Pizzo Campo Tencia (3071m)
Die Tour zum höchsten Tessiner Gipfel hatten Dominik, Marc und ich uns schon lange zurechtgelegt. Nun hatten wir die Route in Angriff genommen. Eigentlich wollten wir den Pizzo Penca und den Pizzo Forno auch noch gleich mitnehmen, doch das Wetter spielte nicht mit. Somit hatten wir eine entspannte Tour um die Hochtourensaison zu beginnen.
Tag 1
Samstag, 05. Juli 2008
Grundsätzlich ist die Besteigung des Campo Tencia in einer anstrengenden Eintagestour möglich. Doch wir wollten es gemütlich angehen und auch noch gleich einige Nachbargipfel mitnehmen.
Wir parkierten das Auto in Dalpe (1192 m) und wanderten auf dem rot/weissen Wanderweg in rund zwei Stunden zur Capanna Campo Tencia (2140 m). Dort quartierten wir uns ein, assen eine Kleinigkeit und gingen bis zum Abendessen im nah gelegenen Felsen diverse Kletterübungen trainieren (Stand, Mehrseillängen, Vorstieg, usw.).
Bei einem wunderschönen Sonnenuntergang, einem Clara und Blick auf das Rheinwaldhorn (Adula, 3402 m) schmiedeten wir Pläne für den darauf folgenden Tag. Auf dem Rheinwaldhorn waren wir schon, hielt das Wetter, damit wir auch auf den Pizzo Campo Tencia kämen?
Franco, der Hüttenwart, verwöhnte alle mit seinem guten Essen. Danach liessen wir uns in den feudalen Kajütenbetten (nordisch) in der gut ausgebauten Hütte nieder.
Weitere Fotos vom Tag 1
Tag 2
Sonntag, 06. Juli 2008
05:00 Uhr, der Wecker ging. Aufstehen, Frühstücken, Toilette und los. Um diese Jahreszeit stand die Sonne schon hoch und erwärmte uns zusätzlich beim Aufstieg. Wir hatten sämtliches Material dabei, denn der Plan war, nach dem Gipfel des Campo Tencia über den Grat zum Pizzo Penca weiter zum Pizzo Forno und über den NO-Grat zurück nach Dalpe zu marschieren. Es sollte jedoch anders kommen, wie wir schon bald erfahren würden.
Der Aufstieg ging zügig voran, bald erreichten wir den Ghiacciaio Grande de Croslina und eine kleine Enttäuschung machte sich breit. Denn von dem einstigen Gletscher war nur noch ein Firnfeld übrig geblieben, welches rechterhand bequem umgangen werden konnte. Unten am Gletscher entsteht ein kleiner See wo man evtl. in zwanzig Jahren gut baden könnte.
Wir schritten also weiter. Bei Pt 2974 holte uns die Schlechtwetterfront schliesslich trotz dem frühen Aufstehen ein. Die Sicht sank auf unter 50m. Die letzen Höhenmeter standen an.
Dass wir auf Hochtouren beim Erreichen macher Gipfel meist keine Aussicht haben, daran hatten wir uns die letzen Jahre gewöhnt. Doch dieses Mal kam es noch heftiger. Kaum waren wir zurück bei Pt 2974 begann es zu regnen und von der Ferne war Donner zu hören. Wir entschieden zur Hütte zurückzugehen und von dort aus den Abstieg nach Dalpe vorzunehmen, denn es sah nicht nach einem kleinen Gewitter, sondern nach einer lang andauernden Kaltfront aus, welche vorausgesagt wurde.
In Regenmontur und von Eisregen gegleitet, erreichten wir ziemlich durchnässt die Capanna. Nach einer Stärkung begaben wir uns schliesslich wieder in den noch intensiveren Regen und nahmen den Rückweg im Laufschritt auf uns. Von allen Seiten donnerte, blitzte und stürmte es. Zum Glück waren wir im Talkessel und nicht wie geplant auf dem Grat. In der Rekordzeit von einer Stunde (ist es eine?), erreichten wir schliesslich Dalpe komplett durchnässt. Obwohl es 14:00 Uhr war, verdunkelten die Wolken so stark, dass die Strassenbeleuchtung anging. Von wegen Gore Tex. Wenn es wirklich mal richtig stürmt und regnet ist man froh, wenn man im Auto noch was Trockenes zum anziehen hat :-)