Gross Furkahorn (3'169m)
Über den wunderbaren Ost-Südost-Grat auf das Höchste der Furkahörner.
Samstag, 15. August 2020
Am späten Vorabend fuhr Dominik mit mir hoch zum Furkapass. Es war bereits stockdunkel und der Parkplatz auf der Passhöhe gut gefüllt. Schnell stellten wir den Bus hin und bekamen beim Einschlafen gerade noch mit, dass es draussen wieder tröpfelte. Würden die Verhältnisse die Besteigung des Gross Furkahorn zulassen?
Kurz nach 06:00 Uhr gab es heissen Tee und Zopf mit Honig. Mit den ersten Sonnenstrahlen starteten wir los in Richtung Furkablick, wo wir wenig später dem gut ausgeschilderten Wanderweg zur Sidelenhütte folgten.
Das Wetter versprach heute wunderschön zu werden – bereits jetzt war schon keine Wolke mehr am Himmel ersichtlich. Die wilde Bergkulisse beeindruckt bei jedem Besuch wieder aufs Neue. Hier trifft man auf den besten Granit, welchen die Schweiz zu bieten hat. Die Vorfreude stieg mit jedem Schritt, den wir in Richtung des Sidelengletschers machten.
In etwa bei Pt. 2'643 verliessen wir den Wanderweg und schritten dem berühmten "Hannibal", entgegen, ehe wir nach Nordwesten ausholend zum Ost-Südostgrat des Gross Furkahorns gelangten. Von weitem konnten wir schon zwei Seilschaften ausmachen, welche sich in den ersten Seillängen befanden.
Dass wir nicht alleine an diesem Wochenende unterwegs sein werden, war uns klar. Trotzdem hielt sich die Freude in Grenzen. Jedenfalls solange, bis wir in der dritten Seillänge die beiden Gruppen überholten und nun in unserem gewohnten Tempo voranschreiten konnten.
Die Route ist fantastisch, der Fels wie erwartet perfekt. Trotz der Ausgesetztheit gibt es immer wieder perfekte Griffe und die heiklen Stellen kann man sehr gut absichern. Die Herausforderung liegt bei etwa 4c, doch diese Schwierigkeit sollte man beherrschen. Wir gingen in den Kletterfinken.
Bald gelangten wir an den "Roten Turm", doch zuvor verstieg ich mich noch über zwei grosse Felszacken, welche links umgangen werden müssten! Dem Nachahmer sei dies hier nochmals mitgeteilt: Vor dem Roten Turm die Felszacken links umgehen.
Am Turm vorbei, ging es wieder zurück auf den Grat. Die letzten zwei Seillängen zum Gipfel waren dann noch das Sahnehäubchen der Tour. Kraftvoll und steil klettert man die riesige Gipfelfelsplatte hoch zum exponierten Abseilstand. Weiter geht es hier definitiv nicht!
Der Blick kreiste über die zahlreichen Spitzen und schroffen Felsgräte, welche dieses Gebiet so einmalig machen. "Hält die Felsnadel wirklich, wo wir beide draufstehen", fragte ich mich im Stillen beim Einrichten des ATC für das Abseilen?
15 Meter weiter unten, die Felsnadel immer noch fest verankert, gab es erst einmal etwas zu Essen und Trinken. Wenig später seilten wir über die 40m Abseilpiste runter. Da gerade noch eine andere Seilschaft den Berg über einen anderen Zustieg erreichte, konnten wir dank zwei 60m Seilen in einmal runterseilen (es gäbe auch die Möglichkeit in 2x20m abzuseilen bei der 40m Abseilstelle). Leider blieb das Seil beim Abziehen hängen und wir mussten wieder einige Meter hinaufklettern, um es zu lösen.
Der Weg zurück zum Einstieg ist nicht der einfachste. T5 ist es allemal und bei schlechten Verhältnissen (Nässe, Restschnee) problematisch! Bohrhaken sucht man vergeblich, also Vorsicht.
Mit dem VW-Bus fuhren wir anschliessend nach Tiefenbach und auf der kostenpflichtigen Strasse hoch zum Wanderparkplatz der Albert-Heim-Hütte. Dort blieben wir eine weitere Nacht, da wir den morgigen Tag noch für ein neues Abenteuer nutzen wollten.