Klettertour auf die Bire 2502m bei Kandersteg mit Dominik
Eigentlich war alles ein Blitzentscheid. Der Wetterbericht für den morgigen Donnerstag war sensationell, wir fühlten uns noch fit von der Tour des letzen Wochenendes (Campo Tencia, Tessin) und dank der Jahreszeit war es bis spät Abends noch hell. Wir waren so eifrig in der Planung und der Freistellung unserer Arbeitgeber, dass wir fast vergassen ein Seil für die Tour aufzutreiben. Wir hatten schlichtweg kein genügend langes Seil für die Tour! Wir mussten also am morgen vor der Tour noch ein Neues kaufen, was natürlich dazu führte, dass wir erst am Mittag am Einstieg waren. Doch dank der stabilen Wetterlage büssten wir an nichts ein, wir kamen einfach ein wenig später wieder nach Hause.
Auf den Spuren des Altbundesrates Adolf Ogi...
Donnerstag, 10. Juli 2008
"Die Bire (Birne) ist der Stolz von Kandersteg und die Lieblingstour unseres Altbundesrats Adolf Ogi. Kein Wunder, denn der Ausblick auf die (noch) vergletscherte Blüemlisalp und der Tiefblick zum blaugrünen Oeschinensee sind einmalig". So die Worte von Jürg von Känel im Plasir West, welche ich nur bekräftigen kann. Schon die Fahrt mit der antiken Holzesselbahn in die faszinierende Bergwelt hinauf zum Oeschinensee, versetzt den Naturfreund ins Staunen.
Der Weg zum Einstieg in die SE-Flanke war nicht einfach zu finden. Wir schlugen uns rechts neben der Rodelbahn in steilem Gelände durch den Wald bis zum Schotterfeld. Dort entdeckten wir eine rote Punktmarkierung, welche uns durchgängig bis zum Gipfel begleitete.
Die erste der 13 Seillängen brachten wir free solo hinter uns, danach wechselten wir uns im Vorstieg ab. Für Dominik war es die erste Mehrseillängentour welche er mit Bravour meisterte. Bereits am Wochenende zuvor hatten wir das einrichten eines Standes eingehend geübt, nun konnten wir es umsetzen.
Die alpine Tour - bei der es immer wieder Gehpassagen gab - entsprach genau unserem Niveau (5a). Vorteilhaft fand ich die bequemen Standplätze, bei denen man sich auch ausruhen und unterhalten konnte. Ein routinierter Kletterer hätte sich natürlich über die Gehpassagen in Kletterfinken geärgert...
Da es unsere erste richtige Klettertour zusammen war, benötigten wir natürlich auch die entsprechende Zeit. Wir genossen zudem das gute Wetter und den phantastischen Ausblick auf die umliegenden Berge. Um 18:50 Uhr erreichten wir schliesslich mit Hochgefühlen den Gipfel der Bire (2502 m)!
Nach einem kurzen Gipfelsnack und einem dreckigen Blues auf der Mundharmonika, traten wir den Rückweg an. Stolz über die erbrachte Leistung, begleitete uns auf dem ausgesetzten, steilen und rutschigen Abstieg. Dieser war teilweise ausgesetzter als die Kletterei hinauf! Ganz heikle Stellen unterhalb eines Wasserlaufes waren mit Stahlseilen gesichert. Belohnt wurden wir durch den Anblick von Edelweiss, Männertreu, Enzian, Astern und weiterer Blumenseltenheiten wie ich sie noch nirgends gesehen hatte.
Dass die Seilbahn hinunter nach Kandersteg nicht mehr fuhr, war uns von Anfang an klar. Das hat man halt davon, wenn man erst um 13:00 Uhr startet. Doch in einer weiteren Dreiviertelstunde waren wir im Tal und genossen im Restaurant des Campingplatz "Rendez-Vous" eine grosse Portion Spaghetti Bolognese. Die hatten wir uns verdient!