Trotzigplanggstock und Wichelplanggstock Gesamtüberschreitung
Luftige Südgratbegehung mit Kraxel-Dude Dominik im herrlichen Sustengebiet!
Freitag, 18. Juli 2014
Eigentlich, ja eigentlich, so fängt so mancher Tourenbericht an und meistens gibt man dem Wetter dafür die Schuld. Hier meine lieben Leserinnen und Leser ist es nicht anders. Eigentlich wollten wir zwei Tage ins Sustengebiet fahren, um rund um die Sustlihütte einige Unternehmungen zu tätigen. Doch Wetterbedingt planten wir um und setzten alle Karten auf den Samstag.
Unser Vorhaben war die Überschreitung des Trotzigplanggstock (2954m) und des Wichelplanggstock (2974m) in einem Rutsch ohne Übernachtung auf der Sustlihütte. Dazu fuhren wir bereits am Freitagabend mit Dominiks VW Bus Alois zum Sustenbrüggli. Um 22:30 Uhr kamen wir da an, tranken noch ein Bierchen und stellten dann den Wecker auf 04:30 Uhr, bevor wir uns zum Schlafen hinlegten. In Anbetracht der vielen parkierten Autos und der Tatsache, dass der Samstag der einzige schöne Tag dieses Wochenendes werden soll, wollten wir morgen zeitig los.
Samstag, 19. Juli 2014
05:00 Uhr: Eine Tasse heissen Tee und einen Nussgipfel hatten wir schon im Magen. Noch war die eingeschaltete Stirnlampe auf dem Kopf, doch das Morgenblau setzte bereits ein. Wir befanden uns auf dem Leiterliweg, welcher uns zur Sustlihütte führte. Bereits um 05:30 Uhr war es taghell. Statt den veranschlagten 1:15 h passierten wir die Hütte bereits nach 30 Minuten. Einige Bergkameraden standen bereits davor, beobachteten den Sonnenaufgang, die Route oder waren auf dem Weg zum Toilettengang.
Zügig weiter, denn wir wollten auf dem Grat nicht in den üblichen Seilschaftenstau kommen. Hoch ging es nordwärts der blau-weiss-blauen Wegmarkierungen in Richtung Trotzig / Murmet. Der Weg war gut markiert. Auf der Höhe von ca. 2450m erreichten wir die Verzweigung zwischen Trotzig und Grassen (bis hierhin war der Weg identisch). Nun folgte der Pfad auf dem Sattel zwischen Murmetsplangg- und Trotzigplanggstock hoch bis zum Südgrat, wo sich der Einstieg befand. Nach dem Queren einiger Firnfelder war uns klar, dass vor uns keine weitere Seilschaft unterwegs war. Was für ein Glück für diese oft begangene Route!
Doch die Gipfelstürmer liessen nicht auf sich warten. Bereits als wir den Anseilplatz auf der Lücke erreichten, sahen wir viele kleine, schwarze Punkte, welche über das Firnfeld auf uns zukamen. Doch diese mussten erst noch einige Höhenmeter hinter sich bringen.
Bald befanden wir uns in den ersten Seillängen, welche wir beide kletternd am langen Seil bestritten. Erst als der Schwierigkeitsgrad 4c (ab 6. SL) erreichte, richteten wir fixe Sicherungsstände ein. Im Verlauf der Route galt es auch einige Male hinunter zu klettern.
Nach 3.5 Stunden erreichten wir um 09:00 Uhr den Gipfel des Trotzigplanggstocks als erste Seilschaft. Hier gönnten wir uns eine zehnminütige Pause bevor es dem Grat entlang in weiteren 10 Seillängen dem Wichelplanggstock entgegen ging. Zweimal Abseilen war auch auf diesem Teilabschnitt angesagt, was der Tour zusätzliches alpines Flair verlieh. Überhaupt ist diese Überschreitung ein ernst zu nehmendes, alpines Abenteuer und erfordert trotz top Absicherung einiges an Ausdauer und Erfahrung. Wer sich jedoch diesen Herausforderungen stellt, erlebt eine abwechslungsreiche Tour mit ein paar willkommenen Überraschungen wie beispielsweise die „Brücke“ (ein Balanceakt über eine Felsplatte) oder den „Titlis-Schritt“ (ein notwendiger, extrem luftiger Schritt mit atemberaubendem Tiefblick).
Den Gipfel des Wichelplanggstocks genossen wir nach einer Totalaufstiegszeit von 6.5 Stunden schliesslich 30 Minuten für uns ganz alleine. Der herrliche Rundumblick auf Titilis, Grassen, Sustenhorn, Gwächtenhorn, Spannort und wie die Grossen und Kleinen alle heissen, präsentierte sich bei dem Prachtswetter von seiner besten Seite.
Seillängen zum Trotzigplanggstock: 3a, 3c, 4a, 4b, 3b, 4c, 3c, 4a, 4a, 3b, 3a
Seillängen Trotzigplanggstock - Wichelplanggstock: 3a, 4b, 4c, 4c, 3c, 2a, 4c, 3b, 3b, 4c
Vom Turm des Wichelplanggstocks kamen wir durch dreimaliges Abseilen, einigem T5 Gehgelände und erneutem zweimaligen Abseilen auf ein Schneefeld (Pickel empfohlen!) auf die Normalabstiegsroute vom Grassen zur Sustlihütte. Das genaue Topo für die Überschreitung sowie der beschriebene Abstieg, sind auf der Homepage der Sustlihütte abrufbar.
Um 14:30 Uhr erhielten wir auf der Hütte unser verdientes Gipfelbierchen. Zu Mittag assen wir jedoch erst im Restaurant Sustenbrüggli an der Passstrasse. Die dortige Rösti mit Spiegelei sei dem hungrigen Berggänger empfohlen!
Fazit: Eine herrliche, gut abgesicherte, alpine, lange Bergtour in bekannter, grandioser Landschaft. Es lohnte sich früh aufzustehen. Als Seilschaft in der Mitte der Ameisenstrasse zu sein ist bestimmt nicht spassig und würde dem eigentlichen Flair dieser Route nicht gerecht werden!