Balmflue Südgrat
Mit Sandro auf der längsten jurassischen Kletterroute auf das Balmfluechöpfli.
Samstag, 10. Mai 2014
Für einmal ging es nicht in die hohen Berge sondern in den kalksteinhaltigen Jura. Wetterbedingt entschieden wir uns für eine Tagestour in der Westschweiz. Da kam uns die Mehrseillängentour auf das Balmfluechöpfli gerade recht. Schon lange wollte ich "die längste Kletterroute des Juras" einmal durchschreiten.
Treffpunkt war der Parkplatz bei der Ruine Balmflue bei Günsberg. Hier liefen wir südwestlich auf dem gut ausgebauten und markierten Weg los in Richtung Wandfuss der Balmflue. Als Wegleitung und Topos stand uns der Plaisir Jura zur Verfügung, in welchem diese Tour gut beschrieben ist. Einzig zu ergänzen gilt die Beachtung der blauen Punkte, welche den Weg zum Einstieg weisen und später die grünen Felsmarkierungen für die Südgratroute (SG). Hält man sich an diese Vorgaben steht dem Tourenvergnügen nichts im Wege.
Um 09:00 Uhr standen wir mit 60m Seil, 10 Exen, ein paar Friends und Schlingen am Einstieg. Vor uns war bereits eine Gruppe unterwegs und hinter uns kamen bestimmt nochmals acht Gratbegeher. Das (relativ) frühe Losmaschieren hatte sich also gelohnt. Unterwegs hatten wir jedoch weder Stau noch wurde von unten gedrängelt. Die Gruppen verteilten sich sehr gut.
In einigen Führern und Tourenbeschrieben umfasst der Südgrat 19 Seillängen. Doch die Gehpassagen und das Cable können meiner Meinung nach nicht wirklich mitgezählt werden.
Unsere Route stellte sich aus den folgenden Seillängen zusammen:
- 1. SL - 4c - ein wenig dreckig und feucht
- 2. SL - 5c
Büchse - anspruchsvoller in gutem griffigen Fels mit tollen Griffen; sehr schön. - Cable - eine Klettersteigstrecke durch eine steile, glatte, abweisende Wand. Ohne Drahtseil kaum überwindbar. Benötigt viel Armkraft.
- 3. SL - 3c
- 4. SL - 5a+
- 5. SL - 3b
- 6. SL - 5a+
- 7. SL - 5c+
Quergang - sieht schwieriger aus als es ist. Erschwerend war, dass es in den Felsritzen noch feucht war. Gut abgesichert mit einem überhängendem Aufschwung am Ende des Quergangs. Danach tolle Plattenkletterei! - 8. SL - 5c+
Studernase - Anstieg in der Direktlinie. Geniale Seillänge. Die feinen Tritte und Griffe im unteren Teil werden durch Risse im oberen Teil abgelöst. - 9. SL - 4c
Kurze SL über eine kleine Platte - 10. SL - 5b
Schöne Wandkletterei in bestem Kalk - 11. SL - 4b
- 12. SL - 3b
- 13. SL - 5b
Katzensprung - 30m schöne Kletterei. Der Katzensprung befindet sich gleich hinter dem Stand. Für Nichtspringer wurde eine Abseilstelle eingerichtet. - 14. SL - 5c
Eine schöne Verschneidung - 15. - SL - 4c
In griffigem Felsen erreicht man in der letzten Seillänge sorgenfrei den Ausstieg.
Nach knapp 6 Stunden erreichten wir der Gipfel, wo es erst mal eine Brotzeit gab. Den Abstieg wählten wir über den Pt. 1289, dann in nordöstliche Richtung hinunter in Richtung Balm zurück.
Wir empfanden beide die Tour als ein sehr genussvolles Erlebnis. Der Schwierigkeitsgrad ist sehr moderat vergeben und wir kamen kaum an unsere Grenzen. Alle Seillängen sind top abgesichert und wo nichts besteht gibts Platz für Friends und Sanduhren! Mit der ständigen Aussicht auf die Zentralalpen auch für das Auge ein Genuss.
Neben dem Südgrat gibt es noch die Südwand (bis 13 SL) auf das Balmfluechöpfli mit dem markanten Turm, welche bestimmt ebenso lohnenswert ist. Wir kommen also wieder!