Dom 4545m
Top of Switzerland, der höchste „hundertprozentige“ Eidgenosse!
Unterwegs mit den Alpendudes
Der Dom gehört zu jener Kategorie von Gipfeln, deren Besteigung man sich wirklich von ganz unten aus dem Tal erarbeiten muss. Da er der höchste Berg (nicht Gipfel) ist, der sich vollständig auf eidgenössischem Boden befindet und sein Gipfel sich zudem über tief eingeschnittene Täler erhebt, ist diese Unternehmung auch kein Pappenstiel.
Freitag, 05. August 2011
Um dieses Vorhaben zu meistern, hatten wir uns gleich drei Tage reserviert. Erster Tag zur Hütte, zweiter Tag Gipfel und zurück zur Hütte, dritter Tag Abstieg und Heimreise. Der Wetterbericht versprach einmal mehr nichts Sommerliches. Lange überlegten wir, ob wir überhaupt starten sollten. Schliessich sagten die Meteorologen für SamstagmorgenTrockenheit voraus, welche für eine Besteigung reichen könnte. „Wer wagt, gewinnt!“ Mit dieser Einstellung fuhren wir schliesslich mit dem Zug von Basel nach Randa.
Über den Basistunnel erreichten wir das Wallis sehr schnell. In Visp wechselten wir auf die Regionalzahnradbahn, hinein ins Mattertal. Das kleine verträumte Randa liegt sehr schön oberhalb der Mattervispa. Überraschenderweise schien die Sonne als wir aus dem Zug stiegen. Wir entschlossen uns für Sonnencreme, was sich jedoch bei dem folgenden Steilanstieg in Richtung Dom als Fehler herausstellte.
Die 1530 Höhenmeter zur Domhütte waren sehr abwechslungsreich, wenn auch schweisstreibend. Zur Europahütte verlief ein normaler Weg, dann folgte ein mit Eisentritten und Seilen gesicherter Pfad, welcher nur für schwindelfreie, geübte Berggänger war! Ab und zu folgten kleine Kletterstellen, was den Hüttenzustieg kurzweilig gestaltete.
Um 15:30 Uhr erreichten wir nach 2,5 Stunden die Domhütte auf 2940 m. Viel Betrieb herrschte da dieses Wochenende nicht. Gerade mal 17 Personen würden über Nacht bleiben. Wir genehmigten uns ein Bier, quartierten uns ein, und legten uns erst einmal für eine Stunde hin. Um 18:30 Uhr gab es dann Abendessen und zwei Stunden später lagen wir schon unter den Schweizer Militärdecken.
Samstag, 06. August 2011
Die Nacht war kurz. Alle Berggänger hofften auf gutes, trockenes Wetter. Um 02:00 Uhr war allgemeine Tagwache. Draussen war es nebelig und man konnte die Toilette von der Hütte aus gar nicht erkennen. Doch ein Blick auf den aktuellen Wetterbericht liess Gutes hoffen. Um 03:00 Uhr starteten wir schliesslich mit vier anderen Seilschaften. Nur im Licht der Stirnlampen suchten wir den Weg über die schotterige Gletscherzunge des Festigletschers.
Es war stockdunkel und nur ein paar einzelne Sterne schimmerten durch die dünne Wolkendecke. Wir stiegen vor bis zum Felssporn auf 3400 m. Hier montierten wir die Steigeisen und seilten uns an. Immer aufwärts auf dem Gletscher ging es in Richtung des Festijochgrates. Doch kletterten wir noch im Dunkeln bis auf das 3723m hohe Joch.
Die Kletterei im 2./3. Grad war einfach. Bald standen wir auf dem Festigrat, von wo es nur noch eine Richtung gab: nach oben! Meist konnten wir auf dem Firn gehen. Ab und zu war eine kleine Fels/Eis kombinierte Kletterei gefragt. Herrlich!
Je mehr wir an Höhe gewannen, desto heftiger wurde der Wind. Böenartig attackierte er uns von der rechten Seite. Manchmal so stark, dass wir das Gleichgewicht nicht mehr halten konnten und uns auf den Pickel stützen mussten.
Nachdem wir einen wolkenfreien Sonnenaufgang geniessen konnten, blies der Wind von Westen nun immer mehr feuchte Luft und somit schlechteres Wetter zu uns hinüber. Kurz unter dem Vorgipfel des Doms ging die Sichtweite auf einen Meter zurück. Bei starkem Schneegestöber nahmen wir den letzten Gipfelanstieg auf 4545m vor. Wer diesen kennt, der weiss es: die letzten 100 Höhenmeter sind die härtesten!
Um 09:00 Uhr standen wir nach 6 Stunden Aufstieg on the top of Switzerland! Sichtweite etwa 5 m und starker Wind, der einen fast wegblies. Noch vor einer Stunde war hier Sonne :-( Doch wir waren sehr zufrieden, hatten wir doch noch mit viel schlechteren Verhältnissen gerechnet. Zwei, drei Fotos, kurz etwas trinken uns so schnell wie möglich wieder runter. Pause würden wir später machen.
Der Abstieg erfolgte über die Normalroute auf dem Hobärggletscher. Nach einer Stunde befanden wir uns wieder in der Sonne und konnten windfrei eine Pause einlegen. Danach ging es weiter zum Festijoch 3723 m, von wo wir uns zurück auf den Festigletscher abseilten. Nun stand noch der lange Abstieg über Eis und Schotter zurück zur Domhütte an. Erst jetzt sahen wir, was wir am Morgen alles geleistet hatten. Über Spalten, Moränen und Abbruchfelder ging es immer weiter hinunter. Beim Felssporn auf 3400 m zogen wir die Steigeisen und Klettersachen aus. Es folgte der Restabstieg zur Domhütte, welche wir um 12:30 Uhr wieder erreichten.
Welch eine Freude, als die Anspannung nachliess und wir uns wieder in Sicherheit fühlten. Nach einem Bierchen gingen wir erst einmal bis 17:00 Uhr schlafen. Ausruhen und Energie aufladen. Den Abend feierten wir dann feucht fröhlich mit den erfolgreichen Seilschaften. Nur gerade drei der fünf gestarteten Seilschaften erreichten den Gipfel, und auch nur noch diese waren auf der Hütte!
Sonntag, 07. August 2011
Auf der Domhütte zu fünft, so was gibt es wohl selten. Es lag definitiv am schlechten Wetterbericht für Sonntag. Normalerweise ist diese im Sommer mit 50 Personen voll belegt! Wir hatten es also so richtig gemütlich. Am Sonntag war das Wetter dann erwartungsgemäss nicht mehr so gut. Aber auch nicht wirklich schlecht. Den Abstieg von der Hütte konnten wir trotz leichtem Regen in zwei Stunden hinter uns bringen. Die Heimfahrt erfolgte anschliessend wie die Hinfahrt mit dem Zug.
Der Dom, höchster Berg der Schweiz – ein Ziel eines jeden Bergsteigers. Die Alpendudes waren oben :-)