Hannibal und Kamel
Klettern an prominenten Felstürmen am Furka mit Dominik.
Samstag, 10. Juni 2017
Der Kletterfels des Hannibals und das kleine Kamel am Furka sind beides keine Unbekannten. Das kleine Kamel wurde für Werbezwecke der Firma Mamut benutzt und auf dem Hannibal wurde von der Postauto AG eine Station eingerichtet.
Doch warum wollen so viele kletterbegeisterte Menschen dahin? Weil es auf dem Furka einfach geilen Fels gibt!
So früh in der Jahreszeit gingen Dominik und ich davon aus, dass es sich mit dem Besucherandrang in Grenzen halten würde. Diese Annahme von zwei alteingesessenen Branchenkennern bestätigte sich tatsächlich, wenn wir auch nicht ganz alleine waren.
Gegen 09:30 Uhr erreichten wir den wohlbekannten Parkplatz am Furkapass. Zu früh wollten wir gar nicht am Felsen sein, denn dieser musste sich erst noch aufwärmen. Zudem hatten wir den ganzen Tag Zeit. Wir würden im VW-Bus auf der Passhöhe nächtigen. Also keine Eile und auch keinen Stress.
Der Weg in Richtung Sidelenhütte war uns bereits aus vergangenen Touren bestens bekannt. Bald wendeten wir uns dem Felspfeiler des Hannibals entgegen. Unsere gewünschte Route, die Conquest of Paradise war bald gefunden. Säuberlich angeschrieben lag sie in vollem Sonnenschein vor uns.
Klar waren wir nicht alleine da, doch die drei Seilschaften am Fels verteilten sich gut auf die vorhandenen Routen. Bald befand ich mich in der ersten Seillänge des 6-Seillängen-Klassikers und stieg empor (5c, 5c, 5b, 5c+, 6a+, 4c).
Der Durchstieg zur Haltestellenbank dauerte nicht allzu lange. Die Route war schön und forderte uns nicht sonderlich. Doch wie bei so vielen vergangenen Besuchern der Haltestelle, wollte auch bei uns der Bus einfach nicht kommen.
Doch wir waren vorbereitet. Zusammen mit einer anderen Seilschaft seilten wir wieder hinunter zum Felsfuss. Von hier ging es übers Firnfeld in Richtung Sidelenhütte (2'708m). Hier ignorierten wir den herrlichen Kaffeeduft und schritten entschieden den Felsen des kleinen Kamels entgegen. Schliesslich war der Tag gerade mal in der Hälfte.
Den Zustieg zum Einstieg konnten wir ohne Steigeisen beschreiten. Die Route war gut sichtbar und im Grossen und Ganzen einfach zu begehen. Einzig die 6a+ stellte eine kleine Herausforderung dar. Hier musste bei der letzten Schwierigkeit ein Absatz mittels Sprung auf den Bauch bzw. Brust überwunden werden. Bestimmt geht dies auch athletischer; doch wir waren oben (4 Seillänge: 5a, 5a, 3a, 6a+)!
Nach zweimal Abseilen (möglich mittels 60m Seil) befanden wir uns wieder am Wandfuss. Über das Schneefeld rutschten wir dann quasi bis zur Sidelenhütte zurück. Hier wurde gerade das Abendessen serviert. Für ein Bierchen der erfolgreichen Kamelbeschreiter schien niemand Zeit zu haben.
Doch manchmal gibt es eben auch gute Menschen! So ein anderer Kletterer, welcher ebenfalls auf dem Kamel war und nach uns zurückgekommen ist, bekam es irgendwie hin, doch an einige Bierdosen hinzukommen und brachte ebenfalls welche für uns mit. Gratis, so geht das unter Kletterern eigentlich. Vielen Dank an den Spender, dessen Namen wir nach dem Bier vergessen hatten.
Der Weg zurück zum Bus erschien mir unglaublich lange. Das Gehen über den Schnee war extrem mühsam. Immer wieder sank ich bis zur Hüfte ein. Endlich erreichten wir den Furkapass, wo es windete und entsprechend unangenehm war. Wir entschieden, statt selber zu kochen, etwas im Hotelrestaurant Belvedere essen zu gehen. Doch die kurze Fahrt dahin zeigte uns, dass das Hotel mit Restaurant gar nicht offen hatte!
Also kehrten wir zurück auf den Furkapass und kochten noch Spaghetti mit Tomatensauce ehe wir schlafen gingen. Morgen würden wir nochmals eine Tour im Furkagebiet unternehmen. Dieses Mal soll es auf das grosse Bielenhorn (3'210m) gehen. Doch dies ist eine andere Geschichte.