Die Überschreitung der Gastlosen
Die klassische Überschreitung von Eggturm, Katze, Pyramide und Glattewandspitze mit Seilpartner Dominik.
Sonntag, 11. September 2016
Dominik und ich übernachteten nach der gestrigen Tour auf die Dent de Ruth auf dem Parkplatz Oberberg (1490m), welcher mir bereits von anderen Ausflügen bestens bekannt war. Für sieben Franken konnte man dort den Bus abstellen.
Heute widmeten wir uns der klassischen Überschreitung von Eggturm, Katze, Pyramide und Glattewandspitze. Nach dem Frühstück stiegen wir den steilen Weg hoch zum Oberbergpass (1820m), auf welchem auch schon da und dort Hand angelegt werden musste.
Obwohl es erst 08:30 Uhr war, schien die Sonne bereits gnadenlos auf uns herunter. Doch wir wollten gnädig mit ihr sein. Schliesslich hatten wir uns schönes Wetter erhofft. Um 09:45 Uhr erreichten wir den Pass und zogen unsere Klettergschtältli an.
Leider waren vor uns zwei weitere Seilschaften, welche gerade eben in die Route einstiegen. Dies bremste unseren Drang zum schnellen Vorwärtskommen ungeplant. Doch die parallel verlaufenden Routen schienen uns für den Einstieg zu heftig. Also warteten wir bis wir dran waren.
Die ersten vier Seillängen (4b, 4c, 5c, 4b, 4b <- Bewertung je nach Führer verschieden) führten auf den Eggturm (1934m). Einige Stellen waren poliert und fühlten sich an wie Marmor. Die Absicherung war Alpin, also so alle vier Meter ein Bohrhaken. Aber immerhin, im Verlauf der Überquerung wurden Bohrhaken immer rarer und die Sicherungen mussten grösstenteils selbst erstellt werden.
Nach dem Gipfelkreuz des Eggturms musste erst mal zu Fuss bis zu dem Felszacken mit dem Namen "Daumen" abgestiegen werden. Diese Formation umgingen wir ostseitig und kehrten kurz vor der "Katze" wieder auf den Grat zurück. Die Felsformation, welche ihr den Namen "Katze" gab, erkletterten wir in einer Seillänge über die Route Arête Est (4c).
Danach ging es weiter in Richtung "Pyramide", welche wir über zwei weitere tolle Seillängen (4a, 4b) überschritten. Ein kurzer Abstieg brachte uns zu einem Couloir, welches steil und teilweise mit losen Felsbrocken versehen auf die Marchzähne führte. Dieser Teil musste fast vollständig selbst abgesichert werden, inklusive dem Stand beim Ausstieg. Die Kletterei war jedoch eine der schönsten auf der Tour!
Wir glaubten schon fast auf dem höchsten Punkt und somit kurz vor dem Gipfel der Glattewandspitze (1995m) zu stehen und entschlossen uns hier Mittag zu Essen. Brot, Käse, Wurst und Apfel stärkten uns ehe wir schnell weiterzogen, da die nächste Seilschaft bereits den Ausstieg erreichte.
Bis zum eigentlichen Gipfel mit dem eisernen Kreuz folgte ein schmaler Grat, auf welchem entlang geklettert werden musste. Der Schwierigkeitsbereich lag da ca. im dritten Grad und musste komplett selbst abgesichert werden. Luftig, aber einfach.
Doch vor uns hielt sich eine Seilschaft ganz schön lange mit dieser Herausforderung auf. Beim Gipfelkreuz überholten wird die etwa zehnköpfige Gruppe dann, indem wir – nachdem wir gefragt hatten – an ihrem Seil die Abseilpiste herunterrutschten. Der Tourenführer fand dies nicht "glatt" und motzte uns noch hinterher. Doch wir wollten nicht warten und waren froh, als wir endlich niemanden mehr vor uns hatten.
Nun lag es aber an uns, den richtigen Weg zu finden. Die Felsgruppe "Chemigüpfe" liessen wir aus und folgten dem Trampelpfad auf der Ostseite. Der Abstieg war nicht immer einfach zu finden und oftmals waren Irrspuren vorhanden. Auch war während der ganzen Tour Konzentration angesagt. Oft gingen wir zudem am kurzen Seil und kamen somit relativ schnell voran.
Beim Abstieg folgten wir den Steinmännchen. Sie sorgten dafür, dass die Tourengeher nicht zu früh in die gefährlichen Culoirs abstiegen. Schlussendlich kamen wir immer tiefer hinunter, aus den Felsen wurde Geröll, auf das Geröll folgte Gras und schliesslich Wiese.
Bald erreichten wir den Wanderweg, der uns just wieder zurück auf den Parkplatz Oberberg führte (Total: 7 Stunden). Eine tolle Rundweg-Kletter-Tour die ich jedem empfehlen kann. Jedoch sollte der 5 Grad sicher beherrscht, Sicherungen selbstständig angebracht werden können und alpine Kenntnisse vorhanden sein.