Lagginhorn (4010m)
Südgratüberschreitung des Lagginhorn, dem niedrigsten, jedoch nicht minderwertigen 4000er der Schweizer Alpen. Tour mit Dominik.
Samstag, 21. Juli 2012
Trübes Wetter, teilweise heftiger Niederschlag und wolkenverhangene Landschaften begleiteten uns auf der Fahrt ins Wallis. Ein richtiger Spätherbsttag vor dem Winteranfang; so kam es uns vor. Bald waren wir im Lötschbergtunnel und liessen uns mit der Eisenbahn in den Süden transportieren, wo uns strahlender Sonnenschein erwartete. Die Herbstgefühle waren sogleich vorbei und wir freuten uns auf den bevorstehenden Tag.
Nach dem Mittagessen im Restaurant Moulin in Saas Grund, fuhren wir mit der Gondelbahn hinauf nach Kreuzboden (2397m), von wo aus wir in gemütlichen 30 Minuten die Weissmieshütte auf 2726m erreichten.
Uns wurde ein Schlafplatz im alten Gebäude von 1925 zugewiesen. In dem wunderschönen, ja schon fast antiken Häuschen würden wir fern vom Hüttenlärm genüsslich schlafen.
Für die Nachmittagstour hatten wir uns das Jegihorn ausgesucht. Ein blau-weisser Wanderweg führte in ausgeschilderten 2,5 Stunden hinauf. Wir benötigten für die Strecke gerade mal eine knappe Stunde. Zeit ist sehr relativ; auf welche Aussagen kann man sich verlassen?
Das Abendessen gab es ebenfalls in der rustikalen, alten Hütte. Es musste keiner hungern, es gab riesige Portionen. Wir waren schon hundemüde und legten uns bereits um halb neun Uhr hin. Schliesslich sollte die Tagwache morgen schon vor 4:00 Uhr sein.
Sonntag, 22. Juli 2012
Geplant war eigentlich als diesjährig erste Hochtour der Normalweg hinauf auf das Lagginhorn. Doch irgendwie schien uns dieser Routenverlauf am Vorabend doch zu banal. Daher beschlossen wir eine Überschreitung des Gipfels über dessen Südgrat zu unternehmen. Da waren die Anforderungen natürlich auch höher: AS und Klettern III+. Doch diese Schwierigkeitseinstufung sollten wir ebenfalls im Griff haben und zudem wollten wir auch ein wenig gefordert werden.
Um 4:30 Uhr verliessen wir die Weissmieshütte in Richtung Hohsaas. Kurz vor der Seilbahnstation bogen wir jedoch vom Wanderweg links ab und stiegen das zum Teil vereiste Firnfeld hoch zum Lagginjoch.
Bereits nach knapp zwei Stunden erreichten wir den Kam und wurden von der aufgehenden Sonne begrüsst. Wir zogen die Steigeisen aus und begannen mit der tollen Blockkletterei auf dem Grat.
Bis zum ersten Gendarm kletterten wir frei ohne Seil. Erst hier wurde das Gelände schwieriger. Es folgten auf dem Weg zum Südgipfel zwei kurze Abseilstellen, die schwierigste Passage stellte jedoch eine weitere Abseilstelle am genannten Vorgipfel.
Hier verloren wir einerseits Zeit, da vor uns noch eine andere Seilschaft mit der Herausforderung kämpfte, anderseits weil wir (wie unsere Vorgänger) die falsche Abseilstelle verwendeten. Die richtige sei hier gesagt, befindet sich ganz oben auf dem Gendarm ein wenig rechts!
Nachdem wir auch diese Stelle hinter uns gebracht hatten, sahen wir uns schon fast auf dem Gipfel. Doch dies war nicht so! Wir waren nochmals gut eine Stunde unterwegs, ehe wir um 12:20 Uhr nach total ca. acht Stunden uns gegenseitig gratulieren konnten.
Für den Abstieg über die Normalroute über das Schneefeld zurück zur Hütte benötigten wir zwei Stunden. Nachdem wir unser dort deponiertes Material eingepackt hatten, ging es in weiteren flotten 15 Minuten hinunter nach Kreuzboden, wo wir ein verspätetes, aber wohl verdientes Mittagessen genossen.
Mit der Gondelbahn ging es schliesslich wieder hinunter nach Saas Grund, wo das Auto auf uns wartete. Das war sie auch schon, die Geschichte unserer ersten Hochtour im 2012.