Gastlosen – Pfadflue & Jumelle (2015)

Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Das sagt und schreibt so mancher. Doch stimmt diese Redewendung überhaupt? Also für Tanja und mich passten alle Kriterien an diesem gemeinsamen Kletterwochenende in den „Saanenländer Dolomiten“, wie die Gastlosen auch liebevoll genannt werden.

Route gemeistert!
Route gemeistert!

So hatten wir Oma und Opa, die auf unsere Kinder aufpassten; wunderschönes Wetter; unseren Cali, in welchem wir unkompliziert übernachten konnten; eine phantastische Landschaft, in welcher wir uns aufhalten durften; keine überfüllten Kletterspots; gutes Essen und viel zu Trinken; und wir kamen wieder heil nach Hause.

Das ist „nicht viel“? Für uns ist es eine Menge und es hat unheimlich Spass gemacht!

Freitag, 26.06.2015

Es ist immer entspannter und angenehmer bereits am Vorabend einer Tour zum Ausgangspunkt anzureisen. Im Fall der doch weiter abgelegenen Gastlosen traf dies umso mehr zu. Auf der Fahrt dorthin legten wir im wunderschönen Städtchen Fribourg einen Stopp fürs Abendessen ein.

Abendessen in Fribourg
Abendessen in Fribourg

Die Sommerhitzewelle hatte dieses Jahr bereits begonnen und die Leute flanierten genüsslich in der alten Innenstadt umher. Alle Restaurants und Eiscafés hatten ihre Tische und Stühle nach draussen gestellt und es waltete ein relaxtes, südländisches Flair.

Auch wir wurden in einem alten, kleinen Wirtshaus im Zentrum fündig. Bis das Steak, der Salat und die selbst gemachten Pommes serviert wurden, führten wir spannende und unterhaltsame Gespräche mit den Stadtsenioren von Freiburg, welche sich an diesem lauen Freitagabend im Garten dieser kleinen Spelunke trafen, um sich über die Vergangenheit, die Politik, Gott und die Welt und noch vieles mehr zu unterhaltenen. Hätten wir nicht noch mit dem Auto weiterfahren müssen, hätte dieser Abend bestimmt noch heiter werden können!

Auf dem Parkplatz Oberberg
Auf dem Parkplatz Oberberg
In der Route "Glenfiddich for William"
In der Route "Glenfiddich for William"

Über Bulle und Jaun steuerten wir schliesslich die Gastlosen an. Auf dem Parkplatz Oberberg (Abländschen) des Kletterspots Pfadflue, parkten wir schliesslich für die Übernachtung (Münzeinwurf 7.- CHF).

Samstag, 27.06.2015

Das heutige Kletterziel war die Route „Glenfiddich for William“ (4b, 5a, 4c, 5a, 5a) an der Pfadflue. Bereits im letzten Jahr wollten wir diese Route Klettern, stiegen dann jedoch aufgrund vieler Seilschaften in die Route „Hallo Marco“ (6a) ein. Link zum Bericht: http://www.olli-schweiz.com/outdoor/klettern/gastlosen-pfadfluh/

Einstiegsmarkierung zur "Glenfiddich for William“
Einstiegsmarkierung zur "Glenfiddich for William“

Dazumal holte sich Tanja auf dem Rückweg zum Parkplatz einen Bänderriss am rechten Fuss, was das Kletteraus für das ganze Jahr bedeutete. Doch heute war es anders. Ganz alleine konnten wir in die zurecht sehr bekannte und beliebte Route einsteigen.

Typisch Gastlosen: Die liebliche Hügellandschaft ist einfach schön!
Typisch Gastlosen: Die liebliche Hügellandschaft ist einfach schön!

Die Kombination der Klettervielfalt auf diesen kurzen Seillängen war beachtlich.  Sensationelle Wasserrinnen bekommt man schliesslich auf der letzten Seillänge zu klettern. Man muss hier wirklich aufpassen, dass man sich an den messerscharfen Kannten nicht schneidet!

Die letzte Seillänge führte über herrliche Wasserrinnen!
Die letzte Seillänge führte über herrliche Wasserrinnen!

Der Abstieg über den Fussweg wäre wohl die bessere Wahl gewesen. Stattdessen seilten wir in zweimal eine stark bewachsene Rinne hinunter, was vor allem aufgrund der zahlreichen Brennnesselstauden wirklich nicht zu empfehlen ist!

Abendstimmung bei Combette.
Abendstimmung bei Combette.

Nach einem ausgedehnten Mittagslunch kletterte ich noch die erste Seillänge der Route „Salamander“ (6a), bevor wir zurück zum Cali wanderten und anschliessend dem Grischbachtal entlang nach Saanen weiterfuhren.

Schöner geht es nicht mehr! Unser Übernachtungsplatz in der Nähe des Col de la Forcla.
Schöner geht es nicht mehr! Unser Übernachtungsplatz in der Nähe des Col de la Forcla.

Unser Ziel war es, am Sonntag an der Jumelle zu Klettern. Diesen magischen Felsen hatte ich bereits zweimal besucht, und war von der Schönheit der Region hin und weg. Vor allem die Aussicht vom Col de la Forcla ist faszinierend. Genau da parkten wir am Abend unseren Bus und genossen den Sonnenuntergang mit der prächtigen Aussicht!

Sonntag, 28.06.2015

Bereits um 05:00 Uhr war es taghell und wenig später beleuchtete die Sonne die umliegenden Berge. Um 07:00 Uhr hielt ich es nicht mehr aus und richtete das Frühstück her. Um 08:00 Uhr begaben wir uns schon auf den Wanderweg, welcher auf den kleinen Passübergang Pertet à Bovets führte.

Die Jumelle in der Morgensonne.
Die Jumelle in der Morgensonne.

Der Ausblick auf die andere Seite und die Jumelle war grandios. Unsere Freude hielt sich jedoch für die nächste Stunde in Grenzen. Der Wanderweg und der anschliessende Aufstiegspad zum Felsfuss waren steil und mühsam, unübersichtlich und weglos. Die Orientierung fiel uns schwer, doch schlussendlich erreichten wir schweissgebadet die „Höhle“ unterhalb der Jumelle.

Tanja vor...
Tanja vor...
und auf der Südwestkannte.
und auf der Südwestkannte.

Die Jumelle bestiegen wir klassisch über die Südwestkante (4b, 5a, 5a, 5a, 5b, 5c+) und nahmen mit der letzten Seillänge noch den luftigen Schwenker um den vorgelagerten Turm mit. Erst als wir uns in der dritten Seillänge befanden, kamen noch weitere Kletterer auf das Felsmassiv zu. Dank dem Frühaufstehen hatten wir den ganzen Fels für uns!

Um 11:30 Uhr waren wir schliesslich auf dem Gipfel und seilten in zweimal über die eingerichtete Abseilpiste ab. Es war schon spassig, eine 100m senkrechte Felswand herunter zu gleiten! Nach einem Mittagessen aus dem Brotzeitsack, kehrten wir zum Hof bei Combette zurück, wo wir am Morgen den Cali parkierten.

Runter ging’s über die steile Abseilpiste.
Runter ging’s über die steile Abseilpiste.

Die lange Heimfahrt unterbrachen wir bei der Autobahnraststätte La Gruyere, wo wir uns bei Kaffee und Kuchen auf Liegestühlen unter einen Sonnenschirm legten. Am späteren Nachmittag kamen wir mit dem obligaten Sonntagsstau bei Kriegstetten wieder gut zu Hause an. Dies mit Lust auf mehr; zum Glück hatte der Sommer gerade eben begonnen!

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