Galenstock 3586m
Genüssliche Hochtour mit kurzer Klettereinlage auf den vierthöchsten Berg der Urner Alpen.
Freitag, 10. und Samstag, 11. Juli 2015
Atypische Tourenplanung! Genau das ist der Schlüssel zum alleinigen Gipfelvergnügen, zur Risikominimierung durch hohes Tourengänger-Aufkommen und zur Umgehung von Verkehrschaos auf den Strassen. Immer mehr tendiere ich dazu, die Touren auf einen Freitag, Samstag oder Montag zu legen. Es ist einfach entspannter.
So auch diese Hochtour zusammen mit Dominik auf den Galenstock. Los ging es am Freitagabend nach dem Nachtessen über Luzern, Andermatt hoch zum Furkapass. Dort parkierten wir den VW-Bus auf dem grossen Kasernenparkplatz, wo sich schon viele andere Fahrzeuge befanden. Neben den vielen VW-Bussen, standen bereits einige Zelte auf der Wiese.
Als wir um 23:00 Uhr ankamen, wurde es bereits dunkel. Nach einem Gutenachttrunk, legten wir uns dann sogleich schlafen. Die Tagwache sollte noch vor vier Uhr erfolgen.
Der Tee für ein schnelles Frühstück wurde bereits am Vortag zu Hause gekocht und musste nur noch von der Thermosflasche in die Tasse gefüllt werden. Dazu gab es ein kleines, ebenfalls schon vorbereitetes Sandwisch. Diese Zeitersparnis kam uns zugute, so konnten wir schon um 04:00 Uhr auf den Höhenweg zur Sidelenhütte aufbrechen.
Bereits nach kurzer Zeit konnten die Stirnlampen ausgeschalten werden. Der Tag brach dank dem wolkenlosen Himmel früh an. In der Ferne konnten wir die Hütte, den „Hannibal“, den Gipfel des Galenstocks und die bekannte, kuriose Felssäule des „Kamels“ erkennen.
Kurz nach fünf Uhr passierten wir die Sidelenhütte auf 2708m. Wir entschieden über den Südost-Sporn den Gipfel zu erklimmen und stiegen erst wieder ein paar Höhenmeter zum Fusse des Hannibal ab. Dann schritten wir über den Gletscher immer der Lücke folgend dem Sporn entgegen steil hoch.
Nach einer kurzen Pause, begann die Kraxlerei über Blockfelsen und einigen Platten hoch zum Galengrat. Der Spass war jedoch von kurzer Dauer. Viel zu schnell, und einiges einfacher als erwartet, erreichten wir den Ausstieg. Die Kletterschwierigkeit ging nie über eine 4 hinaus, und auch diese war nur an zwei Stellen anzutreffen.
Ab Pt. 3365 liessen wir Seil sowie Rucksack zurück und nahmen den Gipfelanstieg nur mit dem Pickel in Angriff. Kurz vor 09:30 Uhr genossen wir schliesslich das ganze Gipfelplateau für uns alleine. Wir bestaunten respektvoll die riesige Gipfelwechte und den Rundumblick. Der Galenstock ist definitiv auch ein lohnender Skitourenberg. Wer weiss, vielleicht stehen wir im Winter mal mit den Skiern hier oben.
Flott waren wir zurück bei unserem Depot. Die weiche Schneeoberfläche lies ein angenehmes und schnelles Runterrutschen zu. Mit der ganzen Ausrüstung fanden wir dann auf Anhieb die gut markierte Abseilpiste bei Pt. 3252.
Die Abseilstelle verdiente ihren Namen! So etwas hatte ich bis anhin nicht gesehen. Da hatte der Erbauer doch tatsächlich terrassenartige Metallplatten in die Felswand montiert!? Was es nicht alles gibt. OK ich gebe zu, bequem waren die Stände allemal.
Dank unseren 60m Halbseilen erreichten wir das Schneefeld bequem in dreimal Abseilen. Schliesslich folgte eine lange Rutschpartie der Aufstiegsspur entlang hinunter zum Hannibal. Kurz nach 11:00 Uhr sassen wir schon auf Terrasse der Sidelenhütte, wo wir auf den Gipfelerfolg anstossen und eine Mittagssuppe schlürften.
Nach einem Mittagsschläfchen im Schatten schnallten wir uns nochmals das Kletter-Gschtältli an und vergnügten uns auf den Platten des Klettergartens gleich neben der Hütte. Doch so langsam hatten wir genug Sonne getankt. Immer wieder kühlten wir unsere Köpfe mit Gletscherwasser und tranken literweise Wasser.
Um 19:00 Uhr trafen wir schliesslich wieder auf dem Parkplatz beim Furkapass ein. Nach Brot, Suppe und einem weiteren Bierchen war dann genug für heute. Schliesslich waren wir seit über 17 Stunden auf den Beinen. Es folgte eine lange, erholsame und angenehme Nacht.
Weitere Fotos vom Samstag, 11. Juli 2015
Sonntag, 12. Juli 2015
Gipfeltag für die einen, Relax- und Chilloutzeit für die anderen. Nach gemütlichem Ausschlafen und Zmörgele (zahlreiche Kaffees!) entschlossen wir uns nach Gletsch 1757m zu Fahren. Dort, wo vor hundert Jahren einst der Rohnegletscher den Boden bedeckte, befindet sich heute eine liebliche Ebene mit Fichten und Büschen. Von überall her fliessen kleine Bächlein in die Rhone ein, und bilden damit eine herrliche Auenlandschaft.
Und Klettern kann man hier natürlich auch! Der Sektor ist in zwei Felsbänder geteilt. Im unteren eher die einfacheren Routen (bis 5a), im oberen Teil von 5b bis 6c in ein oder zwei Seillängen. Nach herrlicher Kletterei in perfektem Fels (Supersaxo 5b, Fertig Plaisir 6c (Nachstiegsversuch), Stefis Route 5c+), traten wir um 13:00 Uhr die Heimreise an. Es war einfach (selbst hier oben!) zu heiss, um sich in der Sonne aufzuhalten.
Um uns ein wenig abzukühlen, tauchten wir auf dem Rückweg bei Bouchs noch kurz in den Vierwaldstädtersee ein. Doch die Beständigkeit der Temperatursenkung war nicht von langer Dauer. Bereits beim Einsteigen in den Bus klebten Arme und Beine wieder an den Armaturen. Doch wir wollen uns nicht beklagen. Die letzten Tage herrschte ein Sommer wie im Bilderbuch. Er soll noch lange andauern!