Gross Bielenhorn SE-Grat
Beschreitung des Südostgrates des Gross Bielenhorns mit Dominik.
Sonntag, 11. Juni 2017
Dominik und ich übernachteten im VW Bus auf der Furka Passhöhe. Um 07:00 Uhr starteten wir von dort nach einem kleinen Frühstück. Wie am Tag zuvor mühten wir uns über die instabilen Schneefelder bis zur Sidelenhütte (2'708m) hoch. Das Wetter war top und der Tag versprach hervorragend zu werden.
Unser Ziel war der Südostgrat des Gross Bielenhorns. Diesen und eventuell die Route weiter bis zum Gipfel des Berges wollten wir in Bergschuhen bestreiten. Obwohl die Route die Anforderung bis in den fünften Schwierigkeitsgrad erforderte, waren wir sicher, dies im alpinen Stil meistern zu können.
Bereits kurz nach 08:00 Uhr passierten wir die Hütte. Es war nichts los, wir sahen keine anderen Berggänger auf den Grat zugehen. Guter Gefühle schritten wir in Richtung Scharte bzw. Lücke neben dem kleinen Kamel hoch.
Wir hatten gute Verhältnis und wussten von anderen Seilschaften, dass dieser Aufstieg möglich ist. Trotzdem montierten wir die Steigeisen, denn im oberen Bereich wurde es ganz schön steil.
Als stolze "Kamelbesteiger" (die Klettertour, welche wir gestern unternahmen) stiegen wir links des Felsmassives hoch. Auf der Krete wurde es dann wesentlich einfacher und wir schritten ohne Steigeisen und Seil den Grat hinauf.
Bald folgte die 5b+ Stelle und wir sicherten uns gegenseitig ab. Mit Bergschuhen ist es eben schon anders als mit Kletterfinken. Ab und zu hörte man ein leises oder auch lauteres Fluchen des Vorsteigers, welcher mit den dicken Bergschuhen eine Leiste oder eine Platte hochging. Doch das störte niemanden. Wir waren ganz alleine unterwegs.
Die 5c+ Stelle meisterte ich erfolgreich im "Alpinstyle". Im Nachhinein hätte ich sie auch ohne Stand auf den Bohrhaken geschafft. Doch wir wollten zügig weiter.
Nach der Abseilseilstelle (15m) beschlossen wir, nicht bis auf den Gipfel aufzusteigen. Einerseits lag noch viel Schnee auf dem Felsen, anderseits waren wir in unserem Zeitplan – zumindest für den Gipfelanstieg – ein wenig hintendrein.
Das Wetter mit der gnadenlosen Sonnenbestrahlung war geradezu (über)genial! Wieso nicht am Nachmittag ein kurzer Schwumm im Vierwaldstättersee? Über die Scharte seilten wir uns in vier Etappen hinunter, ehe wir wieder den Grat erreichten und abstiegen.
Ein Bierchen in der Sidelenhütte gehörte natürlich dazu! Doch die mitbestellte Nussgipfelstange war dermassen trocken, dass einem fast der Mund zuklebte. OK, auch nicht schlecht. Denn grundsätzlich reden Dominik und (ein wenig) ich genug dummes Zeugs.
Zurück beim VW-Bus gab es ein sehnsüchtig erwartetes Coca-Cola mit anschliessendem Rülps-Contest, wobei sich die Zuschauer in Grenzen hielten. Erst als wir bei Buochs im Strandbad eine Abkühlung im See geniessen durften, fühlte ich mich wieder einigermassen gut. Die Sonne hatte mich ganz schön aufgeheizt.
Von Buochs nach Hause dauerte es schliesslich nicht mehr all zu lange. Die Furkaregion hat noch vieles zu bieten, denn es ist einfach cool, mit dem Auto so weit hoch zu fahren um dann in perfektem Fels auf knapp 3'000 Metern zu klettern!