Grande Arête du Raimeux
Nach neun Jahren wieder mal über die Gendarmen des Raimeux. Genusstour bei schlechter Witterung im Alpinstil.
Sonntag, 07. Juni 2020
Neun Jahre nachdem ich zusammen mit Melanie, Tanja und Dude Dominik über den Grat des Raimeux gekraxelt war, finde ich mich mit dem Letzteren wieder hier. Auf dem Parkplatz neben der Birs kurz vor der Ortschaft Moutier machen wir uns bereit für eine erneute Begehung.
In den vergangenen Jahren waren wir im Bergsteigen fitter, besser und erfahrener geworden. Kletterten wir nun doch schon über 15 Jahre zusammen! Dieses Mal sehen wir die Tour als Nachmittagsbeschäftigung und Training. In Bergschuhen und am kurzen Seil soll es über die Gendarmen des Raimeux gehen.
Das Wetter war regnerisch und trüb, doch wir liessen uns davon nicht abschrecken. Auch in den hohen Bergen kann die Witterung umschlagen und es muss trotzdem weiter gehen. Eine weitere Sensibilisierung und Übung also.
Kurz vor dem Einstieg auf den flachen Platten fällt mir auf, dass ich dasselbe rote Langarmshirt trage wie vor neun Jahren. Was für ein Zufall!
Los ging es über die feuchten, glitschigen Platten ehe wir auf den eigentlichen Grat gelangten. Die 5er Stellen und die 4c am Pic André sind wir wegen der erschwerten Verhältnisse nicht geklettert, beziehungsweise teils auf alternativen und einfacheren Aufstiegen, dafür praktisch den kompletten Rest des Grates.
Dieser ist in den gängigen Kletterführern (SAC und Plaisir) nicht dokumentiert und bietet massenweise Spass am Fels. Nie wirklich schwer, dafür teils exponiert und ohne jegliche fixe Sicherungspunkte. Für die komplette Begehung der Grande Arête muss man recht viel Zeit einplanen. Wer wirklich alles mitnehmen will, der ist selbst bei routinierter und zügiger Seilschaft ein paar Stunden beschäftigt.
Als der Grat nach obenhin dann definitiv abflachte (Pt 1066), machten wir uns trotz Regens noch auf zur Cabane Raimeux des SAC Delémonts (1'236m). Der Weg dorthin zieht sich beachtlich in die Länge. Der Beschreibung der Literatur könnte man entnehmen, dass dies näher liegt!
Dort angekommen wurden wir mit Sonnenschein belohnt und wir gönnten uns eine Flasche Bier. Glücklicherweise konnte Dominik noch etwas Bargeld im Kletterrucksack finden :-) Vielen Dank nochmals!
Der Abstieg auf der Südseite der Grande Arête du Raimeux durch die Combe du Pont war anstrengend, durchwegs rutschig und steil. Doch mit einem Bierchen im nüchternen Magen hat auch dies eine Menge Spass gemacht und wir flogen förmlich zurück zum Auto.
Ich bin mir sicher, dass es bis zu nächster Begehung nicht wieder so lange dauern wird, denn die Arête hat noch einiges zu bieten, was wir mit den Bergschuhen nicht klettern konnten. Bestimmt werden wir beim nächsten Besuch diese Bijous nicht auslassen und die Kletterfinken mit im Rucksack haben.