn ich daran denke, dass mein Dad diese Tour vor unzähligen von Jahren ohne Klettersteig-Ausrüstung gemacht hat, wird mir ganz schummrig. Es ist zwar kein schwerer Klettersteig, aber dennoch gibt es einige Passagen, die ziemlich gefährlich und lebensbedrohlich werden könnten, wenn man nicht gesichert ist!
Die beiden Typen, denen wir am Anfang unserer Tour begegneten und die so professionell wirkten, haben wir zu Beginn noch vor dem Klettersteig überholt. Als wir sie beim Abstieg wieder trafen und hinter uns liesen, meinten sie, dass der letzte Bus vom Kehlsteinhaus gegen 16:00 Uhr fahren würde. Da es schon ziemlich spät war, waren wir nach Anruf bei der Buszentrale dann beruhigt, dass der letzte doch erst um 16:50 Uhr fuhr.
Der Abstieg war auf jeden Fall länger als vermutet und wir hatten uns absolut mit der Zeit verschätzt, denn wir kamen erst um 16:40 Uhr (mit wenigen kleinen Pausen) wieder am Kehlstein-Haus an. Als die vier Busse dann alle Touristen inklusive uns wieder in Richtung Obersalzberg zum Parkplatz fuhren, hatten wir bis dahin die beiden Typen nicht mehr gesehen. Wir waren uns sicher, dass sie den letzten Bus verpasst hatten und die 2 Stunden Fussmarsch vom Kehlstein-Haus zum Parkplatz wohl auch noch machen mussten. Das tat mir richtig Leid für die zwei, denn ich hätte nach dieser wunderschönen, anstrengenden Ganztagestour absolut keinen Bock mehr auf 2 Stunden Fussmarsch gehabt!!
Übrigens - der Hohe Göll kommt im Film Indiana Jones und der letzte Kreuzzug vor. Ungefähr bei der 42. Minute taucht er im Bild auf, gesehen von der österreichischen Seite des Obersalzbergs. In der Handlung ist die Szene dort einzuordnen, als Indiana Jones und Dr. Elsa Schneider auf dem Weg zum Schloss an der deutsch-österreichischen Grenze sind, um Indiana Jones’ Vater zu befreien.
Facts & Figures
Landschaftlich sehr interessante Wanderung mit Klettersteig
Lage: Grenze Bayern / Salzburg
Gebirge: Berchtesgadener Alpen
Höhe: 2522 m
Gesamtdauer: 7 Stunden; Aufstieg 4 Std.; Abstieg 3 Std.
Exkurs: Geschichte zum Kehlstein-Haus
Das Kehlsteinhaus war ein Projekt Martin Bormanns, das er im Namen der NSDAP Adolf Hitler zu dessen 50. Geburtstag schenkte. Hitler besuchte das Kehlsteinhaus allerdings äusserst selten. Die Bomben der Aliierten im Zweiten Weltkrieg trafen das Kehlsteinhaus nicht. Dank des persönlichen Einsatzes des damaligen Landrats Jacob unterblieb auch die Sprengung des Hauses. Das Kehlsteinhaus ist daher heute noch in seiner ursprünglichen Form erhalten. Der bayrische Staat hat 1960, anlässlich der 150 jährigen Zugehörigkeit des Berchtesgadener Landes zu Bayern, den Besitz in eine Stiftung eingebracht. Die Erträge fließen gemeinnützigen Zwecken zu.
Das Kehlsteinhaus war ein Projekt Martin Bormanns, das er im Namen der NSDAP Adolf Hitler zu dessen 50. Geburtstag schenkte. Hitler besuchte das Kehlsteinhaus allerdings äusserst selten. Die Bomben der Aliierten im Zweiten Weltkrieg trafen das Kehlsteinhaus nicht. Dank des persönlichen Einsatzes des damaligen Landrats Jacob unterblieb auch die Sprengung des Hauses. Das Kehlsteinhaus ist daher heute noch in seiner ursprünglichen Form erhalten. Der bayrische Staat hat 1960, anlässlich der 150 jährigen Zugehörigkeit des Berchtesgadener Landes zu Bayern, den Besitz in eine Stiftung eingebracht. Die Erträge fließen gemeinnützigen Zwecken zu.
Das wuchtige Bauwerk mit seinen meterdicken Grundmauern eröffnet dem Besucher einen überwältigenden Blick über das Berchtesgadener Land. Schon der Weg vom Parkplatz zum Kehlsteinhaus gestaltet sich zu einem Schauspiel besonderer Art: Ein mit Naturstein ausgeschlagener Tunnel führt 124 Meter weit durch das Felsmassiv zu einem prunkvollen, messingverkleideten Aufzug. In nur 41 Sekunden fährt dieser Aufzug weitere 124 Meter in das Innere des Kehlsteinhauses, wo sich heute ein Restaurant befindet.
Der Hohe Göll im Kino
Der Hohe Göll kommt im Film Indiana Jones und der letzte Kreuzzug vor. Ungefähr bei der 42. Minute taucht er im Bild auf, gesehen von der österreichischen Seite des Obersalzbergs. In der Handlung ist die Szene dort einzuordnen, als Indiana Jones und Dr. Elsa Schneider auf dem Weg zum Schloss an der deutsch-österreichischen Grenze sind, um Indiana Jones’ Vater zu befreien.