Wetterhorn (3'692m)

Genusshochtour auf einen prominenten Aussichtsgipfel der Berner Alpen.

Bilderbuch-Bergwelt
Bilderbuch-Bergwelt

Freitag, 21. Juli 2017

Um einem eventuellen Sonntagmorgen-Hochtourenandrang durch andere Seilschaften am Berg zu entweichen, beschlossen Dominik und ich, dem Wetterhorn an einem Samstag einen Besuch abzustatten. Dafür blieben wir am Freitag dem Büro fern und fuhren am Mittag nach Grindelwald. Das Auto parkten wir beim Hotel Wetterhorn, weil der Name so gut zur Tour passte. Von dem grossen, zahlungspflichtigen Parkplatz brachte uns dann das Postauto zur Haltestelle Abzweigung Gleckstein (1'557m), welche vermutlich speziell für den Hüttenzustieg zur Glecksteinhütte eingerichtet wurde.

Auf dem Ischpfad in Richtung Glecksteinhütte.
Auf dem Ischpfad in Richtung Glecksteinhütte.

Von hier führte der Ischpfad als angenehmer, jedoch teilweise ausgesetzter Höhenweg nach Engi. Dem Pfad weiter in das Tal in Richtung Zybachsplatten folgend, hatten wir fortan einen herrlichen Blick auf den oberen Grindelwaldgletscher.

Es war gut erkennbar, dass der Gletscher in den letzten Jahren massiv geschmolzen ist. Die glatten, abgeriebenen Felsplatten der steilen Schlucht hatten über eine sehr lange Zeit keine Sonne abbekommen.

Sicht auf Schreckhorn und Eiger
Sicht auf Schreckhorn und Eiger

Nach dem Passieren des kleinen Wasserlaufs, welcher über den Pfad plätscherte und die Wanderer erfrischte, folgte bald der finale Aufstieg zur Glecksteinhütte. Schon von weitem erkennbar, thronte die grosse Bergunterkunft des SAC Burgdorf, welche ehemals 1904 als Hotelanlage eröffnet wurde, über dem Tal.

Die willkommene Aufstiegserfrischung.
Die willkommene Aufstiegserfrischung.

Dank der Tatsache, dass es Freitag war, fanden sich nur etwa 15 Gäste zum Abendessen ein. Entsprechend ruhig und entspannt war es im Aufenthaltsraum. Dominik und ich hatten für die Nacht ein Viererzimmer mit Blick auf den oberen Grindelwaldgletscher für uns alleine. Dieser Luxus war natürlich willkommen.

Samstag, 22. Juli 2017

Die Tagwache war um 03:15 Uhr. Alle Gäste waren Hochtourengänger. Unter ihnen auch einige Bergführer. Um 04:00 Uhr starteten wir auf den Weg in Richtung Chrinnenhorn. Nach circa 30 Minuten zweigte der Pfad nach rechts weg und war fortan mit weissen Strichen auf den Felsen gut markiert und einfach zu finden.

Wäre auch noch eine Wand zum Klettern!
Wäre auch noch eine Wand zum Klettern!
Olli steigt vor.
Olli steigt vor.

Am unteren Ende des Chrinnengletschers montierten wir die Steigeisen und stiegen die erste Steilstufe hoch, um dann in östliche Richtung auf flacherem Gelände die Rampe zu erreichen, welche uns schliesslich auf den Sporn führte.

Hier trafen wir auf Spalten, welche jedoch gut sichtbar waren. Der Firn war pickelhart und ermöglichte ein zügiges vorwärtskommen. Auf dem Sporn packten wir die Steigeisen wieder in den Rucksack und stiegen bis auf etwa 3'200m auf. Dann folgte die Querung östlich über die Schrofen und ein Bachbett zum Willsgrätli.

Ein Gipfel mit Aussicht.
Ein Gipfel mit Aussicht.

Auf dem Grat wechselt sich Bruch mit gutem Gestein ab. Allfällige Hindernisse konnten überklettert oder in der Flanke umgangen werden (teils etwas exponiert). Im unteren Gratabschnitt hatte es sogar Sicherungsstangen und Stellen mit Bohrhaken, ansonsten war der Grat "sauber" :-)

Dass er viel begangen wurde, zeigten die vielen Kratzspuren der Steigeisen auf den Felsen. Sie markierten zudem den Weg recht gut und im Zweifelsfall (ob richtig oder falsch) konnten wir ihnen folgen.

Olli beim Abstieg.
Olli beim Abstieg.
Dominik reitet den Fels!
Dominik reitet den Fels!

Auf dem Wettersattel montierten wir nochmals die Steigeisen für den kurzen Aufstieg im Firn. Schliesslich folgten die letzten Höhenmeter bis zum Gipfel. Leider liess eine Wolke im Nordosten "nur" die Sicht auf die Giganten des Jungfraugebiets zu. Dieser Ausblick war allerdings auch schon mehr als gut!

Der Abstieg erfolgte analog dem Aufstieg. Wir nutzten einige Sicherungsstangen und kletterten die heiklen Stellen langsam hinunter. In der Zwischenzeit war die Sonne draussen und trocknete den feuchten Felsen. Die Tour im Sonnenschein zu beenden machte den Hochtourengenuss perfekt.

Die Länge des Abstieges war jedoch nicht zu unterschätzen, da einige Kraxelstellen überwunden werden sowie Steigeisen an- und ausgezogen werden mussten. Doch nach circa drei Stunden erreichten wir die einladende, sonnenbeschienene Terrasse der Glecksteinhütte, wo es das verdiente Tourenbier gab.

Auch die Heimreise erfolgte analog dem Hinweg. In gemächlichem Tempo – abgestimmt auf den Busfahrplan – wanderten wir zurück zur "Abzweigung Glecksteinhütte", von wo aus uns der Bus zum Parkplatz des Hotels Wetterhorns zurückbrachte.

Das verdiente Bierchen auf der Terrasse der Glecksteinhütte vor phänomenaler Kulisse!
Das verdiente Bierchen auf der Terrasse der Glecksteinhütte vor phänomenaler Kulisse!

Dominiks Fazit: 

"Eine tolle Tour mit allem, was dem Bergsteiger Freude macht: Schutt, Gletscher, exponiertes Klettern, tolle Ausblicke. Die Glecksteinhütte ist top geführt und man fühlt sich wirklich sehr willkommen. Werde gerne wiederkommen!"

Anmerkung: Textpassagen in Anlehnung an Dominiks Hikr-Bericht.

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