Aiguilles de Baulmes
Kletterwochenende à la Alpendudes in dem vielseitigen Klettergebiet oberhalb von Baulmes.
Freitag, 08. Mai 2020
Wenn ich schreibe, ein Kletterwochenende à la Alpendudes, dann meine ich relaxtes Sportklettern an sonniger Lage, danach einen stattlichen Apéro mit viel Hopfentee, untermauert von elektronischer Gitarrenmusik aus der UE Boombox, Sonnencreme auf der Haut und deren Geschmack in der Nase, feines Fleisch vom Gasgrill, als Beilagen Salat und Rotwein und eine Nacht im VW-Bus in der Natur. Auf solche Tage habe ich immer Lust und genau dies taten wir oberhalb von Baulmes.
Statt wie geplant diese Tage nach Orpierre zum Klettern zu fahren, fanden wir uns im nördlichen Teil des Waadtländer Juras in der Nähe von Sainte-Croix ein. Die Grenzen ins Ausland waren für Normalsterbliche wegen der Corona-Pandemie noch immer geschlossen. Doch bis zur Schweizerisch-Französischen Grenze wagten wir uns vor. Schon oft habe ich von den "Nadeln" von Baulmes gelesen, nun hatten wir zwei Tage Zeit, um auf ihnen herumzuturnen.
Kaum lässt man die Hauptverkehrsachsen nach Yverdon hinter sich, taucht man in die Schönheit des Juras ein. Kleine Dörfer mit traditionellen Häuschen und schönen Kirchen teilen die lieblichen Wiesen und Hügel untereinander auf. Bald befanden wir uns auf der Passstrasse zum Col de l'Aiguillon, wo wir wenig später bei einem der Parkplätze den VW-Bus abstellten. Wir hatten Glück und einen Adlersitz mit weitem Blick ins benachbarte Frankreich entdeckt. Hier würden wir bestimmt einen grossartigen Sonnenuntergang erleben.
Doch erst wollten wir die Felsen spüren. Jeder der in Baulmes war, hat bestimmt eine oder beide Grate begangen. Wir starteten mit der Petite Arête auf der Route "Les Schtroumpfs 4b" mit Bergschuhen und einem 30m Seil. Am Ende des Grates kann noch weiter auf den Roche au Piton geklettert werden. Von dort aus reicht das 30m Seil bis zum Ausstieg.
Nach einem stärkenden Riegel machten wir uns sogleich auf zur Grande Arête, welche wir über den Normalweg (3b) ebenfalls mit Bergschuhen und dem laufenden Seil überkletterten. Obwohl die Grande Arête einfacher zu klettern ist, hat sie mir mehr gefallen, da sie genüssliche, sehr exponierte Abschnitte zu bieten hat.
Gestärkt vom Mittagessen, machten wir uns auf zum Sportklettern im Sektor Pierrier, wo wir uns an folgenden Routen erfreuten:
- Lagaffe 6a
- No Name 5b (geschätzt)
- Petit Mont 6a
- Grand Mont 6b
Danach war es für den heutigen Tag genug und Zeit, sich den eingehend erläuterten Tätigkeiten zu widmen. Der Sonnenuntergang und die Aussicht ins benachbarte Franzosenland waren wirklich gigantisch. Schöner konnten wir den Tag nicht ausklingen lassen.
Samstag, 09. Mai 2020
Nach dem Frühstück kehrten wir "um warm zu werden" zurück zum Einstieg der Petite Arête und kletterten die Normalroute (3c) in den Bergschuhen am laufenden Seil. Auch hier war eines der Highlights das Abklettern am Gratende und das wieder hochklettern auf den Roche au Piton (4c).
Nun waren wir fit fürs Sportklettern und begaben uns in den Sektor Roche Oubliée, wo wir die Routen
- Dièdre 5a+
- Cheminée 6b
kletterten. In der Zwischenzeit hatte es ziemlich Zulauf gegeben. Es wurde in allen umliegenden Sektoren fleissig geklettert und ein stilles Plätzchen gab es nicht mehr. Also war erstmal eine Mittagspause angesagt.
Im bereits bekannten Sektor Pierrier fanden wir schliesslich noch einen freien Felsen und die sehr schöne und empfehlenswerte Route
- Sortie Yverdon Ouest 5b.
Der einzig nicht besetzte Spot war der sehr schlecht und ausgesetzt zugängliche Roche aux Cheminées. Um zu den Routen zu gelangen, musste man sich an einem Fixseil herunterangeln. Doch dort angekommen entdeckt der Kletterer kompakten Fels mit einladenden Routen.
Doch wer das Topo nicht lesen kann wird auch hier bestraft. Keine der acht Routen verfügt oben über eine Umlenkung! D. h., es wir oben ausgestiegen und an einem Baum gesichert. So kam es, dass ich Dominik nachsicherte und wir anschliessend über den Fussweg wieder abstiegen, um unsere Rucksäcke zu holen ;-)
- Nos dix-sept ans 5a
Die Hängematte und das kühle Panaché im VW-Bus lockten uns zurück und beendeten schliesslich das heutige Klettern. Nach einer grosszügigen Nachmittagspause traten wir den Heimweg an. Um noch etwas von der schönen Landschaft zu sehen, wählten wir den Weg über Sainte-Croix. Dabei kamen schon wieder unzählige Ideen auf, was man in dieser tollen Region noch alles machen könnte.